Elaine Louie
Premier Beer

Es kommt ja nicht so oft vor, dass ich mich über ein Bierbuch beim Lesen ärgere. Aber dieses hier?

Elaine Louie
Premier Beer

Der Anspruch des Buchs liest sich zunächst vielversprechend. Die Autorin Elaine Louie hatte sich zum Ziel gesetzt, von den seinerzeit noch überschaubar vielen Brauereien in den Vereinigten Staaten möglichst viele Biere zu verkosten. So sollte eine Reihe von Brauereiporträts entstehen, und das vielleicht sogar noch relativ umfassend.

Jeder andere hätte sich nun vielleicht auf den Weg gemacht und die Reise seines (oder ihres) Lebens angetreten. Einmal kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten, überall die Kleinstbrauereien besuchen, die Biere vor Ort verkosten und dann darüber schreiben. Beneidenswert!

Vermutlich aber ein bisschen zu teuer. Insofern verständlich, dass Louie versucht hat, ihr Projekt von zuhause aus durchzuziehen und hat die Brauereien angeschrieben, ihr deren Biere zu schicken. Zahlreiche Bierpakete müssen in der Folge verschickt worden sein.

Schade dabei: Biere aus Mikrobrauereien sind nicht für den langen Transport gedacht. Manchmal sind Biere sogar extra für die Autorin improvisiert in Flaschen abgefüllt worden. Leider ist dann die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Bier nicht im gewünschten Zustand ankommt. In glühender Sommersonne gebacken, im Nachtfrost leicht angefroren, gerüttelt und geschüttelt – das mag kein Bier sehr gerne. Schon gar nicht, wenn es vielleicht nicht ganz so perfekt hygienisch abgefüllt werden konnte, wie in einer Großbrauerei, nicht pasteurisiert oder mikrogefiltert worden ist und dann vielleicht noch wochenlang im Keller der Autorin auf Verkostung warten musste.

Kein Wunder, wenn ein Bier dann sauer geworden ist, überschäumt, keine Kohlensäure mehr hat oder gar faulig geworden ist. Das kann man dem Bier nicht vorwerfen, und dem Brauer auch nicht. Letzterem höchstens, dass er es hätte wissen können und trotzdem das Risiko eingegangen ist.

Warum man dann aber im Buch drüber schreiben muss? Ich weiß es nicht. Immer wieder stechen mir Formulierungen ins Auge, dass dieses oder jenes Bier leider aufgrund des Transports ungenießbar gewesen sein.

nur eines von vielen Beispielen, dass Biere auf dem Transport verdorben sind und trotzdem beschrieben werden

Auch Aussagen wie „yet, on a miserable muggy day, (this beer) would quench the thirst“ sind nicht gerade eine Auszeichnung für den Brauer und seine Produkte und haben in dieser Schärfe in einem Buch eigentlich nichts zu suchen.

In einem Blog mag das anders sein, dort können die Leser mit dem Autor in Interaktion treten, das Bier und dessen Beschreibung diskutieren und die Hintergründe der Bewertung besser verstehen. Bei einem Buch geht das nicht. Der Makel bleibt an der Brauerei haften, obwohl vielleicht der Transport oder die lange Lagerung schuld an der fehlenden Qualität war. Ärgerlich.

Das Buch hätte nämlich gut sein können. 1996 hätte es den Anspruch noch erfüllen können, einen repräsentativen Anteil der Mikrobrauerszene abzubilden. Zwischen einer und drei Seiten pro Brauerei, mit einer netten Geschichte über die Brauerin, den Gründer oder den Ort. Dazu Adresse, Telefonnummer und Empfehlungen für bestimmte Biere … Wäre ein schöner Reiseführer geworden.

So aber nicht.

Elaine Louie
Premier Beer
A Guide to America’s Best Bottled Microbrews
Pocket Books
New York, 1996
ISBN 0-671-53676-1

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