Ein wirklich gutes Bier hat etwas Magisches an sich – und was liegt dann näher, als dass ein Brauer, der wirklich gutes Bier herstellt, sich „Bierzauberer“ nennt. Und seine Brauerei „Bierzauberei“?
Wie so oft, scheint das aber erst im Nachhinein so offensichtlich zu sein, sonst hätte irgendjemand die Idee doch schon viel früher gehabt…
Tatsache jedenfalls ist, dass es seit Juni 2010 im kleinen Örtchen Brunn am Gebirge, vor den Toren Wiens, Die Bierzauberei gibt – eine winzige kommerzielle Brauerei mit einem Sudwerk von gerade mal zweihundert Litern Sudlänge. Günther Thömmes, der bekannte Autor der Bierzauberer-Krimis, diplomierter Bierbrauer und auf jahrzehntelange Erfahrung bei Großbrauereien und Brauereianlagenbauer zurückblickend, hat sich hier einen Traum verwirklicht.
Unter niedrigen Gewölben in einem Altbau direkt an der Hauptstraße Brunns steht das kleine, aber technisch ausgefeilte 200-Liter-Sudwerk der Firma Gruber, und hier entstehen immer wieder exotische Kreationen. Im Mittelpunkt des gewerblichen Strebens befindet sich das Brunnsch, ein obergäriges, erfrischendes Bier, das jeder Biertrinker sofort als Kölsch identifizieren würde, das aber – wegen der strengen Kölsch-Konvention – innerhalb der Europäischen Union natürlich nicht so heißen darf.
Daneben zaubert Günther aber auch Biere, die einzigartig sind. Ob ein leuchtend gelbes Safranbier oder ein giftgrünes Austria Pale Ale zum St. Patrick’s Day, ob ein leichtes Weizen mit Waldmeisteraroma oder ein extrem stark gehopftes Dunkles namens Matador – die Geschmacksvielfalt ist faszinierend, und bei meinem Besuch hier vor Ort am 24. März 2011 war ich beeindruckt von der Experimentierfreude und Vielfalt.
Jüngste Kreation der Bierzauberei ist das Red Alien Ale vom Januar 2012, und ich erlaube mir, aus Günthers eigener Beschreibung dieses Bieres vom 20. Januar 2012 direkt zu zitieren: „Stammwürze: 12,9 °P; Alkohol: 5,3 % Vol.; Das Red Alien Ale ist ein rotes Englisches Bitter (…). Die Verwendung einer neuen englischen Ale-Hefe hat zu niedrigeren Vergärungsgraden geführt, das Ale ist vollmundiger, mit mehr Körper als die anderen, eher schlanken Ales aus der Bierzauberei (…) unterstützt durch die Verwendung von Weizenmalz und extra-mürbem Belgischen Klostermalz. Zudem ist das Red Alien Ale das erst hopfengestopfte Bier aus der Bierzauberei, das heißt, es wurde über die normale Hopfengabe hinaus im Lagerkeller noch Hopfen kalt hinzu gegeben. Das sorgt für eine angenehme, sehr lang anhaltende Hopfenbittere am Gaumen. Dass es sich hier um etwas völlig Neues handelt, wird auch durch das spektakuläre Etikett dokumentiert. Erste Verkostungsergebnisse waren überaus positiv.“
Da sich nicht nur die gesamte Brauerei unter das niedrige Gewölbe in der Leopold-Gattringer-Straße gequetscht hat, sondern auch eine Verkaufstheke und Lagerräume, kann man das Bier von Montag bis Sonnabend am Vormittag vor Ort kaufen, und von Dienstag bis Freitag am Nachmittag sogar verkosten.
Nachtrag 12. Juli 2013: Mittlerweile ist Die Bierzauberei innerhalb Brunns in eine neue Immobilie umgezogen: Industriestraße A 6. Mehr Platz, mehr Parkplätze, aber hoffentlich die gleiche, angenehme Atmosphäre. Zeit also für einen neuen Besuch?
Nachtrag 19. September 2013: In einem offenen Brief auf seiner Facebook-Seite hat Günther Thömmes bekanntgegeben, dass Die Bierzauberei in Brunn im Herbst 2013 aufgrund von technischen Problemen und Schwierigkeiten in der Finanzierung einer größeren Anlage geschlossen wird.
Stattdessen wird Günther als Gipsy-Brewer oder Wanderbrauer seine Biere in Zukunft als Gast in anderen Brauereien brauen. Das ist sehr schade, aber wenigstens hat Günther vor, seine ausgezeichneten und innovativen Biere unverändert weiter zu vermarkten – bereits im Januar 2014 soll der erste Sud als Wanderbrauer, also das erste „Wander-Bier“, wie er es selbst nennt, auf den Markt kommen. Ich drücke die Daumen und wünsche viel Erfolg!
Die Bierzauberei
Leopold Gattringer Straße 39
2345 Brunn am Gebirge
Österreich
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