Der Tauschhandel blüht (59)
Szczecin
POL

Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!

Mein Ruhestand rückt näher und näher. Brutto sind es noch ein paar Monate, netto, also nach Abzug von Urlaub, Überstunden und Feiertagen nur noch ein paar Wochen. Zeit, überzählige Ausrüstung und Dinge, die sich in vierundvierzig Dienstjahren angesammelt haben, weiterzugeben und zu verschenken. Oder herzutauschen, denn zumindest der Herr St. hat ein schlechtes Gewissen und will die Sachen nicht geschenkt haben.

„Da bringe ich dann mal eine ordentliche Sammlung Bier mit“, kündigt er an, und wenige Tage später macht er seine Ankündigung wahr.

vier mal sechs Biere

Vierundzwanzig Flaschen und Dosen Bier stehen nun vor mir und harren der Verkostung – da hat der Tauschhandel ja mal wieder hervorragend funktioniert!

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Verkostungsnotizen

Farny – Kristall-Weizen (5,3%)

Ein Bier von den Erfindern des Kristallweizens – jedenfalls behaupten sie das bei der Edelweissbrauerei Farny in Kißlegg und feiern im Jahr 2024 100 Jahre Farny Kristall-Weizen!

Das Bier ist hellgelb, ist – logischerweise – blank filtriert und trägt eine üppige, schneeweiße Schaumkrone von fluffiger Konsistenz. Sie fiele wohl rasch zusammen, würde sie nicht ein nicht enden wollender Strom von kleinen Kohlesäurebläschen, die aus dem hochgespundeten Bier aufsteigen, nähren.

Der Duft ist dezent. Feine Fruchtester rieche ich, die ein bisschen ins Zitronige spielen – wobei ich mir nicht zu hundert Prozent sicher bin, ob diese zitronigen Aromen nicht vielleicht auch aus dem Hopfen kommen könnten. Aber egal, woher – sie sind angenehm!

Der Antrunk ist spritzig und erfrischend, es bizzelt dann auch ein wenig auf der Zunge, und mit einer feinen, malzigen Süße und viel fruchtiger Frische fließt das Bier über Zunge und Gaumen. Retronasal gesellen sich sehr dezente Biskuitaromen zu dem zitronigen Touch hinzu.

Der Abgang ist dann relativ neutral. Nur für einen kurzen Moment noch bleibt eine bizzelnde Frische, aber dann klingt das Bier recht rasch ab – es ist im positiven Sinne schlank und fast wässrig.

Ein sehr erfrischendes Bier für heiße Sommertage.

Zwiefaltendorfer – Blank’s kloines (5,0%)

Ein hellgelbes, leicht und gleichmäßig trübes Bier mit einem feinporigen, schneeweißen Schaum.

Der Duft ist zurückhaltend und leicht malzig mit ganz feinen Biskuitnoten.

Der Antrunk ist frisch und leicht spritzig; auf der Zunge zeigt sich eine feine Malzsüße, die von einer zurückhaltenden Bittere nur leicht kompensiert wird. Retronasal werden die Biskuitnoten noch einmal leicht spürbar.

Der Schluck bringt dann endlich die feine Bittere ein bisschen mehr in den Vordergrund, so dass die Malzsüße nun etwas besser ausgeglichen wird und das Bier dadurch an Durchtrinkbarkeit gewinnt.

Insgesamt eher ein süßlich-milder Vertreter seiner Zunft.

Altenauer – Harzer Pilsener (5,0%)

Das Bier präsentiert eine schöne, strahlende und goldgelbe Farbe und ist blank filtriert. Der Schaum ist schneeweiß, üppig und hält sich eine Weile.

Der Duft ist eher dezent und zeigt ein paar malzige Noten. Der Hopfen hält sich noch etwas zurück.

Das ändert sich dann beim Antrunk. Spritzig frisch und schön schlank kommt das Bier an, und auf der Zunge offeriert es ein schön ausgewogenes Verhältnis von leichter Restsüße und feinem, allerdings schon noch dezentem Hopfen, bei dem die heuartigen und leicht kräuterigen Aromen eher im Vordergrund stehen als seine Bittere.

Der Abgang ist sehr sauber. Die Bittere kommt jetzt zwar noch für einen Moment hervor, bleibt aber irgendwie schüchtern. Aber die Heu- und Kräuteraromen, die jetzt intensiver werden, gefallen mir gut!

Altenauer – Harzer Hüttenbier (5,0%)

Das klar filtrierte Bier hat eine schöne, strohgelbe, fast schon goldene Farbe und trägt einen schönen, weißen Schaum, der zwar nicht üppig ausfällt, aber stabil ist und deutliche „Brüsseler Spitzen“ im Glas hinterlässt.

Der Duft ist mild-kräuterig und würzig mit feinen Heunoten.

Dem weichen, milden Antrunk folgt ein ebenso weicher und recht runder Eindruck auf der Zunge. Angenehme Malznoten, eine nur zurückhaltende Herbe und – jetzt retronasal – erneut kräuterige und heuartige Aromen machen das Bier sehr sympathisch.

Nach dem Schluck spürt man den Malzcharakter noch recht lang, und ich persönlich vermisse einen Tick mehr Hopfen, der mit seiner Herbe das Bier etwas erfrischender und durchtrinkbarer gemacht hätte.

Trotzdem: Sehr gelungen!

Meckatzer – Weiss-Gold (5,2%)

Das Bier hat eine schöne goldgelbe Farbe, ist blank filtriert und trägt einen schönen, weißen und durchaus stabilen Schaum.

Es hat einen frischen Duft mit einem feinen Malzaroma und ganz im Hintergrund einem Hauch Zitrus.

Der Antrunk ist dezent spritzig und frisch, und auf der Zunge breitet sich vollendete Harmonie aus. Ein Hauch von Malz küsst die Geschmackspapillen, ein ebenso zarter Hauch von Hopfenbittere verhindert, dass sie süßlich verkleben. Retronasal macht sich ein spielerisches Biskuit-Aroma bemerkbar.

Nach dem Schluck bleibt ein kleiner Moment, die Harmonie zu bewundern und sich zu wünschen, dass unsere Politik sich an eben dieser doch manchmal ein Beispiel nehmen möge …

Und nur ganz am Schluss bleibt ein dezent viskoser Film auf den Schleimhäuten haften und verhindert auf der Zielgeraden die glatte Fünf-Sterne-Bewertung.

Little Creatures – Little Hazy Lager (3,5%)

Das Bier hat eine hellgelbe Farbe und ist gleichmäßig trüb, fast schon milchig. Der Schaum ist schneeweiß, entwickelt sich zunächst gut, fällt dann aber rasch zusammen.

Der Duft ist komplex: Ein paar Maracuja- und Ananas-Noten paaren sich mit feinen harzigen Aromen und einem dezent metallischen Tupfer im Hintergrund.

Der Antrunk ist frisch, ohne zu spritzig zu sein. Auf der Zunge wirkt das Bier weich, geradezu kremig und präsentiert eine watteweich verpackte Bittere. Die Fruchtnoten sind retronasal erneut deutlich zu spüren und erwecken angesichts des Fehlens von nennenswerter Restsüße etwas ungewöhnlich und schlank.

Der Abgang bringt die Hopfenbittere ein wenig stärker nach vorn, gleichzeitig wird aber auch spürbar, dass das Bier nur einen geringen Alkoholgehalt hat – irgendetwas „fehlt“. Für einige der Aromen wäre ein Hauch mehr Alkohol ein günstiger Geschmacksträger.

Allgäuer Brauhaus – Allgäuer Büble Bier – Edelbräu (5,5%)

Das Bier ist blank filtriert und weist eine helle Kupferfarbe auf. Der Schaum ist sehr feinporig, geradezu kremig, und baut sich beim Einschenken überraschend schnell auf. Er erweist sich als lange haltbar und hinterlässt schöne Trinkränder im Glas.

Der Duft ist malzdominiert mit feinen Brotkrustenaromen.

Der Antrunk ist weich, aber nicht schal. Auf der Zunge wirkt das Bier vollmundig, rund und malzig; die Hopfenbittere ist sehr dezent und nur beim bewussten Hinschmecken spürbar – gerade so stark, dass das Bier nicht zu malzlastig oder gar mastig und saturierend wird. Retronasal zeigt sich eine ganz leicht spritige Note – höhere Alkohole? Der Schluck bringt diese Note noch ein bisschen stärker nach vorn, unterstreicht aber gleichzeitig auch den malzigen Charakter des Biers.

Ganz am Ende bleibt ein leicht viskoser Belag auf den Schleimhäuten haften.

Zoller-Hof – Spezial-Export (5,5%)

Das Bier ist goldgelb, blank filtriert und trägt einen schönen, schneeweißen Schaum, der zwar nicht sehr üppig, dafür aber recht stabil ist.

Der Duft ist zurückhaltend, angenehm malzig und weich.

Der Antrunk folgt dem Duft – weich und malzbetont. Auf der Zunge hält sich die Malzsüße zurück, und es entwickelt sich auch ein feinherber Aspekt. Beides gemeinsam wirkt sehr harmonisch. Retronasal sind leicht Biskuit-Aromen zu spüren.

Nach dem Schluck entfaltet sich die feine Herbe ein wenig, bleibt aber mild und durchaus zart.

Ein sehr harmonisches, weiches Bier für den großen Schluck – mit hoher Durchtrinkbarkeit, also.

10 Toes Brewing – Alter Ego – Vanilla Porter (5,8%)

Das Bier steht fast schwarz im Glas, und nur gegen die hell scheinende Abendsonne entwickelt sich ein feiner, rubinroter Schimmer. Nur beim ganz langsamen, fast schon tröpfchenweisen Einschenken sieht man, dass das Bier klar ist. Der beigefarbene Schaum ist recht feinporig und mittellang haltbar.

Der Duft präsentiert ein paar Bitterschokoladen- und Mokkanoten vor einem Holzasche-Hintergrund.

Der Antrunk ist weich, dezent röstig, und auf der Zunge breiten sich die Röstaromen mit ihren Holzasche-Noten angenehm aus – auch retronasal. Das im Namen versprochene Vanille-Aroma findet sich nur sehr dezent im retronasalen Anteil wieder – was ich angenehm finde, da es schnell zu dominant werden könnte.

Nach dem Schluck spüre ich im Rachen eine feine Röstbittere, und beim Ausatmen tauchen jetzt – retronasal – ganz leicht rotweinige Anteile auf.

Insgesamt ein zwar komplexes, aber dennoch sehr ausgewogenes Bier.

Blackflag Brewing – Rage – Juicy Pale Ale (6,0%)

Das Bier schimmert rötlich-gold und ist blank. Der schneeweiße Schaum sieht im ersten Moment schön aus, fällt dann aber sehr rasch in sich zusammen.

Der Duft ist hopfenbetont und recht komplex. Im ersten Moment dominieren Tropenfruchtnoten mit süßlichem Charakter, direkt dahinter tummeln sich aber herzhaft harzige Hopfenaromen, die an einen Nadelwald in der Sonne nach einem Sommerregen erinnern und fast schon kolophoniumartige Noten aufweisen.

Der Antrunk ist frisch, nicht zu spritzig. Auf der Zunge zeigt das Bier eine feine, zurückhaltende Malzsüße, die durch die Fruchtaromen unterstrichen wird, geizt aber auch nicht mit Hopfenbittere. Auch die harzigen Aromen zeigen sich sehr deutlich.

Nach dem Schluck bekommen die Harze und Terpene die Oberhand – sie dominieren den gesamten Abgang und machen sogar die Schleimhäute am Gaumen und im Rachen ein klein wenig rau.

Zwiefaltendorfer – Blank’s Naturtrübes (5,0%)

Das Bier hat eine mittelgelbe Farbe und ist sehr schön gleichmäßig trüb. Der Schaum ist kremig und feinporig.

Der Duft ist angenehm zurückhaltend, mit feinen und dezent süßlichen Malznoten.

Der Antrunk ist weich, süßlich und lässt es an Leichtigkeit und Spritzigkeit fehlen. Auf der Zunge steht die Malzsüße im Vordergrund, die – ohne wirklich bappig zu sein – eine dezente Klebrigkeit erzeugt. Eine saubere Hopfenbittere vermisse ich völlig; stattdessen spüre ich eher leicht herbe Hefe- und Eiweißnoten.

Der Abgang nach dem Schluck bringt da keine Besserung – die Malzsüße bleibt erhalten und belegt die Schleimhäute am Gaumen und im Rachen.

Viel zu rasch saturierend.

Kloster Andechs – Doppelbock Dunkel (7,1%)

Die dunkelrotbraune Farbe gefällt mir. Hält man das Glas gegen das Licht, schimmert das Bier sehr schön und bekommt einen rubinroten Ton. Der leicht beigefarbene Schaum ist feinporig und kremig, aber nur in Resten länger haltbar.

Der Duft ist intensiv malzig mit geradezu kräuterig wirkenden Aromen von Schweizer Blockmalz.

Der weiche, fast schon sämige Antrunk stimmt auf den malzigen, vollmundigen Charakter des Biers ein, der sich auf der Zunge angenehm entfaltet. Die kräuterigen Malzaromen kommen retronasal sehr schön zur Geltung; der Malzkörper verleiht dem Bier eine ausgeprägte Mundfülle. Die Herbe ist nur sehr zurückhaltend.

Nach dem Schluck wird endgültig deutlich, wie reichhaltig dieses Bier ist, wie vollmundig und wie nahrhaft. Jeder Schluck wie ein Bissen Hauptmahlzeit.

Auf den Schleimhäuten haftet das süße Malz noch einen Moment, und nur ganz langsam klingen die sensorischen Eindrücke ab.

Ein sehr intensives, fast schon forderndes Bier, das seinen hohen Alkoholgehalt aber gut zu maskieren weiß.

Hacklberg – Urhell (4,9%)

Ein schön klassisch biergelbes, blank gefiltertes Bier, das eine nur sehr zurückhaltende Schaumkrone trägt.

Der Duft ist malzbetont, mit feinen Noten von frischem Getreide und einer zurückhaltenden, kräuterigen Hopfennote.

Der Antrunk ist frisch, aber nicht zu spritzig. Auf der Zunge präsentiert sich das Bier dezent ausgewogen, möchte kein Aufhebens machen, sondern bescheiden im Hintergrund gefallen. Und das gelingt ihm – und zwar auch nach dem Schluck, dort dann mit einem sehr balancierten und nicht allzu lange anhaltenden, schlichten Abgang.

Ein Begleitbier, das sich aufgrund seines zurückhaltenden Wesens und seiner hohen Durchtrinkbarkeit dafür empfiehlt, sowohl dem Genießer als auch dem Volumentrinker den ganzen langen Abend lang stets frisch nachgezapft zur Seite zu stehen.

Bräuwastl – Hell (4,9%)

Die Farbe ist stiltypisch hellgelb. Das Bier ist blank gefiltert; der Schaum sehr feinporig und kremig, und in Resten ist er auch sehr lange haltbar.

Der Duft ist zurückhaltend mit einer feinen Malznote und einem Hauch von frischem, nicht ganz durchgebackenem Brotteig.

Der Antrunk ist frisch und spritzig und weist einen ganz leichten Hauch pfeffriger Schärfe auf. Auf der Zunge ist das Bier frisch, malzbetont und sehr mild – eine Hopfenbittere wird erst nach dem Schluck spürbar, und dann auch nur ganz fein.

Was hingegen nach dem Schluck durchaus deutlich wird, ist eine leichte Viskosität, eine feine, seifig wirkende Textur.

Nörten-Hardenberger – Pils (4,8%)

Das Bier hat eine schön goldgelbe Farbe und ist blank filtriert. Der Schaum entwickelt sich nur zurückhaltend und fällt sehr schnell wieder zusammen – insbesondere für ein Pils viiiel zu schnell.

Der Duft ist nicht pilstypisch, sondern eher süßlich, estrig und mit ein paar Noten nach altem Spüllappen.

Der Antrunk ist nicht spritzig genug und ebenfalls eher süßlich estrig. Auf der Zunge vermisse ich eine pilstypische Herbe und ärgere mich stattdessen darüber, dass die Spüllappenaromen auch retronasal präsent sind.

Der Schluck bessert den Gesamteindruck nicht. Ein Bier, das wirkt, als sei es bei zu hohen Temperaturen zu schnell vergoren und danach nicht ausreichend lang gelagert worden.

Eher enttäuschend.

Leibinger – Helles vom Bierbuckel (4,8%)

Die Farbe ist goldgelb; das Bier ist blank gefiltert; der Schaum bildet sich sehr schön kremig aus und hält auch eine ganze Weile – und beim Trinken hinterlässt er schöne Brüsseler Spitzen.

Der Duft ist malzbetont und weist ein paar Honigaromen auf, die darauf hinweisen, dass das Bier schon gut zwei Monate über sein Mindesthaltbarkeitsdatum hinweg ist.

Der Antrunk ist weich und nicht allzu spritzig. Auf der Zunge wirkt das Bier rund und voll, und retronasal werden die Honigaromen auch wieder gut spürbar. Bis in den Abgang hinein ziehen sich diese leichten Alterungsaromen. Sie sind nicht unangenehm, aber sicherlich so nicht vom Brauer beabsichtigt.

Berg Brauerei – Original Hell (5,0%)

Die goldgelbe Farbe dieses blankfiltrierten Biers paart sich mit einem üppigen, festen und lange haltbaren, schneeweißen Schaum. Sieht gut aus.

Der Duft ist dezent malzig mit feinen Noten nach frisch angebackenem Brotteig.

Der relativ weiche Antrunk leitet über zu einem milden Eindruck auf der Zunge, bei dem erneut die Malznoten im Vordergrund stehen. Nur eine ganz leichte Hopfenbittere ist zu spüren, sie ist fast schon verschwindend gering.

Der Abgang nach dem Schluck ist relativ unspektakulär – nur ein paar Malznoten machen sich retronasal bemerkbar, und der Hauch von Hopfenbittere klingt recht rasch ab.

Ein Bier ohne Höhen und Tiefen für den schnellen, großen Schluck.

Zwiefaltendorfer – Blank’s Spezial Dunkel (5,0%)

Da gibt es leider nicht viel zu sagen. Trotz noch nicht abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum schon umgekippt und sauer.

Schade!

Altenauer – Harzer Dunkel (5,0%)

Oh, eine sehr schöne Farbe. Ein tiefes Rotbraun, blank gefiltert. Da glüht das Bier im Glas regelrecht, wenn man es gegen das Licht hält. Dazu eine schöne Schaumkrone aus dezent beigefarbenem, feinporigen Schaum.

Der Duft ist, wie es das Etikett verspricht: „Echt röstmalzig!“ In der Tat dominieren röstige Malzaromen mit feinem Brotkrustenduft.

Der Antrunk ist frisch und sogar ein bisschen spritzig. Auf der Zunge machen sich die Röstaromen breit und werden von einer feinen, aber sehr zurückhaltenden (das Bier ist recht trocken und schlank) Malzsüße begleitet. Retronasal kommt ein schönes Brotkrustenaroma nach vorn – frisches, kräftig durchgebackenes Roggenbrot!

Nach dem Schluck wird dieser Eindruck etwas komplexer. Ein paar Rosinennoten kommen hinzu, auch ein Hauch Trockenpflaume, den ich so nicht erwartet hätte. Und eine schöne Röstbittere, die einen Moment (aber nicht zu lang) anhält und dann sauber abklingt.

Sehr gelungen und komplexer als erwartet.

Zwiefaltendorfer – Blank’s Weisse (5,0%)

Eine hellgelbe Farbe, eine leichte und gleichmäßige Trübung, ein üppiger, schneeweißer Schaum – die Optik ist stiltypisch.

Der Geruch macht schon beim ersten Schnuppern klar: Dieses Weissbier geht eindeutig in die phenolische Richtung. Estrige Fruchtaromen oder eher phenolische Gewürze wie Kümmel oder Gewürznelken – viele Weißbiere können beides, manche orientieren sich aber nur in eine Richtung des Spektrums. So, wie dieses hier …

Der Antrunk ist spritzig frisch, und auch auf der Zunge bizzelt das Bier fröhlich vor sich hin. Die Kümmelaromen sind dominant und machen sich auch retronasal deutlich bemerkbar; fruchtige Ester spüre ich so gut wie keine. Das Bier hat einen ausgeprägten Körper, ist bei aller Spritzigkeit recht vollmundig, und die Hopfenbittere ist nahezu vernachlässigbar.

Nach dem Schluck halten die phenolischen Aromen noch einen Moment an und klingen dann schön gleichmäßig ab.

Mir persönlich sind die estrig-fruchtigen Weißbiere lieber, aber es ist trotzdem ein sehr ordentlicher Vertreter seines Stils.

Berg Brauerei – Hefe-Weizen (5,1%)

Na, kaum habe ich beim vorherigen Weißbier gemäkelt, dass es mir zu sehr in die phenolische Richtung ginge, schon habe ich eines vor mir stehen, dass vorzüglich estrig-fruchtig ist!

Es ist kräftig gelb, schön gleichmäßig trüb und trägt einen schönen, kremigen Schaum, der auch relativ lange hält, weil ihn die Kohlensäurebläschen eine ganze Weile lang nähren.

Der Duft ist bananig – nach überreifen Bananen, um genau zu sein. Isoamylacetat ist in Weißbieren dafür verantwortlich.

Der Antrunk ist weich, rund und voll – das ist quasi ein Bier zum Abbeißen. Auf der Zunge wirkt es geradezu kremig und füllt den Mund- und Rachenraum problemlos aus. Retronasal präsentiert es wieder die Bananenaromen und insgesamt eine schöne, fruchtige Süße. Hopfenaromen oder gar Hopfenbittere sind fast überhaupt nicht vorhanden.

Der Abgang bleibt so kremig wie das Mundgefühl. Weich und zart rinnt das Bier den Rachen hinunter. Fast schon ist es zu intensiv, aber nur fast.

Im Vergleich zum vorherigen Weissbier genau das andere Ende des Spektrums.

Giesinger – Münchner Hell (4,8%)

Zu diesem Bier könnte man Geschichten erzählen, insbesondere um den schon seit Jahren andauernden Kampf von Steffen Marx, mit seiner Giesinger Brauerei endlich als vollwertige Münchner Brauerei anerkannt zu werden. Mit diesem Bier hat er es endlich geschafft und darf es stolz Münchner Hell nennen.

Weiter gehe ich jetzt aber nicht ins Detail, denn hier geht es nur um Verkostungsnotizen.

Das Bier ist schön strohgelb, blank filtriert und trägt eine feine, sehr lange haltbare und schneeweiße Schaumkrone. Schaut gut aus!

Der Duft ist malzig mit einer feinen Biskuitnote im Hintergrund.

Der Antrunk ist nicht allzu spritzig, sondern eher weich, aber noch lange nicht schal. Auf der Zunge machen sich Malzaromen breit, mit ihnen kommen auch die Biskuitnoten, die sich nun retronasal etwas vorwitzig in den Vordergrund drängen. Dabei bleibt das Bier verhältnismäßig schlank und verzichtet souverän auf eine ausgeprägte Hopfenbittere – man muss schon sehr genau hinschmecken …

Der Abgang ist ebenfalls weich und malzbetont, tendenziell sehr ausgewogen und neutral, und fast hätte ich dem Bier die Bestnote verliehen, wenn da nicht …

Tja, wenn da nicht eine feine, alkalisch wirkende Viskosität auf der Zunge bliebe – ein leicht schleimiger Charakter. Schade, dass das Wort „schleimig“ immer gleich so eine sehr negative Konnotation aufweist, denn es ist hier eigentlich nur ein Hauch – nichts von dem, was man sich landläufig so unter „schleimig“ vorstellt.

Königsegger WalderBräu – Spezial (5,2%)

Das Bier hat eine schöne, kräftige strohgoldene Farbe, ist blank filtriert und trägt einen sehr schönen, kremigen Schaum, der ewig lange hält und schöne Trinkränder hinterlässt.

Der Duft ist weich und malzig mit dezenten Keksteig-Aromen.

Der runde und weiche Antrunk mit nur geringer Spundung geht über in einen vollmundigen Eindruck auf der Zunge und am Gaumen. Runde, weiche Malzigkeit macht sich breit – ein Bier, geradezu zum Abbeißen. Dabei ist es nicht zu süß oder gar mastig, aber schon sehr voll. Hopfenbittere ist zu spüren, aber nur sehr dezent – gerade so viel, um dem Bier eine eventuelle malzige Klebrigkeit zu nehmen.

Retronasal sind die malzigen Keksteigaromen ebenfalls präsent.

Der Schluck ist weich, und der malzige Abgang ist harmonisch und klingt langsam und schön gleichmäßig ab.

Sehr gut durchtrinkbar.

Zwiefalter Klosterbräu – Spezial Exportbier (5,3%)

Das Bier ist goldgelb, blank gefiltert und trägt einen kremigen, feinporigen und sehr lange haltbaren Schaum, der feine Trinkränder hinterlässt.

Der Duft ist malzig mit feinen Kräuternoten im Hintergrund.

Der weiche Antrunk ist ebenfalls malzbetont. Das Bier ist auch auf der Zunge und am Gaumen angenehm weich, samtig, fast schon kremig – sicherlich auch durch die relativ niedrige Spundung verursacht. Die Hopfung ist zurückhaltend, aber bei genauem Hinschmecken nach dem Schluck dezent spürbar – und auch die feinen kräuterigen Noten kommen vermutlich vom Hopfen.

Ein sehr schön durchtrinkbares Bier, das sich von den klassischen Hellen durch einen etwas stärkeren Körper und ein wenig mehr Charakter unterscheidet.

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Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.

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