Lohrmanns Brauerei & Restaurant, Dresden, DEU

Ist es akademischer Freiraum, Langeweile, Übermut, oder was steckt dahinter, wenn Professoren und Nachwuchswissenschaftler auf an einer der renommiertesten Universitäten Deutschlands, nämlich der Exzellenzuniversität TU Dresden, auf die Idee kommen, eine Brauanlage zu erwerben und ein eigenes Bier zu kreieren?

Nun, bei der Fachrichtung Lebensmittelchemie liegt der Gedanke vielleicht gar nicht so fern …

Aus der für Forschungs- und Ausbildungszwecke beschafften Brauerei wurde trotz Pandemie irgendwann ein „richtiges“ Bierprojekt, und wenn wir jetzt mal bei der Bierhefe bleiben, so entstand gewissermaßen durch Knospung aus diesem Projekt mittlerweile eine Gasthausbrauerei mit Restaurantbetrieb – Lohrmanns Brauerei & Restaurant.

Vor eben dieser stehe ich jetzt. Vor mir der große Ziegelbau des Kraftwerks Mitte, der nach Stilllegung der Energieerzeugung umgewidmet wurde und nun diversen Formaten viel Raum gibt. Ob Theater, Gastronomie, Museen und Ausstellungen – hier ist Platz für viel Kultur. Zum Glück auch für Bierkultur.

Ich gehe die paar Treppenstufen in den Schankraum hoch und bin überrascht: In scharfem Kontrast zum eher altmodischen Ziegelambiente des Äußeren ist das Innere des Gebäudes ultramodern und stylish. Die Edelstahlbraukessel funkeln im Licht grüner Leuchtdioden, und beides, Stahl und grünes Licht, zieht sich durch den gesamten Raum, dominiert seine Architektur. Ergänzt wird das Ganze durch Anthrazit, Holz, Ziegel und Beton brut – Industrial Chic, der mich persönlich sehr anspricht. Deutsches Gasthausbrauerei-Ambiente muss also nicht zwingend von Kupferkesselromantik, dunklem Holz und dickem Schweinebraten geprägt sein …

fern von Kupferkesselromantik und dunklem Holz

Bei sonnigen Spätsommerwetter sitzen heute die meisten Gäste draußen im Biergarten, insofern habe ich drinnen freie Platzwahl. Kaum habe ich mich gesetzt, bekomme ich auch schon die Speisekarte vorgelegt. Was soll ich sagen: Neun hier vor Ort gebraute Biere und dazu die Option, sie in zwei Testern zu je fünf Bieren verkosten zu können (beim zweiten Tester gibt es als fünftes Bier ein Gastbier) – was will ich mehr. Also, ruckzuck ist das Tastingboard Klassik bestellt.

Genauso ruckzuck wird es serviert – ich bin gerade erst fertig, die Speisekarte zu studieren …

„Einmal die Senfeier, bitteschön“, ordere ich und füge scherzhaft hinzu „… aber nur, wenn sie genauso gut schmecken wie bei meiner Oma damals!“

„Mindestens genauso gut“, antwortet der freundliche Kellner schlagfertig, „… aber definitiv anders. Bei uns gibt’s die mit einem besonderen Pfiff!“

Ich arbeite mich zügig durch die fünf Bierpröbchen und bin in der Summe durchaus zufrieden:

  • Pils (5,0%)
  • Hell (5,4%)
  • Rot (5,5%)
  • Summer Session (3,5%)
  • Weizen (5,1%)

Während das Hell ein bisschen nach Erbswasser schmeckt, so als sei es während des Brauens nicht kräftig genug gekocht worden, und das Summer Session sensorisch ein bisschen zu stark unterstreicht, dass es ein Leichtbier ist, gefallen die anderen drei Biere außerordentlich gut.

Und da kommen auch schon meine Senfeier (oder „verlorenen Eier“, wie Oma sie genannt hat). Rote Bete als Gemüse und als geröstete Scheiben sowie etwas Kresse verleihen ihnen den vom Kellner versprochenen besonderen Pfiff, und ich bin außerordentlich zufrieden.

Zeit also für das Tastingboard Spezial. Und auch hier wieder ein sehr guter Eindruck, diesmal auch ohne Ausreißer:

  • Kötzsch – Fuchs (5,0%) – das ist das Gastbier
  • Dunkles Weizen (5,7%)
  • Hopfenweisse (6,2%)
  • IPA (7,1%)
  • Kraftwerk Mitte Pils (5,2%)

Sehr schön!

Abgerundet wird das Ganze dann noch von einer Portion Panna Cotta mit einer hervorragenden Soße und ein wenig Tütü drumherum. Schön arrangiert, sehr schmackhaft. Gerne mehr davon.

Essen und Bier haben sehr gut gefallen

Einen Moment noch genieße ich die angenehme Atmosphäre und den mehr als aufmerksamen, fröhlichen und schlagfertig-freundlichen Service und trinke noch ein India Pale Ale „gegen den Durst“, sofern man das mit einem mehr als sieben Volumenprozent starken Bier überhaupt machen kann.

Lohrmanns Brauerei & Restaurant wurde erst im April 2024 eröffnet und ist definitiv eine Bereicherung der Dresdner Bier- und Restaurant-Szene. Die Preise sind zwar leicht über dem Durchschnitt, aber immer noch weit von dem entfernt, was man in Hamburg oder München für ein entsprechendes Niveau zahlen müsste. Sehr schön! Da gehe ich gerne mal wieder hin.

Lohrmanns Brauerei & Restaurant ist montags bis mittwochs ab 15:00 Uhr, donnerstags bis sonntags ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet. Kein Ruhetag. Vom Bahnhof Dresden Mitte mit seinen S-Bahnen und Regionalzügen sind es zu Fuß etwas mehr als zweihundert Meter in Richtung Süden, und schon steht man am Eingang zum ehemaligen Kraftwerk, in dem sich die Brauerei befindet.

Bildergalerie

Lohrmanns Brauerei & Restaurant
Kraftwerk Mitte 6
01 067 Dresden
Sachsen
Deutschland

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