Unter der Bezeichnung Frog-Pubs findet man in Paris, Bordeaux und Toulouse kleine Gasthausbrauereien oder Brauereiausschänke im englisch angehauchten Stil mit solidem Service und gutem, deftigem Essen. Üblicherweise keine großen Überraschungen, weder nach oben noch nach unten. Man weiß, was man bekommt.
Und auch wenn mittlerweile mehr und mehr Frog-Biere zentral in einer von Frog vor nicht allzu langer Zeit im Norden von Paris eingerichteten, größeren Brauerei gebraut werden, gibt es unverändert in sechs der dreizehn Dependancen auch Biere „vor Ort“, die also direkt vor den Augen der Besucher eingebraut werden.
The Frog & Rosbif Toulouse
Insofern wissen wir auch, worauf wir uns heute in Toulouse einlassen, als wir uns auf den Weg zu The Frog & Rosbif machen: Kräftiges Essen und solide Biere.
Ein bisschen überrascht sind wir aber schon, als wir am frühen Abend die Tür öffnen und feststellen, dass wir die einzigen Gäste sind. Vorsichtig fragen wir, ob denn überhaupt geöffnet sei und ob es auch etwas zu essen gebe.
Zweimal deutliches Nicken der netten Dame hinter dem Tresen, und so setzen wir uns mitten hinein in den Schankraum. Wir haben ja freie Platzwahl. Zwar hätten draußen auf dem Bürgersteig auch noch ein paar Tische und Stühle gestanden, aber heute ist es dermaßen heiß, dass wir das etwas kühlere Drinnen bevorzugen.
Angesichts der Hitze schaue ich im Bierangebot nach etwas Leichtem, es muss jetzt nicht unbedingt ein schwerer Doppelbock oder ein öliges Imperial Stout sein. Lieber was Frisches und Fruchtiges. Das 4,9%ige Apricot Wheat klingt interessant, und ebenso das 4,5%ige Wham!, ein American Pale Ale. Das Wheat für meine holde Ehefrau, das APA für mich. Ruckzuck ist bestellt.
Die nette Dame weist uns noch darauf hin, dass das Wheat aus der Flasche sei, und nur das APA frisch gezapft serviert werden würde, aber das ist für uns völlig in Ordnung.
Apricot Wheat & Wham! American Pale Ale
Die Biere werden serviert, wir prosten uns zu, setzen die Biere wieder ab, und ohne etwas zu sagen, tauscht meine Frau Gläser aus. Ich mache große Augen: „Was machst Du denn da?“
„Das Wheat ist leicht säuerlich. Das ist vermutlich so gewollt, aber ich mag das nicht. Ich trinke jetzt Dein American Pale Ale.“
Keine Frage, ob mir das recht ist, keine Bitte, doch einfach zu tauschen, sondern einfach nur die Feststellung: So machen wir das! Seufzend füge ich mich in mein Schicksal.
Eigentlich sind beide Biere völlig in Ordnung. Das Apricot Wheat hat seine leichte Säure von der Frucht, und das APA ist schön hopfig und kräftig herb. Zwei recht gelungene Biere, von denen ich problemlos auch mehr und größere Gläser trinken könnte.
Zum Bier gönnen wir uns eine riesige Portion Pommes, und dann passt das auch schon für heute. Zu viel essen, zu viel trinken, und das bei 40°? Nein, das muss nicht sein.
Blick auf die Bar
Wir wollen schon fast aufbrechen, als mein Blick auf die Bierkarte fällt. Da gibt es doch tatsächlich noch ein 4,2%iges Ginger-Infused Amber Ale namens Ginger-Twist, also ein halbdunkles Bier mit Ingwer! Das müsste doch noch eine schöne Erfrischung zum Abschluss sein, denke ich und bestelle mich noch ein kleines Glas.
Während sie zapft, komme ich mit der Barfrau ein wenig ins Gespräch. Melissa ist nicht nur Herrin über die Theke, also Leiterin des Schankbetriebs, sondern auch Headbrewer, also für die hier gebrauten Biere verantwortlich. Artig lobe ich die ersten beiden Biere, und nach dem ersten Schluck schließe ich auch das Ingwerbier in das Lob mit ein. Feine, durchtrinkbare Biere mit viel Geschmack und recht wenig Alkohol. Durchaus gelungen!
Sie freut sich sichtlich über das Lob und erzählt freudestrahlend, dass sie schon in vielen Brauereien gearbeitet habe – aber gelernt habe sie in einer kleinen Brauerei in Saigon in Vietnam.
Natürlich, und so sehr ist sie halt Amerikanerin, vergisst sie nicht, mich darum zu bitten, bei Tripadvisor und nach Möglichkeit auch anderen Ratingportalen eine Fünf-Sterne-Bewertung zu hinterlassen. Ich finde es etwas plump und aufdringlich und sehe meine Vorurteile gegenüber den US-Amerikanern ein bisschen bestätigt.
Blick ins Sudhaus
Aber eine gute Bewertung hätte The Frog & Rosbif durchaus verdient. Die Biere sind fein und ohne Geschmacksfehler, leicht im Alkohol und höchst durchtrinkbar, das Essen rustikal und in großen Portionen serviert, ohne dass dadurch die Qualität leidet, und der Service ist aufmerksam und blitzschnell. Insgesamt sehr erfreulich – insbesondere, da es sich um eine Kette handelt und sich da sonst schnell mal kleinere Schlampereien einschleichen.
Ein netter Besuch in einer ansprechend dekorierten Gasthausbrauerei. Schön!
Die Gasthausbrauerei The Frog and Rosbif in Toulouse ist täglich ab 17:00 Uhr geöffnet, sonnabends und sonntags bereits ab 14:00 Uhr. Kein Ruhetag. Das Lokal befindet sich ein Stück ostwärts der Altstadt und ist in zwei, drei Minuten zu Fuß von der Metrostation Jean-Jaurès (Linien A und B) zu erreichen.
The Frog & Rosbif Toulouse
14 Rue de l’Industrie
31 000 Toulouse
Frankreich
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