Ha, in Prag gibt es ja unendlich viele Kneipen, gute Bierbars und Brauereien, und einige davon kann man wirklich als Geheimtipp bezeichnen, obwohl sie eigentlich unter den Einheimischen recht bekannt sind und auch mit ehrlicher Reklame auf sich aufmerksam machen.
Und dann gibt es noch die Adressen, wo außen an den Gebäuden überhaupt nichts dran zu stehen scheint, das darauf hinweist, dass es hier gutes Bier gibt, und die auch die Einheimischen nicht zu kennen scheinen.
Wer würde denn beispielsweise denken, dass sich im Skautský Institut, nur zwanzig Schritte von Prags berühmter astronomischer Uhr, eine kleine Wirtschaft verbirgt, in der es gutes tschechisches Bier vom Fass und immer mal wieder ein paar interessante Kreativbiere aus der Flasche oder der Dose gibt?
Wir tun, wie uns von einem wirklich hervorragenden Kenner geheißen: Wir gehen schnurstracks in das Institut hinein, ignorieren nicht nur die Türschilder, sondern auch den rezeptionsähnlichen Tresen am Eingang, wenden uns nach rechts und gehen die Treppe hoch. Hier finden wir eine etwas unübersichtlich und improvisiert wirkende Küche nebst Tresen zur Selbstbedienung, ein paar bunte Vögel vor und hinter der Theke und … das versprochene gute Fassbier und einen Kühlschrank mit kreativem Dosenbier.
Ich greife zu einem Ahtanum India Pale Ale der Prager Vinohradský Pivovar, einem nach der verwendeten Hopfensorte benannten und sehr fruchtigen, hopfigen und erfrischenden Bier, und für meine Allerbeste gibt es angesichts der noch frühen Stunde und der Sommerhitze erstmal ein ganz normales Wasser.
Ahtanum India Pale Ale
Und wo trinken wir das jetzt?
Direkt hinter mir geht es in den Innenhof, und erst jetzt sehe ich, wie nett alles angelegt ist. Auf allen Stockwerken zieht sich eine Art schmale Galerie einmal um den Innenhof, kleine Tische stehen dort, und man kann sich dort hinlümmeln, die anderen Gäste bekucken, das Bier genießen oder stundenlang am Laptop arbeiten oder Bücher lesen. Das Publikum ist bunt gemischt, jung und alt, seriös und kunterbunt, manche kommen zum Arbeiten, andere zum Diskutieren, wieder andere einfach nur zum Trinken und Genießen. Im Erdgeschoss findet ein Vortrag statt, die Stimme des Vortragenden dringt nach oben, und manche Gäste lehnen sich über das Geländer, um zu lauschen.
Ein generationenübergreifender und internationaler Treffpunkt, preis- und liebenswert. Betrieben von der tschechischen Pfadfinderbewegung, aber offen für alle.
die Galerien des Innenhofes
Und wer nicht nur auf den Galerien des Innenhofes sitzen möchte, sondern wirklich konzentriert arbeiten oder bewusst in der Gruppe feiern möchte, findet zahlreiche Nebenräume, alle simpel, aber ansprechend eingerichtet, in denen sich der Tag und der Abend, vielleicht sogar große Teile der Nacht spaß- oder sinnvoll verbringen lassen.
Nichts für den anspruchsvollen Bier-Nerd, dazu ist die etwas zufallsgesteuerte Kühlschrankbierauswahl dann doch nicht groß genug, aber eine schöne Anlaufstelle, um dem Touristentrubel für einen Moment zu entgehen und ein feines und preiswertes Bier in Ruhe zu genießen.
Insofern sei das Skautský Institut hier mal im Bierblog aufgenommen!
Das Skautský Institut ist täglich ab 10:00 Uhr, sonnabends ab 11:00 Uhr und sonntags ab 12:00 Uhr bis spät abends geöffnet (sonntags nur bis 18:00 Uhr). Es befindet sich wenige Schritte links von der berühmten astronomischen Uhr am Rathausturm; man geht zwischen den Steinbögen durch den messingfarben eingefassten Eingang, und schon ist man mittendrin.
Skautský Institut
Staroměstské nám. 4/1
110 00 Praha
Tschechien
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