sGerstl, Wels, AUT

[Blick zurück auf Ende Juni]

„Der Martin übernimmt die Brauerei im sGerstl in Wels“, hieß es Anfang des Jahres, und wir haben alle gestaunt. Martin „Bierobelix“ Seidl, ein im wahrsten Sinne des Wortes Pfundskerl und guter Freund, will sich also noch zusätzlich den Braubetrieb in der Gasthausbrauerei aufhalsen? Das sieht ihm ähnlich – er fühlt sich nicht wohl, wenn er nicht rund um die Uhr was zu tun hat!

Martin „Bierobelix“ Seidl

Jetzt ist Wels natürlich nicht gerade eine Weltstadt, und so überlegte ich, wie und wann ich denn dort einmal vorbeifahren könnte, um Martin heimzusuchen und sein vor Ort gebrautes Bier zu verkosten. Zufällig kommt man da nämlich nicht hin.

Offensichtlich war ich nicht der einzige mit diesen Gedanken, und ruckzuck entstand auf Initiative von Schorsch Tscheuschner der Plan, den Martin im Juni „trockenzutrinken“. Genauer gesagt, am 29. Juni 2024, und zwar in einer konzertierten Aktion seiner Facebook- und realen Freunde.

Hätten wir bei der Planung schon gewusst, dass Temperaturen von weit über 30°C herrschen würden, ach, wir wären nicht so großspurig gewesen mit dem Trockentrinken … Kraftlos schleppten wir uns vom Hotel bis zur Brauerei, fielen auf unsere Stühle unter der Markise und mussten erstmal durchschnaufen.

Zu heiß zum Trinken?

Fast …

Also zu heiß zum Volumentrinken, das schon – drei Halbe in einer Stunde, und der Tag wäre gelaufen.

So ist es denn eine illustre Runde, die sich hier eingefunden hat, aber es wird überraschend langsam getrunken. Schluck für Schluck, geradezu bedächtig, und man könnte als Beobachter den Eindruck gewinnen, als hätten wir irgendein ganz besonders spezielles Verkostungsbier in den Gläsern, das konzentrierten Genusses bedarf. Aber weit gefehlt: Es ist doch das einfache Helle, ein Zischbier, ein Volumenbier, eine Erfrischung für den großen Schluck, ein Bier mit hoher Durchtrinkbarkeit.

Trotzdem aber ist es schön. Jede Menge bekannter Gesichter. Freunde, die ich lange nicht gesehen habe. Menschen zum Fachsimpeln. Und dann endlich: Der Aufruf vom Martin, jetzt in den Keller zu gehen, dort könne man ein paar besondere Biere verkosten, und parallel dazu würde er uns in kleineren Gruppen durch die Brauerei führen.

Klasse.

Hier unten ist es schön kühl, und so macht die Verkostung der Schwarzen Tinte und des Kiesbye Waldbiers „Ausseer Mischwald“ besonders viel Spaß. Na, und die Besichtigung des Sudhauses natürlich auch. Martin ist in seinem Element. Schwitzend steht er zwischen den kupfernen Sudkesseln und erzählt von seinen ersten Schritten. Von der Infrastruktur, die es auf Vordermann zu bringen gilt. Von kleineren Anpassungen, die notwendig sind, und von vielleicht irgendwann auch einmal erforderlichen, etwas größeren Änderungen.

Ach ja, und dann gebe es ja noch Martin Seidl’s Bierkompetenzzentrum, erwähnt er ganz beiläufig und wedelt mit der Hand in Richtung eines Nebenraums. Da fänden dann Bierseminare und Verkostungen statt, Weiterbildungen und Trainings, und was nicht noch alles.

Ach, das wäre jetzt was – im Herbst hier auf ein Seminar zu gehen und unter Martins fachkundiger Leitung das eigene Bierwissen und -verständnis zu verbessern und zu vervollständigen.

ein bisschen getrunken wird schon noch …

Aber nicht heute. Heute wird noch ein bisschen getrunken, ein bisschen gegessen, ein bisschen geschwätzt und gefachsimpelt. Im kühlen Keller ebenso wie auf der auch am Abend immer noch glutheißen Terrasse.

Halten wir fest: Das sGerstl ist eine schöne, klassische Gasthausbrauerei, rustikal und bodenständig eingerichtet, wie es der Otto Normalbiertrinker wünscht. Mit ebenso bodenständigen Trinkbieren und gutem Essen. Passt!

Wenn man keine persönliche Beziehung zu Martin hat (oder nicht zu der exotischen Spezies gehört, die jede, aber auch wirklich jede Brauerei einmal vor Ort besichtigen möchte … solche Menschen soll es ja geben, habe ich gehört), dann lohnt eine extrem weite Anreise sicherlich nicht, dazu ist das sGerstl nicht exotisch, nicht besonders genug. Aber wenn man mal in der Region ist, dann auf alle Fälle.

Die Gasthausbrauerei sGerstl ist dienstags bis freitags ab 11:30 Uhr, sonnabends ab 16:00 Uhr geöffnet. Sonntags und montags ist zu. Sie befindet sich in der Altstadt – vom Stadtplatz geht man durch die Passage in Richtung Norden, und kurz bevor man die Passage verlässt, ist rechts das Sudhaus samt Kompetenzzentrum und links die Gastwirtschaft.

Bildergalerie

sGerstl
Freiung 9/11
4600 Wels
Österreich

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