Marta Haberland: Thereses Töchter

Mal ein ganz anderes Bierbuch. Ein Buch, bei dem nicht das Produkt selbst im Mittelpunkt steht, sondern die Geschichte der Brauerei, in der es entsteht – der Augustinerbräu. Und selbst diese Geschichte ist auf ungewöhnliche Weise beschrieben, mit Fokus auf die starken Frauen nämlich, die diese Brauerei zu dem gemacht haben, was sie heute ist, und nicht einfach nur mit Blick auf Zahlen, Daten, Fakten.

Marta Haberland
Thereses Töchter

In kurzweiliger Romanform beschreibt Marta Haberland, basierend auf sorgfältig recherchierten Quellen, Originalunterlagen und vielen, vielen Zitaten und Zeitzeugenberichten die fast zweihundert Jahre, in denen sich die Augustinerbräu in Familienbesitz befindet, und sie nimmt dabei nicht nur die Rolle einer neutralen Chronistin ein, sondern dringt hinter die Fassaden. In ihren Texten werden die Personen, die die Brauereigeschichte geschrieben haben, wieder lebendig, und als Leser begleitet man sie durch goldene und pechschwarze Zeiten.

1829 erwarb das Ehepaar Therese und Anton Wagner das Brauhaus zum Augustiner in München – der Beginn der Erfolgsgeschichte der Augustinerbräu. Marta Haberland berichtet, wie es zum Kauf der Brauerei kam, und fortan folgt sie in sehr eingängigem Stil allen Entwicklungen, Irrungen und Wendungen bis in das 21. Jahrhundert hinein.

Bereits nach wenigen Seiten wird dem Leser deutlich, dass die großen Erfolge der Wagner-Patriarchen nie allein deren Unternehmertum allein zuzuschreiben sind, sondern dass es immer auch die Frauen der Wagner-Dynastie waren, die erheblichen Einfluss auf die Geschicke der Brauerei hatten. Selten nur beschränkten sich die Damen nämlich darauf, ihren Gatten „den Rücken frei zu halten“. Vielmehr nahmen sie aktiv, wenn auch manchmal im Hintergrund, an den Entscheidungsprozessen teil oder führten die Brauerei sogar nach Tod und Schicksalsschlägen über lange Phasen auch allein.

einige Illustrationen und Bilder lockern den langen Text auf

Bis hin zu den jüngsten Entwicklungen, als Anfang der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts der letzte Patriarch starb, ohne seine Nachfolge geregelt zu haben, die verbliebenen Erben sich zusammenraufen mussten und letztendlich eine Stiftung gegründet haben, die einerseits wohltätigen Zwecken dienen, andererseits aber auch den Fortbestand der Brauerei als unabhängiges Unternehmen sichern soll, reicht der Bogen persönlicher Schilderungen. Die letzten fast vier Jahrzehnte bis fast zum heutigen Tag werden im Vergleich etwas straffer, trockener, quasi distanzierter, aber dennoch anschaulich beschrieben.

Über 550 Seiten … ein dickes, schön gebundenes Buch, mit Lesebändchen und Schutzumschlag. Ein wirklich wertiges Bierbuch der ganz anderen Art.

Marta Haberland
Thereses Töchter
Die Augustinerbräu-Gründerdynastie Wagner
Volk Verlag München
München, 2021
ISBN 978-3-86222-357-2

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