[Blick zurück auf Juni 2024]
Ach, ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, als es in Prag rund ein Dutzend Brauereien gab und die Stadt ob dieser Brauereidichte schon stolz wie Oskar daherkam. Mittlerweile sind es trotz Pandemie rund fünf Dutzend Brauereien, und die Zahl wächst unverändert weiter. Insofern wundert es mich jetzt nicht wirklich, bei einem Spaziergang auf der Malá Strana, der Kleinseite, eine mir noch unbekannte Brauerei zu entdecken – die Pivovar Mikuláš.
Selbstredend wird rasch mal erkundet. Vier verschiedene Biere werden beworben, und sie tragen ungewöhnliche, erzählende Namen: Slavovar, Kracherl, Weallian und Du-Grian.
Das Sudwerk ist in einem Nebenraum untergebracht. Wie so oft in Tschechien sieht es hier ein wenig unordentlich aus, und das Sudwerk ist unscheinbar und etwas lustlos in eine Ecke gestellt. Ich fange an, zu sinnieren. In Deutschland und in Polen passiert es so häufig, dass wir in Gasthausbrauereien kommen, wo ein auf Hochglanz poliertes und mit Scheinwerfern oder bunten LEDs auf’s Beste illuminiertes Sudwerk alle Blicke auf sich zieht, das Bier dann aber gegenüber dem Essen qualitativ stark abfällt. Tolle Küche, tolle Selbstdarstellung, prima Service und mäßiges Bier, gelegentlich sogar bis zur Untrinkbarkeit.
das Sudwerk lieblos in der Ecke versteckt …
Hier scheint es genau andersherum. Das Sudwerk lieblos in der Ecke versteckt, der Service mäßig (die Kellnerin scheint unlängst im Seminar zur erfolgreichen Vergrämung ausländischer Touristen Jahresbeste gewesen zu sein), das Essen optisch nicht so einladend (wir haben keinen Hunger und bestellen uns nichts, sehen aber an den Nachbartischen zum Teil riesige, fetttriefende Portionen zu niedrigen Preisen), die Tische schon seit längerer Zeit nicht mehr feucht abgewischt. Aber das Bier! Sowohl das Weallian, also das India Pale Ale, als auch das Du-Grian, das Stout, schmecken vorzüglich und sehr sortentypisch. Zwar könnte das IPA einen Hauch mehr Fruchtaromatik vertragen, aber auch so ist es prima, und das Stout ist ob seiner feinen Röst- und Mokkaaromen eh über alle Zweifel erhaben.
Versteh‘ einer die Welt!
über alle Zweifel erhabenes Bier
Gerne würden wir die anderen beiden Biere auch noch verkosten, aber wir haben uns den Tag schon mit so viel Dingen vollgepackt, und die Pivovar Mikuláš war gar nicht eingeplant und wurde nur dazwischengeschoben – da muss man auch mal Verzicht üben können.
Auch wenn’s schwerfällt …
Die Pivovar Mikuláš ist täglich ab 12:00 Uhr, sonnabends schon ab 11:00 Uhr, durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist sie vom Malostranské Náměstí, an dem gefühlt ‘zig Straßenbahn- und Buslinien halten, in einer Minute zu Fuß – man geht einfach nur ein paar Schritte Richtung Süden, bis zur nächsten Einmündung.
Pivovar Mikuláš
Karmelitská 25
118 00 Praha
Tschechien
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