Brauhaus Ernst August
Hannover
DEU

Nachtrag 31. Oktober 2024: Was? Wie lange liegt mein Besuch hier zurück? Schon über elf Jahre? Ich bin erstaunt. Wie schnell die Zeit doch verfliegt.

Na, da bin ich aber neugierig, wie sich das Brauhaus Ernst August verändert hat.

Wir öffnen die Tür, gehen hinein, und ich denke: Gar nicht! Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Unverändert ist die schiere Größe des Schankraums beeindruckend, und es sieht unverändert auch ansprechend und einladend aus.

unverändert ist es hier gleich auf den ersten Blick ansprechend und gemütlich

Drei Biere gibt es vom Fass, und – der Jahreszeit entsprechend – finden sich schon ein paar deftige Gerichte auf der Speisekarte, Grünkohl zum Beispiel.

Eben dieser Grünkohl darf es einerseits sein, andererseits aber auch der üppig bemessene und sehr schmackhafte Fitnessteller, der nicht nur aus Salat besteht, sondern auch aus vielen feinen Gemüsesorten und einer ordentlichen Portion Kartoffeln mit Kräuterquark. Sehr schön.

Zu schade aber, dass es damit auch genug ist mit dem Lob. Die Dame im Service zeigt sich schmallippig und humorlos und geht zum Lächeln vermutlich in den Lagerkeller. Dort könnte sie dann eigentlich darauf achten, dass die Biere auch lang und kalt genug gelagert werden – tun sie nämlich nach unserem subjektiven Empfinden nicht!

Das Hänöversch Bernstein schmeckt ebenso wie das Pils viel zu jung – so, als sei das Bier gerade mal ein paar Tage bei vielleicht sogar zu hoher Temperatur gelagert worden. Wir sehen uns an, und wie aus einem Mund heißt es: „Na, noch ein paar Wochen eiskalter Lagerung hätte dem Bier schon gut getan!“

So richtet sich die Hoffnung auf das dunkle Winterbier, aber hier ist nicht alles eitel Sonnenschein. Es schmeckt unausgewogen röstig und ebenfalls etwas jung, unreif, „grün“.

„Ein fast schwarzes Bier, das doch eigentlich grün ist“, lästern wir klammheimlich, aber an unserem Spruch ist leider etwas dran.

Schade, denn so gliedert sich das Brauhaus Ernst August (zumindest für heute) ein in die lange Reihe der Gasthausbrauereien, in denen das Essen signifikant besser ist als das Bier.

Tja …

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Brauhaus Ernst August

Seit 1986 existiert das Brauhaus Ernst August in Hannover und gehört damit zu den ältesten Gasthausbrauereien in Deutschland überhaupt – und wohl auch zu den größten. Mit seiner Lage in der Hannoveraner Altstadt, nur wenige Schritte von der Fußgängerzone entfernt, und seinen umfassenden Öffnungszeiten (täglich vom frühen Morgen bis weit in den nächsten Morgen; kein Ruhetag) zieht das Brauhaus zahlreiche Besucher an. Nach eigenen Angaben kommen mehr als 300.000 Gäste im Jahr, die sich an dem hier gebrauten Hanöversch guttun.

Das Hanöversch Pils Natutrüb, oder kurz HPN, wie es die Stammgäste nennen, ist die Hauptbiersorte im Brauhaus Ernst August. Hell, deutlich trüb, mit einer leichten Herbe und ziemlich schlank kommt es daher – ein Alltagsbier. Ohne Geschmacksfehler, aber auch ohne eigenständigen Charakter – ein Bier, um es bei einer Feier auch in größeren Mengen nebenbei trinken zu können.

Ergänzt wird das HPN durch ein Bio-Weizen und eine Reihe von Saison-Bieren. Am 10. Februar 2013, als ich die Gelegenheit hatte, anlässlich eines Hobbybrauerstammtischs das Brauhaus Ernst August zu besuchen, gab es als saisonale Spezialität das Hanöversch Winter, ein fast schwarzes Dunkles mit Röstaromen und etwas höherem Alkoholgehalt. Ähnlich glatt und gefällig gebraut wie das HPN, ohne Ecken und Kanten. Lecker, fehlerfrei, aber auch wenig mutig.

Blick in das Reich des Brauers

Angesichts des großen Bierumsatzes von bis zu 600.000 l im Jahr ist das Drei-Geräte-Sudwerk nahezu ständig im Einsatz. Wie uns der junge Brauer während der Brauereibesichtigung stolz erzählte, werden manchmal bis zu vier Sude hintereinander eingebraut. Von fünf Uhr morgens bis Mitternacht läuft die Brauerei, parallel wird gemaischt, geläutert und gekocht, und der letzte Sud bleibt dann nach dem Läutern auch mal über Nacht stehen und wird im Morgengrauen des nächsten Tages erst mit dem Hopfen gekocht. Sicherlich keine entspannte, ruhige Arbeit, zumal neben dem Ausschank in der Brauerei selbst auch jede Menge Siphons mit dem Bier befüllt werden – denn der Verkauf außer Haus läuft hier im Brauhaus ebenfalls sehr erfolgreich.

Man braut mit Best Malz und Weyermann Malzen, die auf einer an der Rückseite des Brauhauses gelegenen Mühle geschrotet werden und dann sackweise um das Gebäude herum gefahren werden müssen. Ein wenig mühsam, aber man erspart sich so die aufwändige Installation der Schrotmühle im unmittelbaren Bereich des Schankraums.

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Brauhaus Ernst August
Schmiedestraße 13
30 159 Hannover
Niedersachsen
Deutschland

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