Innis & Gunn Brewery Taproom
Edinburgh
GBR

Ob Innis & Gunn die Erfinder des holzfassgereiften Biers sind? Fast liest es sich so, wenn man im Netz etwas über die Brauereigeschichte findet. 2001 wandte sich nämlich der Whiskybrenner William Grant & Son an die Brauerei mit der Bitte, doch ein spezielles Bier zu brauen, mit dem frische Eichenfässer belegt werden sollten, damit diese hinterher dann zum Lagern von Whisky dienen könnten. Der manchmal etwas harsche Holzgeschmack sollte so reduziert und gleichzeitig der malzige Charakter des Whiskys unterstrichen werden.

Aber war das Bier nicht viel zu schade, um es nach dem Konditionieren der Fässer einfach wegzugießen?

Das dachte sich Douglas Gunn Sharp wohl auch, füllte das im Holzfass gereifte Bier in Flaschen und vermarktete es unter der Bezeichnung Innis & Gunn Original sehr erfolgreich. So erfolgreich, dass holzfassgereifte Biere nun zum Markenzeichen der Brauerei geworden sind.

die dunkelgrün gestrichene Fassade fällt ins Auge

Wir spazieren gemütlich durch Edinburgh, als wir an einem der alten Sandsteinhäuser plötzlich eine dunkelgrüne Front mit dem grünen Schriftzug der Brauerei sehen – ein Innis & Gunn Brewery Taproom! Nur ein paar Minuten von unserem Hotel entfernt!

Wie von selbst lenken sich unsere Schritte durch die Eingangstür. Die Wände sind naturbelassen, und ein roter Schriftzug „Be You, Stay Original“ erleuchtet den hinteren Teil des Schankraums, der ansonsten in leuchtendem Grün illuminiert sind. Ein bisschen wirkt der Schriftzug, als sei er bei BrewDog geklaut …

Auch die weiße Leuchttafel, auf der insgesamt 24 verschiedene Fassbiere angepriesen werden, ähnelt dem BrewDog-Design, und fast finden wir das ein bisschen schade.

Bei BrewDog geklaut?

Aber die tolle Bierauswahl macht das alles wieder wett. Mehr als ein halbes Dutzend eigene Biere, weit über ein Dutzend interessante Gastbiere – da fällt die Auswahl schwer. Fangen wir doch einfach mal mit dem Original an, oder?

Doch halt, was ist das: Da gibt es auch noch ein Original XX? Ich frage die netten Damen hinter der Bar, was es damit auf sich hat. „Das ist gewissermaßen eine Jubiläumsausgabe“, erhalte ich zur Antwort. „Eine etwas stärkere Version des ‚Original‘, mit 7,7% statt 6,6% Alkohol. Probiert doch einfach beide!“

Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen, und im direkten Vergleich merken wir: Die Biere sind sich vom weichen, malzigen, holzigen und vanilleartigen Charakter sehr, sehr ähnlich, aber das XX ist noch eine Spur runder und samtiger.

Die Atmosphäre im nur zu einem Drittel besetzten Schankraum ist tiefenentspannt. Junge und ältere Leute sitzen, unterhalten sich, genießen ihr Bier, und die Bardamen sind blitzschnell und aufmerksam. Hier lässt es sich gut aushalten, und so bestellen wir uns noch zwei weitere Verkostungsbiere – das 5,6%ige Gunnpowder IPA und das 6,8%ige Caribbean Rum Cask gereifte Bier. Ersteres ein klassisches, englisches India Pale Ale mit würzigem Hopfencharakter, letzteres ein sehr intensiv nach Rum und nach dezent angebrannt wirkender Melasse schmeckendes, fast schwarzes Ale. Hochinteressant!

vier vorzügliche Biere

Neben der Theke sehen wir ein Stahlregal mit liegenden Ausschanktanks. „Brewery Fresh Tank Lager“ wirbt ein grüner Neonschriftzug direkt daneben, und er beschreibt recht gut, in welche Richtung sich der Publikumsgeschmack in Schottland derzeit verschiebt. Es wird nicht das letzte Mal auf unserer Reise gewesen sein, dass Lagerbiere gegenüber den klassischen Ales deutlich stärker beworben und in den Vordergrund gerückt werden, und uns wird insbesondere das Tennent’s Lager überall in Schottland als Hauptmarke wieder begegnen. Aber auch Birra Morretti aus Italien und die Kunstmarke Madri, beides helle und hochgespundete, geschmacklich eher nichtssagende Biere, sind weit verbreitet und machen den klassischen britischen Ales mittlerweile heftige Konkurrenz.

Schade.

Wenn man genau hinschaut: Im hinteren Teil des Taprooms gären selbstgebraute Biere!

Wir verzichten heute auf eine Geschmacksprobe des Lagers und bummeln weiter durch die Stadt. Trotz Fokussierung auf das Tank-Lager wird uns der Innis & Gunn Brewery Taproom aber sehr gut in Erinnerung bleiben – tolle Biere und eine sehr angenehme, von den fleißigen und viel vom Bier wissenden Bardamen ganz erheblich im positiven Sinne beeinflusste Atmosphäre!

Der Innis & Gunn Edinburgh City Centre Taproom ist täglich ab 12:00 Uhr durchgehend bis ein Uhr morgends geöffnet; kein Ruhetag. Er befindet sich nur wenige Schritte südlich der Usher Hall und ist mit den Bussen der Linien 1, 10 und 11, die direkt an der Usher Hall halten, bequem zu erreichen.

Bildergalerie

Innis & Gunn Brewery Taproom
81-83 Lothian Road
Edinburgh EH3 9AW
Schottland
Großbritannien

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