[Blick zurück auf September 2024]
Es geht nichts über gute Kollegen am Arbeitsplatz!
Der gute Herr K. war für zwei Monate im Einsatz in Griechenland und kam gerade rechtzeitig wieder zurück, um meinen Abschied aus der aktiven Dienstzeit zu begleiten. Willkommensfeier (für ihn) und Abschiedsparty (für mich) fielen also quasi zusammen.
„Ich hätte Ihnen ja gerne ein paar gute Biere aus Griechenland in die Hand gedrückt, aber mein Gepäck ist noch nicht da“, heißt es an Tag 1 der beiden Grillabende.
„Das Bier ist da“, lautet dann der Kommentar an Tag 2, und etwas unprätentiös steht plötzlich ein Pappkarton auf dem Tisch – der Inhalt: Sieben Flaschen mit griechischem Kreativbier, in loser Schüttung, einfach so im Karton.
Recht so, den auf den Inhalt kommt es an! Und der ist klasse. Richtig gute Biere waren dabei.
Wer’s nicht glaubt, der lese bitte meine …
Verkostungsnotizen

Ζυθοποιία Πηνειού / Pineios Brewery – Lola! Fresh – IPA; Septem – 8th Day / 8η Μέρα – IPA; Nissos / Νησοσ – All Day Organic; Siris Brewery – Voreia – IPA Beer; Ζυθοποιία Πηνειού / Pineios Brewery – Lola! Fresh – Pilsner; Septem – Friday’s Pale Ale with Nelson Sauvin Hops; Κίρκη / Kirki Beer – Πικρή / Pikri I.P.A.
Ζυθοποιία Πηνειού / Pineios Brewery – Lola! Fresh – IPA (6,0%)
Die fast schon orange leuchtende Farbe gefällt gut; die gleichmäßige Trübung und der feine, weiße Schaum, der allerdings nicht sehr lange hält, runden die Optik sehr angenehm ab.
Die Nase erfreut sich an würzigen, harzigen und kräuterigen Aromen mit einem feinen zitrusfrischen Hauch im Hintergrund.
Der Antrunk ist frisch und verspricht eine kernige Bittere. Und siehe da, auf der Zunge erfüllt sich dieses Versprechen: Eine kernige, knackige, gleichzeitig aber saubere und weiche Bittere erfüllt den Mundraum, ein feiner, recht schlanker Malzkörper balanciert sie gerade so weit aus, dass sie nicht übermäßig dominant wird. Retronasal zeigen sich alle orthonasalen Aromen erneut, in etwas anderer Abstufung, und sie werden ergänzt von recht dezenten Tropenfruchtaromen (Maracuja).
Der Abgang ist harmonisch. Ruhig und gleichmäßig klingen die Aromen und die Bittere ab, und es bleibt eine angenehme Trockenheit auf den Schleimhäuten, die mich nach dem nächsten Schluck gieren lässt.
Durchtrinkbarkeitskategorie: Sehr hoch!
Septem – 8th Day / 8η Μέρα – IPA (7,0%)
Auch das zweite Bier überzeugt mit einer schönen, orangenen Farbe, einer gleichmäßigen Trübung und einem feinen, weißen Schaum – und auch dieser hält nicht übermäßig lang.
Der Duft ist dominiert von feinen kräuterigen und harzigen Aromen, in die sich ganz, ganz leicht ein etwas dissonanter Ton von „feuchtem Spüllappen“ mischt – das hört sich schlimmer an, als es in Wirklichkeit ist, aber dieses Aroma wird spürbar, wenn sich das Bier im Glas langsam erwärmt.
Der Antrunk ist würzig und herb und lässt schon einen recht präsenten Malzkörper erahnen, der sich dann auf der Zunge auch deutlich bemerkbar macht. Mit Leichtigkeit balanciert er die Hopfenbittere aus und verhindert, dass das Bier zu kernig wird. Retronasal zeigen sich ein paar harzige Aromen, die an einen Nadelwald im Sommer erinnern.
Erst nach dem Schluck bekommt die Bittere gegenüber dem Malzkörper endgültig die Oberhand. Kernig und deftig präsentiert sie sich, klingt dann aber auf harmonische Weise langsam ab und bleibt dabei immer angenehm weich, niemals rau.
Nissos / Νησοσ – All Day Organic (4,5%)
Das Bier ist strohgelb, blank gefiltert und trägt eine dünne, schneeweiße Schaumdecke mit mittlerer Haltbarkeit.
Der Duft ist zurückhaltend, dezent kräuterig mit einer feinen, süßlich-parfümigen Note.
Dem ebenfalls etwas süßlich wirkenden, frischen Antrunk folgt ein eher malziger als hopfiger Gesamteindruck im Mund. Das Bier wirkt relativ dünn, weist nur eine sehr geringe Hopfenbittere auf, präsentiert ein paar zuckrig-süßliche Noten, die stärker werden, je wärmer das Bier im Glas wird, und retronasal wirkt es erneut ein wenig parfümiert.
Der Abgang ist nicht weiter erwähnenswert – sang- und klanglos verschwindet das Bier, ohne Erinnerungen zu hinterlassen.
Obwohl auf dem Etikett als „artisanal quality“ und „gluten free“ beworben, schmeckt es in der Summe eher wie ein Allerwelts-Fabrikbier.
Siris Brewery – Voreia – IPA Beer (6,0%)
Die Farbe tendiert ins Orangene, das Bier ist schön gleichmäßig trüb, und der altweiße Schaum ist schön kremig, wenn auch nicht sehr lange haltbar.
Der Duft offeriert ein paar ganz zarte Fruchtaromen der bitteren Sorte (Pampelmuse, Bitterorange), die aber fast völlig verdeckt werden von einer dumpfen Note, die an feuchtes Holz auf dem Dachboden in der Sommersonne erinnert.
Der Antrunk ist im allerersten Moment frisch und herb, aber blitzschnell kippt der Eindruck und die dumpfen Noten sind plötzlich überall präsent – auf der Zunge, am Gaumen, im Rachen. Es wirkt, als würde ich an einem alten und modrigen Stück Holz herumknabbern. Auch die recht kräftige Bittere passt zu diesem Eindruck – sie ist tendenziell eher rau als aromatisch.
Leider verstetigt sich diese unangenehme Sensorik auch nach dem Schluck. Noch lange haftet eine raue und dumpf-muffige Herbe auf den Schleimhäuten.
Ζυθοποιία Πηνειού / Pineios Brewery – Lola! Fresh – Pilsner (5,0%)
Das Bier ist mittelgelb und ganz leicht trübe. Der nicht gerade üppig ausfallende, weiße Schaum zerfällt blitzschnell, so dass das Bier rasch wie ein Glas naturtrüber Apfelsaft aussieht.
Der Duft ist malzig mit ein paar erdigen Honignoten und einem Hauch Karton, was auf eine vorzeitige Alterung schließen lässt (das Mindesthaltbarkeitsdatum liegt noch sage und schreibe vierzehn Monate in der Zukunft).
Der Antrunk ist weich und erdig-malzig, fast schon ein wenig dumpf. Auf der Zunge spüre ich eine dezente Bittere, aber auch hier kommt sie aufgrund der Alterungsnoten nicht wirklich zur Geltung. Der etwas dumpfe, recht lange anhaltende Nachgeschmack bestätigt all diese Eindrücke.
Kann man zwar noch trinken, aber Spaß macht es nicht …
Septem – Friday’s Pale Ale with Nelson Sauvin Hops (4,7%)
Das schön kräftige Gelb und die zarte, gleichmäßige Trübung gefallen ebenso, wie der schneeweiße und stabile Schaum.
Der Duft ist eine schöne Melange aus Bitterorange, feinen Weinnoten und einem dezent harzigen Aroma.
Der Antrunk ist frisch, auf der Zunge gibt sich das Bier dann recht vielschichtig. Eine frische, bitterfruchtige Hopfennote paart sich mit einer harzig-rauen Textur auf den Schleimhäuten, während retronasal die Weinnoten hervorkommen. Nach dem Schluck werden diese Aromen immer kräftiger, und sie werden begleitet von einer schönen Hopfenbittere.
Ein aromenstarkes und trotzdem sehr gut durchtrinkbares Bier.
Κίρκη / Kirki Beer – Πικρή / Pikri I.P.A. (5,5%)
„Pikri got spelled by Kirki to be bitter, hoppy and taste like no other beer before.” Vollmundige Aussagen auf dem Etikett …
Das Bier ist dunkelgelb mit einem leichten Graustich und milchig trüb. Der Schaum ist üppig und fest, und er hält sehr, sehr lang.
Der Duft ist kompakt – harzig und bitter mit nur ganz entfernt anklingenden Bitterfrüchten.
Der Antrunk ist kernig bitter, und auf der Zunge dominiert ebenfalls die Hopfenbittere. Sie ist zwar nicht kratzig, aber dennoch heftig. Etwas für wirkliche Hopheads, denen es nie bitter genug sein kann. Ich zitiere mich selbst: „Knallhart hämmert die Bittere in den Rachen, dass das Zäpfchen nur so wackelt.“ Daneben bleibt wenig Raum für dezente Sensorik. Aber, wie schon gesagt: Es ist nicht kratzig!
So ist denn auch der Abgang ein grundsolider. Deftig und kernig, lange anhaltend, dann aber friedlich das Feld räumend und lediglich trockene Schleimhäute hinterlassend, die den Durst auf den nächsten Schluck aufrechterhalten.
Durchaus (noch!) durchtrinkbar.
Weitere Berichte über den Tauschhandel am Arbeitsplatz sind von hier aus erreichbar.
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