„Angeblich ist es ein Bottle-Shop mit kleinem Schankraum“, sage ich zu meiner holden Ehefrau, als wir für einen Moment etwas ratlos in der Bierbar La Houblonnière zwischen den Holzregalen mit den vielen Bierflaschen stehen.
„Sieht aber nicht wirklich danach aus“, raunt sie mir zu, und ich muss sagen, sie hat recht.
prall gefüllte Bierregale
Links von uns Regale, rechts von uns Regale, und in der Mitte ein hohes Schränkchen. „Soll das die Möglichkeit sein, hier ein Bier zu verkosten?“ Ich runzle die Stirn.
Irgendwie scheinen wir aber beide Tomaten auf den Augen gehabt zu haben, denn nach einem Moment realisieren wir, dass die Theke direkt vor uns nicht nur der Kassentresen ist, sondern auch ein paar Zapfhähne aufweist, und links daneben geht es durch einen schmalen Durchgang in ein Hinterzimmer. Und das ist der Schankraum, hier können wir vor der Gluthitze fliehen und ein oder zwei kühle Biere genießen.
Es ist früher Nachmittag, und außer uns ist gerade niemand im Laden. Noch nicht einmal ein Verkäufer, und so haben wir die Möglichkeit, uns etwas genauer umzusehen. Während der Verkaufsraum vorne einfach nur zweckmäßig eingerichtet ist und man ihm ansieht, dass es darum geht, möglichst viele verschiedene Biere auf wenig Raum anzubieten, hat der Schankraum hinten ein ganz besonderes Flair. Die Wände sind mit bunten Kunstwerken behängt, es stehen Grünpflanzen herum, und ein altes Grammophon dient als Blickfang.
im Schankraum sieht es aus wie in einem Künstler-Café
„Sieht eigentlich eher aus wie ein Künstler-Café“, stelle ich fest und gehe erstmal zurück an den Tresen, denn mittlerweile ist jemand gekommen, bei dem ich bestimmt jetzt ein Bier bekommen kann.
„Na, habt Ihr schon einen Platz gefunden?“ Tiefenentspannt lässt mich der junge Mann die kleinen Holztäfelchen über der Theke studieren.
Nach kurzem Überlegen entscheide ich, meiner Frau ein 5,0%iges Blanche der Brasserie Ratz zu bestellen, während ich mich für ein Charbon, ein Stout mit Endivie entscheide. Es stammt aus der Brasserie L’Oustal und hat immerhin 7,0% Alkohol. Eigentlich viel zu stark an einem so heißen Sommernachmittag wie heute. Aber egal – wo bekomme ich sonst schon einmal ein Bier mit Endivie???
Im Verkostungsglas sehen beide Biere ein wenig traurig aus – schaumlos dümpeln sie dahin, aber geschmacklich sind sie in Ordnung. Deutlich besser jedenfalls, als es zunächst den Anschein hat.
Wir genießen nach einem anstrengenden Rundgang durch die Stadt einen Moment der Ruhe und fokussieren uns ganz auf unsere Biere und den urigen, kleinen Schankraum. Die Kunstwerke an der Wand könnten wir kaufen, und das eine oder andere würde uns sogar gefallen, aber in unsere Wohnung daheim würde keines von denen passen. Es bleibt also ganz gewiss beim Biergenuss.
drei feine Biere waren es insgesamt
„Lass uns noch einen Moment hier bleiben und uns etwas erholen“, bittet mich meine Frau, und so nutze ich die Gelegenheit und hole mir noch ein zweites Bier, diesmal eine Berliner Weisse mit Himbeeren von Garage Beer aus Barcelona, mit gerade einmal 4,0% Alkohol. Noch so ein starkes Bier wie das Stout, das wäre in der Hitze tödlich.
Aber auch so habe ich das Gefühl, zum Bier jetzt dringend etwas essen zu müssen. Ich laufe noch einmal an den Tresen zurück. „Gibt es bei Dir irgendetwas zum Knabbern?“
„Oh, ich kann Dir ein bisschen Wurst und Käse zusammenstellen, ein bisschen Brot dazu, und eine selbstgemachte Krem, was hältst Du davon?“
Sehr viel halte ich davon, und ein paar Minuten später bekommen wir ein kleines Brettchen mit wirklich vorzüglichen Spezialitäten serviert. Fein!
ein paar feine Spezialitäten zum Bier
Wir lassen es uns für einen Moment rundum gut gehen. Ich scanne noch einmal das große Angebot an Flaschen und Dosen ab, aber angesichts der Tatsache, dass wir noch ein paar Tage mit dem Auto unterwegs sein werden und die Biere in der Sommerhitze im Kofferraum bestimmt leiden werden, widerstehe ich der Versuchung, meinen Rucksack mit ein paar ganz besonderen Flaschen zu füllen.
Es bleibt also bei den drei vor Ort verkosteten Bieren, und mitnehmen tun wir nur die schönen Eindrücke von der angenehmen Atmosphäre hier.
Die Bierbar La Houblonnière ist dienstags bis freitags ab 16:00 Uhr, sonnabends schon ab 10:00 Uhr durchgehend bis weit in die Nacht geöffnet; sonntags und montags ist zu. Von der Metrostation Saint Cyprien / République (Linie A) sind es 200 m Fußweg in Richtung Osten.
La Houblonnière
37 Rue de la République
31 300 Toulouse
Frankreich
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