Verkostungspaket
Maltgarden

Spannende Biere einer kleinen polnischen Wanderbrauerei.

Rund vier Jahre ist es jetzt her, dass ich völlig überraschend ein Verkostungspaket der Brauerei Maltgarden zugeschickt bekommen hatte. Andrzej Miler, ein alter Freund und quasi schon Veteran der polnischen Hausbrauszene hatte sich zum zweiten Mal mit einer Wanderbrauerei aufgemacht, den lokalen Biermarkt zu erobern. Diesmal offensichtlich auf Dauer angelegt.

Gute und interessante Biere waren seinerzeit dabei.

Heute genieße ich den Luxus, Andrzej daheim zu besuchen, einen Kaffee zu trinken (Alkohol am Steuer geht in Polen schließlich noch weniger als in Deutschland) und von alten, gemeinsamen Zeiten zu schwärmen. Natürlich nutze ich die Gelegenheit auch, ihm ein paar seiner Maltgarden-Biere abzukaufen und die Verkostung vom Mai 2019 nun fortzusetzen.

Ein buntes Portfolio hat er im Angebot. Nicht nur leichte und gut durchtrinkbare Biere, sondern vor allem auch intensive, alkoholschwere und nur für den schluckweisen Genuss geeignete Starkbiere, viele davon im vorbelegten Holzfass ausgebaut.

siebzehn spannende Biere

Einen ganzen Karton voller Flaschen und Dosen schleppe ich durch das Treppenhaus und freue mich schon riesig auf die Verkostung in den nächsten Tagen. Denn eins weiß ich: Andrzej hat nicht umsonst seinerzeit den nationalen Hausbrauwettbewerb gewonnen. Bierbrauen – das kann er!

Bildergalerie

Verkostungsnotizen

Maltgarden – Gate N° 6/2022 – Bourbon Barrel Aged Imperial Stout with Toasted Almonds & Maple Syrup; Maltgarden / Pinta – Cocoa more Cocoa more Cocoa – Imperial Pastry Stout with Cocoa Nibs, Cocoa Beans and Cocoa Powder; Maltgarden – Gate N° 8/2022 – Bourbon Barrel Aged Imperial Stout with Coffee; Maltgarden – Gate N° 4 – Bourbon Barrel Aged Imperial Stout; Maltgarden – Gate N° 3/2021 – Bourbon Barrel Aged Imperial Stout with Maple Syrup; Maltgarden – Iceman Interview – Chocolate Ice Cream Imperial Stout with Cocoa Nibs & Vanilla & Milk Sugar

Maltgarden – Gate N° 6/2022 – Bourbon Barrel Aged Imperial Stout with Toasted Almonds & Maple Syrup (10,5%)

Tiefschwarz und ölig fließt das Bier ins Glas. Ob es trüb ist oder nicht, lässt sich optisch nicht feststellen. Das Schwarz ist richtig schwarz, da dringt kein Licht durch. Die Spundung ist null, Schaum gibt es keinen. Nicht nur wenig, sondern gar keinen. Völlig still ruht das Bier im Glas; kein noch so kleines Kohlensäurebläschen stört die spiegelglatte Oberfläche.

Im Duft identifiziere ich als erstes den Bourbon. Leichte Whisky-Aromen sind deutlich zu spüren. Dahinter eine ganz feine Röstmalznote und eine dezente alkoholische Schärfe. Ein bisschen Vanille (vom Holzfass?) und ein feiner melasseartiger Akzent, der an Zuckerrübensirup erinnert (vermutlich vom Ahornsirup), tummeln sich noch ganz im Hintergrund.

Der Antrunk ist zuckrig süß und klebrig, dickflüssig fließt das Bier auf und über die Zunge. Sofort machen sich wieder die Bourbon-Aromen breit, und nach einer kurzen Gedenksekunde kommen diesmal auch Mandel- und Nussaromen hinzu. Auch der Alkohol ist durchaus spürbar, allerdings nicht scharf oder brennend, sondern nur dezent wärmend. Feine und warme Vanille- und Holznoten sind noch vorhanden, und was ich gar nicht spüre: Irgendwelche adstringierende Effekte vom Holz. Nichts dergleichen.

Nach dem Schluck übernimmt wieder der Ahornsirup, also die Zuckerrübensiruparomen. Begleitet von einer feinen alkoholischen Wärme, die sich langsam und sachte die Speiseröhre hinunter arbeitet, bildet die süße Fülle einen langen und angenehmen Nachhall.

Dazu jetzt ein Pecannuss-, Walnuss- oder Vanilleeis, und die Welt wäre für einen Moment perfekt.

Maltgarden / Pinta – Cocoa more Cocoa more Cocoa – Imperial Pastry Stout with Cocoa Nibs, Cocoa Beans and Cocoa Powder (9,5%)

Oh, das Bier ist formal seit über einem Jahr abgelaufen – der 2. November 2021 ist als Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben. Aber bei einem 9,5%igen Imperial Pastry Stout mache ich mir bezüglich Alterungsaromen, ehrlich gesagt, keine Gedanken!

Tiefschwarz und ölig fließt das Bier ins Glas, und nur ganz zurückhaltend und träge bildet sich eine hauchdünne, kräftig beigefarbene und kremige Schaumschicht. Gerade so dünn, dass sie für einen Moment die Oberfläche des Biers bedeckt. Rasch aber reißt sie auf und es bleibt nur ein feiner Rand dort, wo der Flüssigkeitsspiegel auf das Glas trifft.

Der Duft ist insgesamt sehr zurückhaltend und dezent. Feine Röstaromen spüre ich, etwas Bitterschokolade, etwas Mokka und ein paar Kaffeearomen. Der viel, viel Kakao, der sich im Namen des Biers widerspiegelt, ist gar nicht so dominant, wie erwartet, sondern rundet mit den Bitterschokoladenaromen den Gesamteindruck eigentlich nur gekonnt ab.

Der Antrunk ist viskos, dickflüssig, ölig. Ganz kremig gleitet das Bier auf die Zunge, macht sich dort klebrig süß breit und erzeugt erst nach einem Moment eine kräftige Bittere, die – so kräftig sie auch sein mag – chancenlos im Zweikampf mit der Süße bleibt. Retronasal zeigen sich dieselben Aromen wie eben beim Schnuppern – und diesmal auch in der gleichen Reihenfolge und Intensitätsabstufung, wenn auch absolut etwas kräftiger als in der Nase. Liegt vielleicht auch an der Temperatur – im warmen Mundraum dampfen die Aromen halt besser aus als im kühlen Glas.

Der Schluck unterstreicht die süße Klebrigkeit. Bei aller beeindruckenden Aromatik wird das Bier nun ein bisschen bappig. Zäh fließt es durch den Rachen und verklebt Zunge und Gaumen. Etwas zu viel des Guten, vielleicht. Auch wenn ich, neben all der Klebrigkeit, nach dem Schluck den Bitterschokoladenaromen mit viel Begeisterung hinterherschmecke und -spüre.

Ab und an mal ein kleiner Schluck Wasser, und schon ist der nächste Schluck dieses Biers wieder ein herrliches Erlebnis.

Als Soße zu einem Vanille- oder Haselnusseis? Das wär’s!

Maltgarden – Gate N° 8/2022 – Bourbon Barrel Aged Imperial Stout with Coffee (10,5%)

„Najlepiej spożyć przed: / Best before: …“ steht auf der Dose, aber dann kommt nichts. Nur ein bisschen Platz, der aber nicht für einen Aufdruck genutzt worden ist. Keine Angabe zum Mindesthaltbarkeitsdatum, also.

Was allerdings bei einem 10,5%igen Imperial Stout auch nicht unbedingt nötig wäre. Zumindest nach deutscher Rechtsetzung.

Schwarz und ölig fließt das Bier ins Glas, und wüsste ich nicht, dass es unfiltriert ist, ich könnte es nicht feststellen. Absolut blickdicht. Schaum gibt’s keinen. Die Spundung ist Null. Basta. Nada. Nichts. Niczewo. Zero. Nüscht.

Der Duft ist so, wie ich es aufgrund der Bierbezeichnung erwarte: Deutliche Bourbon-Aromen, unterlegt mit feinem Kaffee beziehungsweise Mokka. Und ein Hauch süßer Vanille im Hintergrund.

Der Antrunk ist weich und sämig. Keine Kohlensäure, kein Bizzeln, kein gar nichts. Dickflüssig fließt das Bier in den Mund und verklebt erstmal ordentlich alle Geschmackspapillen, Schleimhäute und Gewebefalten, auf die es so trifft. Ein paar alkoholische Noten und wärmende Whisky-Aromen machen sich breit und werden unmittelbar von feinstem Kaffee gefolgt. Immer abwechselnd – ein Schluck Whisk(e)y, ein Schluck frisch aufgebrühter Kaffee. Und wieder von vorn. Sehr angenehm!

Nach dem Schluck dann retronasal mehr Kaffee als Bourbon, im Rachen und Hals mehr Bourbon als Kaffee – letzteres spürbar als feine alkoholische Wärme, die sachte bis runter in den Magen wandert.

Schön!

Maltgarden – Gate N° 4 – Bourbon Barrel Aged Imperial Stout (11,0%)

Dieses Bier hat keine Jahreszahl hinter der Gate-Nummer, dafür aber ein halbes Prozent mehr Alkohol. Und es ist ohne weitere Zutaten gebraut, also ein „simples“ Imperial Stout im Bourbon-Fass ausgebaut.

Es fließt tiefschwarz ins Glas, ist blickdicht, leicht trüb und entwickelt zunächst überhaupt keinen Schaum. Erst so eine halbe Minute nach dem Einschenken beginnt sich offensichtlich die Kohlensäure langsam zu entbunden und es bildet sich eine feine, kremige Schaumschicht. Nur wenige Millimeter, aber sehr schön anzusehen.

Der Duft ist eine angenehme Melange aus feinen Bourbon-Aromen, etwas Röstbittere und einem Hauch von Vanille im Hintergrund.

Der Antrunk ist weich und sämig; wie Öl fließt das Bier auf die Zunge. Dort macht sich eine intensive Malzsüße breit, begleitet von einer feinen, sehr sauberen Röstbittere, deutlich spürbaren, aber niemals dominant werdenden Bourbon-Aromen und erneut einem feinen Hauch von Vanille.

Ich schlucke und fühle aufmerksam nach den retronasalen Aromen – hier wir die Vanille ebenso wie der Bourbon ein wenig präsenter, während die Röstaromen etwas zurückstecken. Und während ich so rückwärts rieche, spüre ich schon, wie sich im Rachen und im Hals bis hinunter in den Magen eine schöne, sehr angenehme alkoholische Wärme ausbreitet.

Sehr entspannend nach einem völlig chaotischen Arbeitstag.

Maltgarden – Gate N° 3/2021 – Bourbon Barrel Aged Imperial Stout with Maple Syrup (10,5%)

Ich muss sagen, die Gate-Familie gefällt mir. Schon wieder ein wunderbar tiefschwarzes, viskoses Bier, das zwar völlig ohne Schaum ins Glas fließt, dort dann aber mit einem herrlich komplexen Duft überzeugt: Warme und weiche Bourbon-Noten, im Hintergrund etwas Holz und Vanille, aber auch die dunklen Akzente des Ahornsirups. Und ganz, ganz hinten noch etwas klassische Malzröstigkeit und Bitterschokolade. Ach, und habe ich schon die dunklen Trockenfrüchte erwähnt?

Der weiche und kremige Antrunk und das leicht viskose Mundgefühl transportieren die Aromenkomplexität in den Mundraum und verteilen sie dort gleichmäßig. Eine klebrige, zuckrige Süße macht sich breit, retronasal feiern die schon beschriebenen Aromen fröhliche Urständ, und mit dem Schluck kommt der leicht bitterschokoladige Charakter ein bisschen mehr nach vorne. Aber nur ein bisschen – er ziert sich sehr, die Bühne zu betreten.

Abgerundet wird der Gesamteindruck durch eine feine alkoholische Wärme. Heute, an einem 20° warmen Frühlingsabend, vielleicht nicht zwingend notwendig, aber … trotzdem schön!

Maltgarden – Iceman Interview – Chocolate Ice Cream Imperial Stout with Cocoa Nibs & Vanilla & Milk Sugar (10,0%)

Schon beim Einschenken fällt nicht nur die Viskosität dieses Biers auf, die dazu führt, dass sich der feine, kremige und kräftig braune Schaum nur ganz langsam entwickelt, sondern ich bemerke auch schon von weitem den intensiven Schokoladengeruch. Und zwar in der Tat Schokolade wie von einem kremigen, frischen Schokoladeneis beim Italiener um die Ecke.

Beim intensiven Schnuppern kommen dann noch ein paar Röstmalznoten hinzu, die aber brav im Hintergrund bleiben und den Schokoladeneischarakter nicht verderben wollen.

Der Antrunk ist viskos, süß, sirupartig, zäh, dickflüssig, und ganz klebrig fließt das Bier auf die Zunge. Dort explodieren die Schokoladeneisaromen quasi und verteilen sich im ganzen Mund- und Rachenraum und machen sich auch retronasal deutlich bemerkbar. Alles schmeckt nach Schokolade, nach Vanille, nach Kakao und nach Zucker. Kindheitserinnerung kommen zurück – klebriges Schokoladeneis im Schwimmbad. Alles tropft, schmiert und klebt. Aber schmeckt!

Aber jetzt, so als Erwachsener, sehe ich das etwas kritischer. Zu süß. Zu klebrig. Zu schokoladig. Zu vanillig. Zu zähflüssig. Löffelweise als Soße über ein frisches Vanilleeis? Ja, sehr gerne. Aber ein halber Liter aus der Flasche als Getränk? Oh, nein, das ist dann doch zu intensiv. Zu heftig. Zu sättigend.

Aber: Absolut Geschmacksfehlerfrei. Nur von allem zu viel.

Maltgarden / Pinta – Vanilla more Cocoa more Coffee more Maple – Blended Imperial Pastry Stout with Vanilla, Cocoa, Coffee, Maple Syrup; Maltgarden – Stodola Pils; Maltgarden – Bavarian Culture – Oktoberfest Style Lager; Maltgarden – Gate N° 2 – Grape Vodka Barrel Aged Imperial Stout; Maltgarden – Sandy Weekends – Pszeniczne; Maltgarden / Galea Craft Beers – Living in the Jar – Peanut Butter Cheesecake Rye Imperial Stout

Maltgarden / Pinta – Vanilla more Cocoa more Coffee more Maple – Blended Imperial Pastry Stout with Vanilla, Cocoa, Coffee, Maple Syrup (9,6%)

Wer, verflixt nochmal, kommt auf die Idee, eine ohnehin schon perfekt dicht schließende Bierdose mit Siegelwachs zu versiegeln? Und dann noch mit einer Sorte Wachs, die bombenfest hält und beim besten Willen nicht ohne Gewalt abzubekommen ist. Was für ein Schwachsinn!

Im Resultat ist die Küche versaut, mein T-Shirt auch, und selbst die weiße Decke hat Bierspritzer abbekommen. Eine gute Stunde unnötige Arbeit, bis alle Flecken weg sind und nichts mehr klebt. Mist!

Und das Bier?

Ganz dunkelbraun fließt es ins Glas, ein bisschen zähflüssig-viskos, und es bildet eine feine, kremige und beigefarbene Schaumschicht aus, die wahrscheinlich für ein so viskoses Pastry Stout nur deswegen so üppig ausfällt, weil ich an der Dose so heftig herumfuhrwerken musste.

Der Duft ist malzbetont, mit röstigen Akzenten, etwas Kaffee- und Schokoladennoten, viel Vanille und ein bisschen Mokka. Ganz im Hintergrund liefert der Ahornsirup noch einen eher dunklen, fast schon erdigen Tupfer.

Der Antrunk ist süß und klebrig, was jetzt nicht wirklich überrascht.

Auf der Zunge gibt sich das Bier dann sehr klebrig süß, präsentiert auf diesem Fundament aber all die im Duft schon identifizierten Noten noch einmal sehr deutlich.

Der Schluck ist dann ein wenig bappig. Der Gaumen klebt gewissermaßen zu. Auch wenn das geschmacklich alles hochinteressant und angenehm ist, ist es doch zu intensiv. Auch hier gilt wieder: Als Soße zu Vanilleeis hervorragend geeignet. Teelöffelweise. Zum Trinken: Zu mächtig, zu klebrig. Da hätte es statt der 500-ml-Dose ein 125-ml-Döschen auch getan.

Maltgarden – Stodola Pils (5,5%)

Ein Bier, gebraut für Kebap ‘n Grill Stodola, eine Kette von Kebap-Restaurants in Polen – insofern sowohl vom Bierstil als auch von der Etikettengestaltung her etwas völlig anderes, als alles, was ich vorher verkostet habe.

Aber was soll ich sagen?

Es ist erste Klasse!

Eine sehr schöne, goldene Farbe, nur eine ganz leichte Trübung, und darüber thront festlich eine schneeweiße, üppige und lange haltbare Schaumkrone, die mit jedem Schluck schöne Trinkränder hinterlässt.

Der Duft ist angenehm hopfig mit feinen Heunoten – wie ein Pils aus guter alter Zeit. Keine Tropenfrucht-Experimente, keine überbordende Aromenvielfalt. Stattdessen sorgfältige Balance.

Der Antrunk ist frisch, trocken und angenehm herb. Gleiches gilt für den ersten Eindruck auf der Zunge – eine kräftige, aber feinziselierte Hopfenbittere, eine schlanke Trockenheit, eine angenehme Frische und erneut schöne Heuaromen in der retronasalen Wahrnehmung.

Wäre da nicht im Abgang dieser ganz hauchfeine Schwefel, der ein bisschen vor sich hin stinkert, dieses Bier hätte fünf Sterne verdient. Gaaanz knapp dran vorbei!

Maltgarden – Bavarian Culture – Oktoberfest Style Lager (5,5%)

Oh, ein Oktoberfestbier. Na, da bin ich ja mal gespannt. Früher waren die Oktoberfestbiere ja schön dunkelgelb bis orange, kräftig malzig und vollmundig würzig, und heute sind sie deutlich heller und haben einen für mich persönlich aufdringlichen Teiggeschmack. Für welche Ausrichtung sich Andrzej wohl entschieden hat?

Optisch auf alle Fälle schon mal für den altmodischen Ansatz – orange leuchtet das Bier in der Abendsonne, ist nur ganz leicht trüb und trägt eine altweißfarbene Schaumkrone, die ziemlich lange hält. Der Duft ist malzig und weist ein paar Kuchenteignoten auf.

Der Antrunk ist angenehm frisch, gleichzeitig aber auch weich. Trotz der deutlich spürbaren Rezens also nicht scharf. Auf der Zunge bilden sich runde, dezent brotig wirkende Malzaromen aus, ein leichter Kuchenteigakzent ist nicht zu überriechen oder -schmecken, und auf der Zunge wirkt das Bier ein wenig viskos. Schleimig klänge jetzt zu negativ, obwohl es genau so ein feiner, in der Textur seifiger Effekt ist, den ich spüre.

Der Abgang setzt diesen Eindruck fort.

Im Resultat liegt das Bier irgendwo in der Mitte zwischen alt- und neumodischer Erwartungshaltung.

Maltgarden – Gate N° 2 – Grape Vodka Barrel Aged Imperial Stout (12,0%)

Grape Vodka – das muss irgendeine besondere Spezialität sein, bei der der Wodka, der ja eher recht geschmacksneutral ist, mit Trauben verfeinert worden ist. Und in einem Fass, in dem dieser Traubenwodka drinnen war, ist dieses Imperial Stout ausgebaut worden.

Das Bier fließt lange nicht so viskos, wie angesichts der Alkoholstärke von zwölf Prozent erwartet, ins Glas. Tiefschwarz ist es, bildet keinen eigenen Schaum aus (wenn man es aus größerer Höhe plätschern lässt, dann natürlich schon …), und es duftet erstaunlich leichtfüßig fruchtig für ein Imperial Stout. Aromen von grünen Früchten und ein bisschen alkoholische Schärfe spüre ich sofort, die röstigen, kaffeeartigen und schokolade-mokka-mäßigen Aromen eigentlich nur ganz schwach im Hintergrund.

Der Antrunk zeigt dann doch ein wenig Viskosität, aber auch hier: Lange nicht so süß und klebrig, wie erwartet (und befürchtet …). Auf der Zunge wird die Süße dann zwar schon sehr deutlich spürbar, aber das Bier verbappt nicht alles, sondern bleibt durchaus noch trinkbar. Retronasal kommt eine alkoholische Note durch, die aber nicht spritig wirkt. Daneben erneut grüne Früchte – Trauben, Kiwi, gritschgrüne Äpfel. Sehr angenehme und überraschend spielerisch – wenn auch auf wuchtigem Fundament. Ein Eindruck, als beobachtet man einen Superschwergewichts-Boxer – da bin ich auch immer überrascht, wie federnd und leichtfüßig so ein Koloss dahertänzeln kann.

Der Abgang bringt dann Süße und Alkohol in den Vordergrund, aber für keinen Moment habe ich das Gefühl, die immerhin zwölf Prozent tatsächlich zu spüren.

Gelungen!

Maltgarden – Sandy Weekends – Pszeniczne (5,0%)

Ein Weizen. Ein ganz normales, solides, frisches, bananiges, vielleicht ein bisschen zu süßes Weizen. Ungefähr so, wie es soll.

Das sagt eigentlich schon alles.

Und etwas detaillierter?

Eine hellgelbe Farbe, eine gleichmäßige Trübe, ein schöner schneeweißer Schaum. Ein dezent bananiger, leicht in Richtung Aprikose abdriftender Duft.

Ein frischer, spritziger Antrunk, der nicht übermäßig bizzelig ist, sondern einfach nur schön frisch. Dann auf der Zunge eine recht kremige Textur, feine Bananen- und Aprikosenaromen, viel, viel Restsüße und ein weicher, fast schon sahniger Abgang.

Abgesehen von der Zuckrigkeit ein Weizen, wie es im Buche steht.

Maltgarden / Galea Craft Beers – Living in the Jar – Peanut Butter Cheesecake Rye Imperial Stout (10,0%)

Beim ersten Blick auf die Zutatenliste befürchte ich das Schlimmste: Künstliche Aromen bis oben hin, dicke, zähflüssig-klebrige Untrinkbarkeit. Aber dann bin ich doch positiv überrascht!

Zwar fließt das Bier schwarz, dick und zähflüssig ins Glas, aber es bildet einen durchaus ansprechenden, kremigen und beigefarbenen Schaum aus, so dass ich die Hoffnung habe, dass es doch nicht nur aus Restzucker besteht.

Der Duft hält, was die Dosenaufschrift verspricht: Käsekuchen, Erdnussbutter, Röstaromen. Ziemlich intensiv, aber gerade noch so zurückhaltend, dass nicht alle Nasenschleimhäute sofort zugekleistert werden.

Der Antrunk ist viskos und süß, aber auch ein bisschen bizzelig, so dass die Klebrigkeit noch gut auszuhalten ist. Auf der Zunge geht es zuckersüß weiter. Die Käsekuchenaromen, die Röstakzente, die Erdnussbutter – all das findet sich auch retronasal wieder, aber durchaus balanciert und ausgewogen. Na klar, es ist alles flüssiger Nachtisch, aber bei jedem sensorischen Eindruck wird immer gerade noch im letzten Moment die Notbremse gezogen, bevor es zu viel wird.

Erst nach dem Schluck wird eine gewisse Klebrigkeit dann doch etwas ausdringlich – süßlich, likörartig präsentiert sich das Bier in dieser Schlussphase wie ein hervorragendes Vanilleeis-Dressing.

Und die zehn Prozent Alkohol? Spürt man nicht. Ich jedenfalls nicht.

Maltgarden – Gate N° 3 – Grappa Barrel Aged Imperial Stout; Maltgarden / Piwne Podziemie – The Middle of Silence – Peanut Butter Imperial Milk Stout with Coffee – 2022 Edition; Maltgarden – Free The Parrots – Coconut Imperial Stout; Maltgarden – Gate N° 4/2021 – Bourbon Barrel Aged – The Middle of Silence – Peanut Butter Imperial Milk Stout with Coffee; Funky Fluid & Maltgarden – Funky Garden 7 – Chocolate Glazed Doughnut Pastry Stout

Maltgarden – Gate N° 3 – Grappa Barrel Aged Imperial Stout (12,0%)

Das Bier fließt schön gleichmäßig viskos ins Glas. Es ist tiefschwarz, vermutlich trüb, und es ist so zähflüssig, dass es nach dem Einschenken noch einen Moment dauert, bis sich eine Schaumschicht bildet – die Bläschen, die sich entbinden, müssen sich erst nach oben durchkämpfen. Viel Schaum wird es trotzdem nicht –  nur eine dünne, kremige und hellbraune Schicht, die noch dazu rasch wieder in sich zusammenfällt.

Der Duft ist eine interessante Melange aus röstigen, kaffee- und mokkaartigen Malzaromen und einer fruchtigen, an rote, überreife Stachelbeeren und an schwarze Kirschen erinnernden Note. Sehr angenehm.

Der Antrunk ist nicht so viskos, wie erwartet. Zwar schon süß, aber nicht so klebrig. Auf der Zunge breitet sich eine angenehme, zuckrige, aber nicht melasseartig-klebrige Süße aus, und retronasal übernehmen jetzt die Kirscharomen das Kommando. Schwarze, süße Kirschen – likörartig, und mich an den Kirsberry Kirschlikör erinnernd, den ich in meiner „Jugendzeit“ immer an Bord der dänischen Fähren zwischen Puttgarden und Rødby getrunken habe.

Nach dem Schluck kommt zu diesem Kirschlikörerlebnis dann doch wieder ein bisschen die röstige Stoutbittere hinzu – die gab es damals auf der Fähre nicht.

Maltgarden / Piwne Podziemie – The Middle of Silence – Peanut Butter Imperial Milk Stout with Coffee – 2022 Edition (10,0%)

Dick und viskos fließt das Bier ins Glas; es ist deutlich trüb, wie man an den letzten Tropfen sieht, die aus der Dose kleckern. Ganz langsam bildet sich ein kremiger, leicht beigefarbener Schaum, der zwar nicht üppig ausfällt, sich aber recht lange hält.

Der Duft ist vanillig, süßlich, kaffee- und mokkaartig. Er zeigt ein paar sehr dezente Röstnoten und tatsächlich auch einen Hauch von Erdnüssen.

Der klebrig-süße Antrunk erinnert an süße, geradezu übersüße (Erd-)Nuss-Schokolade, und auf der Zunge entwickelt das Bier intensive, retronasale Aromen, die den ganzen Fächer der verwendeten Zutaten aufspannen. Insbesondere die Erdnussaromen habe ich so intensiv noch in keinem Bier kennengelernt.

Der Schluck gestaltet sich aufwändig. Das Bier ist so süß und klebrig, dass ich regelrecht gegen eine gewissen Widerstand anschlucken muss – zum Trinken ist das alles viel zu viel … Noch lange bleibt die klebrige, zuckrige Süße auf der Zunge und im Rachen hängen, und auch die Erdnuss- und Mokkaaromen „dampfen“ noch lange aus.

Ein weiteres Bier, das ich mir sehr gut als Dressing zu einem guten Vanilleeis vorstellen kann.

Maltgarden – Free The Parrots – Coconut Imperial Stout (11,0%)

Das Bier ist schwarz und leicht trüb, und trotz seiner Stärke und Sämigkeit entwickelt es eine beachtliche, kremige und braune Schaumschicht, die wie Schokokreme auf einer Sahnetorte aussieht. Nach einiger Zeit werden die Poren zwar größer und gröber, aber der Schaum hält dennoch erstaunlich lang.

Der Duft ist dominiert von … Kokosnuss. Nomen est omen. Ein bisschen Vanille liegt dahinter, und ganz weit im Hintergrund kann ich vielleicht noch eine dezente Röstnote erahnen, vielleicht bin ich aber auch nur Opfer meiner Einbildungskraft, die aus der Stilbezeichnung Imperial Stout noch irgendetwas ableiten möchte.

Der Antrunk ist weich und kremig, bei weitem nicht so dickflüssig-viskos, wie erwartet. Auch die Süße im Antrunk ist nicht so stark ausgeprägt wie befürchtet.

Auf der Zunge erweist sich das Bier natürlich trotzdem als sehr süß, aber es ist dabei nicht klebrig. Malzig süß, mit den im Duft schon identifizierten Aromen, fast ohne Röstbittere, aber trotzdem noch halbwegs trinkbar. Natürlich ist es noch lange kein Bier zum Hintereinanderwegtrinken, aber es geht über die ausschließliche Verwendung als Dressing auf sahniger Eiskreme oder einer Palatschinke hinaus.

Es folgt der Schluck, und jetzt! Ja, jetzt macht sich eine durchaus kräftige Bittere breit. Aber sie wird nicht so richtig röstig, sondern bleibt eher hopfig. Ob hier gewaltige Hopfenmengen verwendet wurden, um die Süße auszubalancieren?

Während retronasal aus dem Rachen herauf die Kokosnussaromen vorüberziehen, bleiben eine interessante Bittere, eine nur dezent klebrige Süße und eine leichte alkoholische Wärme tief drunten und werkeln da sensorisch vor sich hin.

Maltgarden – Gate N° 4/2021 – Bourbon Barrel Aged – The Middle of Silence – Peanut Butter Imperial Milk Stout with Coffee (10,5%)

Das Bier ist nicht ganz so dickflüssig und viskos wie die 2022er Ausgabe. Es ist tiefschwarz, deutlich trüb, und es bildet sich kein Schaum. Null. Nichts. Nada.

Der Duft ist vanillig, auch die Erdnüsse rieche ich sehr deutlich, und dahinter finde ich noch süßliche Malzaromen und einen Hauch von Mokka. Röstnoten sind kaum vorhanden, und auch die Bourbon-Aromen muss ich mit der olfaktorischen Lupe suchen.

Der Antrunk ist klebrig und süß, aber nicht übermäßig. Da habe ich schon schlimmere, bappigere Biere erlebt. Ich schmecke von Beginn an Erdnuss und Schokolade, und einen Augenblick später spüre ich retronasal viel Erdnüsse, Vanille, etwas Mokka und jetzt auch einen feinen Touch Bourbon. Auch eine ganz feine Säure spüre ich – und die gefällt mir gut, lockert sie doch den klebrig-viskosen Charakter des Biers ein wenig auf.

Durchtrinkbar wird das Bier aber trotzdem nicht – da hilft auch der Hauch Säure nicht. Dick und zähflüssig ist das Bier für ein paar winzige Schlucke ganz hervorragend geeignet, dann ist es aber auch genug. Der Rest ist eher als Dressing auf ein paar Kugeln Vanilleeis oder eine Gundel Palatschinke geeignet.

Funky Fluid & Maltgarden – Funky Garden 7 – Chocolate Glazed Doughnut Pastry Stout (12,0%)

Laut Etikett das siebte Collab zwischen der Warschauer Brauerei Funky Fluid und Maltgarden. Gebraut vor einer ganzen Weile, denn das Mindesthaltbarkeitsdatum ist der 2. Februar 2022. Das ist fast anderthalb Jahre her. Aber bei einem zwölfprozentigen Bier mit so viel Aromastoffen sollte das (über-) lange Lagern kein Problem darstellen.

Das Bier ist pechschwarz, trüb und fließt recht zähflüssig ins Glas. Spundung ist irgendwie nicht so richtig zu beobachten, und auch beim Öffnen der Dose hat es nicht wirklich gezischt. Trotzdem bildet es eine – allerdings dünne – hellbraune Schaumschicht aus.

Der Duft ist intensiv schokoladig und vanillig. Mit dicker Schokolade glasierte Donuts – so wie es der Name des Biers suggeriert – kommen dem Eindruck tatsächlich am nächsten.

Der Antrunk ist klebrig, zuckrig, zähflüssig. Aber nicht unangenehm. Die intensiven Aromen übernehmen sofort das Kommando, dominieren alle Eindrücke auf der Zunge, am Gaumen, im Rachen. Schokolade und Vanille. Vanille und Schokolade. Noch mehr süße Schokolade. Eine Extraportion intensiv süße Vanilla. Und dann von beidem noch mehr. So lange, bis es am Ende dann doch zu viel wird, und ich einmal mehr feststellen muss: Alles Gute ist drin, aber von allem Guten zu viel. So ist das Bier nicht trinkbar, sondern eher als Dressing zu einem schönen Sahneeis geeignet.

Ach ja: Ein Eindruck kommt ganz am Schluss noch auf! Nach dem Schluck merke ich nämlich eine feine alkoholische Wärme im Rachen, die bei diesem Bier ein bisschen deutlicher ist als bei den meisten anderen Pastry-Stouts vorher.

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