7 Jahre Stammgast
Bruchsal
DEU

Was für eine schöne Überraschung zum Abschied …

Sieben Jahre lang habe ich regelmäßig in diesem kleinen Stadthotel übernachtet. Sieben Jahre, in denen ich mich immer wohl gefühlt habe, das leckere Frühstück genossen habe und irgendwann dann auch so weit war, dass die Chefin immer mein Lieblingszimmer für mich reservierte, mein Lieblingsfrühstück für mich zubereitete und, und, und …

Nach beruflicher Neuorientierung werde ich in Zukunft nicht mehr nach Bruchsal reisen. Meine letzte Übernachtung, ein letzter netter Plausch mit der Chefin beim Frühstück.

Dann das Unerwartete: „Herr Quante, ich habe hier noch eine gute Flasche Bier im Kühlraum. Die wollte ich immer mal mit Ihnen trinken, aber jetzt hat es doch nicht mehr geklappt. Nehmen Sie sie als ein Abschiedsgeschenk.“

Spricht’s und stellt eine schöne 0,75-l-Flasche Orgemont Tripel auf dem Frühstückstisch. Was für eine nette Geste!

Fast komme ich in Versuchung, sie gleich zu öffnen – schließlich fahre ich ja mit dem Zug und muss mich nicht hinter das Steuer klemmen. Aber ich bleibe natürlich tapfer – ein so reichhaltiges 8,5%er schon morgens um sieben, das wäre zu viel des Guten.

So kommt die Flasche zunächst in den Kühlschrank, und erst viele Tage später folgen die …

Verkostungsnotizen

Orgemont – Bière Triple Bio – Artisanale Champenoise (8,5%)

Das Bier hat eine wunderschöne Kupferfarbe, und das erste Glas, das ich aus der Flasche einschenke, ist nahezu blank – die Hefe hat sich wunderbar in der Flasche abgesetzt. Das zweite Glas ist dann allerdings schon ein wenig getrübt – der Hefebodensatz ist also nicht allzu fest. Beiden Gläsern ist ein schöner, altweißer Schaum gemeinsam, der allerdings nicht lange so üppig bleibt, wie er auf dem Bild zu sehen ist. Stattdessen fällt er zu einer recht dünnen Schicht zusammen, die dann aber sehr langlebig ist, weil sie von einem steten Strom feinster Kohlensäurebläschen genährt wird.

Der Duft ist hefig und ein wenig phenolisch. Dezente Apothekenaromen, aber auch ein paar würzige Akzente sind in diesen Phenolen zu finden. Der Antrunk ist sehr spitz, ein bisschen kohlensäurescharf und leicht pfeffrig.

Auf der Zunge wird das Bier vielschichtig. Einerseits spüre ich eine gewisse Restsüße auf der Zunge, andererseits spüre ich auch eine hefige, adstringierende Bittere, die gegen die Malzsüße ankämpft. Gleichzeitig machen sich retronasal ein paar süßliche, estrige, aber auch phenolische Noten bemerkbar, die das Bier zunächst parfümiert wirken lassen, dann aber etwas herber, kräuteriger werden. Der Blick auf’s Etikett verrät, dass das Bier „avec plusieurs épices“ gebraut ist, mit mehreren Gewürzen also. Welche es sind, bleibt aber wohl das Geheimnis der Brauerei. Der Abgang betont dann die bitteren und phenolischen Noten, präsentiert noch ein wenig Honig und Lebkuchen im Hintergrund, und am Ende bleiben leicht trockene Schleimhäute, die Lust auf mehr machen. Auf mehr Bier.

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