Wenn nicht mal das Französisch-Wörterbuch so richtig weiter weiß … Was zum Teufel heißt denn L’Epicologue? Google übersetzt es mir als „Der Epikologe“, was mir überhaupt nicht weiterhilft.
Epikologie – ist das die Wissenschaft all dessen, was episch ist?
Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht …
Was ich aber weiß, ist, dass ich in die gleichnamige Bar jetzt reingehe, denn auf der schwarzen Tafel vor dem Eingang steht „Bières Artisanales“, also „Craftbiere“. Und ich habe Durst!
Was immer L’Epicologue auch heißt … ich gehe jetzt da rein!
Tür auf, und schon habe ich das Gefühl verkehrt zu sein. Die Einrichtung ist mehr als nur spartanisch und wirkt noch nicht so richtig vollendet. Ist etwa alles noch im Bau? Gäste sind auch keine da, nur ein junger Mann sitzt am Laptop mitten in dem, was vielleicht mal ein Schankraum werden soll, und arbeitet.
„Äh, ist hier geöffnet? Die Tür war offen, draußen steht etwas von Craftbier, da sind wir jetzt einfach mal reingekommen“, stottere ich mir auf Pidgin-Französisch zurecht.
„Ja, steht dran, kommt rein!“ Ein bisschen kühl und distanziert klingt es, aber die Botschaft ist klar: Es ist geöffnet.
Neugierig sehen wir uns um und setzen uns nach einem kurzen Moment an einen der Tische direkt am Fenster. Meine Frau mustert mich kritisch: „Meinst Du, Du hast jetzt schon Bierdurst? Ich eher nicht …“
acht von zehn Hähnen werden bespielt
Seufz! „Dann nimm halt was Anderes“, denke ich, aber ohne es laut zu sagen. Ich schaue auf die acht Schiefertäfelchen, die an den insgesamt zehn Zapfhähnen hängen, und nach einer Weile bestelle ich mir ein 6,0%iges India Pale Ale der Brasserie La Débauche.
Der junge Mann steht auf, zapft mir das Bier und schaut mich neugierig an. Schon weniger kühl und distanziert fragt er uns, ob wir Bierliebhaber seien – ich sei so zielstrebig an die Täfelchen herangegangen und hätte auch gleich gewusst, was die kryptischen Bezeichnungen bedeuteten.
Nun, es wäre unglaubwürdig, jetzt nein zu sagen, und damit ist das Eis gebrochen. Mit ein paar Brocken Französisch, viel sehr französisch gefärbtem Englisch und ganz wenigen Brocken Deutsch finden wir zueinander und fachsimpeln über das Bier. Sehr schön hopfenaromatisch ist es, fruchtig und bitter, und trotz seiner immerhin sechs Prozent auch bei der derzeit herrschenden Sommerhitze gut durchtrinkbar. Ein paar große Schlucke, und das Glas ist leer.
„Darf es noch eins sein?“, fragt mich der junge Mann, der sich als einer der Inhaber der als Kooperative betriebenen Bar entpuppt. „Hm, das wird mir fast zu viel“, zögere ich, aber meine holde Ehefrau springt jetzt doch ein: „Ich trinke ein paar Schlucke mit, bestell ruhig!“
Zwei Männergesichter strahlen zufrieden, und er bringt mir ein 5,4%iges Silky Weiss, ein Bière Blance der Brasserie Georges. Nicht ganz so fruchtig frisch wie das vorherige Bier, gleichwohl aber ebenfalls gut trinkbar.
die Optik täuscht, es ist nicht zweimal dasselbe Bier
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, handwerklich produzierte Biere und ethisch hergestellte Weine in den Mittelpunkt zu stellen. Daneben gibt es auch noch selbstgemachte Schnäpse“, erfahren wir. „Möchtest Du mal probieren?“
Viel zu langsam reagiere ich, denn eigentlich trinke ich doch außer Bier keinen anderen Alkohol. Aber aus dem Augenwinkel hat er meine abwehrende Geste wohl doch noch gesehen, denn er kommt mit einem wirklich nur winzigen Probierschluck an: „Ein Eisenkraut-Schnaps.“
Schmeckt interessant und sehr würzig, und Sekunden später habe ich ein zweites Probiergläschen vor mir: „Auch aus Eisenkraut, aber nach einem anderen Rezept. Schmeckst Du den Unterschied?“
Ja, schmecke ich, und ich kann ihn sogar beschreiben, was mich offensichtlich dazu qualifiziert, noch einen Whisky mit Ahornsirup verkosten zu dürfen, und als Abschluss gibt es noch eine Kostprobe Picon. Letzteres ist nun kein handwerkliches, sondern ein industrielles Produkt, aber ich soll es probieren, um zu verstehen, warum der junge Mann auch einen Biercocktail im Angebot hat: „Vier cl Picon, ein Drittelliter trockenes, herbes Pils und ein Spritzer Zitrone – das ergibt einen erfrischenden, herrlich trockenen Drink. Perfekt bei dieser Hitze.“
„Möchtest Du?“
Diesmal bin ich schnell genug mit dem Abwinken. „Nein, bitte nicht. Zwei Bier, vier Schnapspröbchen, und draußen sind es 40°C. Nein, das geht nicht.“
Er grinst und nimmt mir das Versprechen ab, den Drink zuhause einmal selbst zu mixen.
„Kommt gerne mal wieder vorbei. Mit Gästen, mit denen ich fachsimpeln kann, verbringe ich gerne meine Zeit. Die Arbeit da …“, er deutet auf den Laptop, „… kann ruhig warten. Die läuft nicht weg.“
dass alles improvisiert und unfertig aussieht, ist Absicht
Wir zahlen und machen uns wieder auf den Weg. Leicht angeduselt geht es raus in die brüllende Hitze, und der junge Mann sitzt wieder allein in seiner Bar.
Hochinteressant war es, und zufrieden bummeln wir weiter durch die Stadt.
Die Bier- und Weinbar L’Epicologue ist täglich ab 11:00 Uhr bis tief in die Nacht geöffnet. Sonntags ist zu, montags geht es erst um 15:00 Uhr los. Von der Straßenbahnhaltestelle Jaude sind es etwas über dreihundert Meter in östlicher Richtung – das ist problemlos zu machen. Auch, wenn man leicht angeduselt ist.
L’Epicologue
16 Rue Maréchal de Lattre et de la 1ère Armée
63 000 Clermont-Ferrand
Frankreich
P.S.: Auf der Website der Bar finde ich Tage später die Erläuterung, was denn L’Epicologue heißen soll:
01 / Epicologie :
NOM : FÉMININ (ETYMOLOGIE : PRÉFIXE : ÉPICURISME, -LOGUE- VIA LATIN -LOGIA)
Etude des plaisirs associés à la découverte et dégustation de produits transformés artisanalement tels que : bières, vins, spiritueux, sodas bio, petits plats et autres mets.
02 / Epicologue :
NOM : MASCULIN (ETYMOLOGIE : PRÉFIXE : ÉPICURISME, -LOGUE- VIA LATIN -LOGIA)
L’Epicologue concentre ses recherches sur une gamme 100% française et de saison. Il privilégie les démarches « éconologique », les travaux de groupe et le partage des connaissances.
Il pratique le plus souvent dans un lieu spécialement dédié à son apprentissage et où il peut mener à bien un tas d’expérience ludiques et conviviales. A de multiples occasions, il est amené à emporter le matériel nécessaire à son étude chez lui ou en tout autre lieu où il peut mener à bien ses recherches.
In der Google-Übersetzung heißt das so viel wie:
01 / Epikologie:
NAME: WEIBLICH (ETYMOLOGIE: PRÄFIX: EPIKURISMUS, -LOGUE- VIA LATIN -LOGIA)
Studium der Freuden, die mit der Entdeckung und Verkostung handwerklich verarbeiteter Produkte verbunden sind, wie z. B.: Biere, Weine, Spirituosen, Bio-Limonaden, kleine Gerichte und andere Gerichte.
02 / Epikologe:
NAME: MASKULIN (ETYMOLOGIE: PRÄFIX: EPIKURISMUS, -LOGUE- VIA LATEINISCHE -LOGIA)
L’Epicologue konzentriert seine Forschung auf ein 100 % französisches und saisonales Sortiment. Es bevorzugt „ökonologische“ Ansätze, Gruppenarbeit und Wissensaustausch.
Er übt meistens an einem Ort, der speziell seinem Lernen gewidmet ist und wo er viele lustige und freundliche Erfahrungen machen kann. Bei vielen Gelegenheiten wird er gebracht, um das für sein Studium notwendige Material nach Hause oder an einen anderen Ort zu bringen, an dem er seine Forschungen durchführen kann.
Na, das lasse ich dann gerne gelten!
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