Wer in den kleinen Gassen der Altstadt von Toulouse umherstreift, wird vielleicht irgendwann zufällig auf die winzige Bierbar Le Bièrographe stoßen. Wahrscheinlich aber nicht … denn erstens ist das Gassengewirr zu groß und unübersichtlich und zweitens ist die Bar auch wirklich winzig und leicht zu übersehen.
Wir hatten das Glück, gestern im Bottleshop La Voie Maltée den Tipp zu bekommen, doch mal in dieser Bierbar einzukehren, und haben uns daher ganz gezielt auf den Weg gemacht.
Le Bièrographe
Schließlich stehen wir vor dem kleinen, gemauerten Ziegelbogen, der den Eingang zum Bièrographe überwölbt. Dahinter ein schmaler, langgestreckter Schankraum mit simplen Holztischen und, ziemlich am Ende, einer kleinen Theke. Die weiß getünchten Wände sind mit schwarzen Brettern behangen, die Informationen zu verschiedenen Bierstilen liefern, die angebotenen Biere anpreisen, aber auch mittels Bierdeckeln auf Landkarten einen Überblick geben, von wo die derzeit ausgeschenkten Biere stammen.
Die Fußbodenfliesen sind alt und abgeschabt, die Wandfarbe im Vergleich erstaunlich frisch, und zum Teil sind auch noch unverputzte rote Ziegel zu sehen, die dem Raum einen besonderen Charme verleihen.
Es ist gerade mal halb acht abends, insofern für französische Verhältnisse noch recht früh. Draußen ist es noch sehr warm, drinnen ist es nicht viel kühler. Die Sommerhitze hält nun schon seit Tagen an und hat auch die Innenräume mittlerweile ganz schön aufgeheizt. Daher spielt sich vieles draußen auf der Straße ab, und die Tische im Bièrographe sind phasenweise gar nicht besetzt. Stattdessen munteres Treiben und Verkosten direkt vor der Tür.
Wir aber setzen uns rein – wir waren den ganzen Tag in der Stadt unterwegs gewesen und unsere Füße brennen. Was für eine Wohltat, sich jetzt für ein Feierabendbier hinsetzen zu können.
Blick in den Schankraum
Zehn verschiedene Fassbiere haben wir zu Auswahl, und angesichts der Hitze achten wir darauf, dass wir welche mit eher niedrigem Alkoholgehalt erwischen. Ein Degustationsbier mit zehn Prozent würde jetzt zwar gut schmecken, aber sofort eine gewaltige Wirkung entfachen und uns den Heimweg zum Hotel sehr schwer machen.
Auf geht’s also mit einem klassischen Pils. Ein Bio Pils, um genau zu sein. 4,9% Alkohol hat es, ist in Brüssel in der Brasserie de la Senne entstanden und erweist sich als solides Alltagsbier. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Fast könnte man achselzuckend sagen: „Ein Pils halt!“
Da ist das 4,5%ige Easy Going, ein Blonde Pale Ale der Brasserie du Midi aus Montrabé schon etwas origineller. Zwar ist es auch kein Bier, von dem ich meinem Enkel an langen Winterabenden berichten werden, aber seine fruchtige Frische tut gut. Ein sehr schönes Sommerbier, das seinem Namen alle Ehre macht: Easy Going. Zum leichten, unbeschwerten Entspannen am Abend. Fein!
Mittlerweile bekommen wir ein wenig Gesellschaft. Der eine oder andere Tisch wird besetzt, und schlagartig steigt der Lärmpegel. Lautes Lachen, Gläserklirren, und je höher der Grundlärmpegel ist, desto lauter sprechen die Menschen. Was dazu führt, dass am Nachbartisch ebenfalls lauter gesprochen werden muss, und im Nu füllt sich die Bar mit Lärm. Die Akustik trägt das Ihrige dazu bei, und wir schauen erstaunt, wie wenig Menschen doch nötig sind, um so viel Krach zu machen.
Bio Pils, Easy Going blond Pale Ale und L’Excentrique Gose
Wir bleiben trotzdem noch einen Moment sitzen und teilen uns noch ein drittes Bier – diesmal ein L’Excentrique, eine 5,1%ige Gose der Brasserie L’Excuse aus Mauvezin. Leicht säuerlich, nur dezent mineralisch und nicht gleich richtig salzig zeigt sich diese Gose als ein kleiner Glücksgriff – erfrischend und mit jedem einzelnen Schluck sofort zum Weitertrinken ermunternd.
Ein sehr schöner Abschluss unseres Tages in Toulouse, ebenso aber auch ein Abschluss unseres Besuchs im Bièrographe – es ist noch nicht sehr spät, aber die Helden sind müde. Zu viel haben wir heute in der Stadt erlebt …
Die kleine, aber feine Bierbar Le Bièrographe ist täglich ab 17:30 Uhr geöffnet, sonnabends bereits ab 16:30 Uhr und sonntags schon um 16:00 Uhr. Kein Ruhetag. Sie liegt im südlichen Bereich der Altstadt und ist in zwei, drei Minuten zu Fuß von der Metrostation Esquirol (Linie A) zu erreichen. Nur ein paar Schritte in südlicher Richtung.
Le Bièrographe
12 Rue des Paradoux
31 000 Toulouse
Frankreich
Be the first to comment