Ach, herrje, es ist, wie so oft: Die Lage ist, obwohl mitten in der Altstadt Funchals, zu wenig touristisch. Gegenüber die Garage einer Autovermietung, nebenan ein heruntergekommenes Gebäude, oberhalb eine Baustelle. Zufällig kommt man hier nicht vorbei.
Aber das Navi führt uns zielgerichtet hin, und kaum stehen wir vor dem Funchal Taproom, sind wir begeistert. Eine elegante, dunkle und leicht nach hinten versetzte Front, davor ein paar kleine Tischchen, um draußen sitzen zu können, und dahinter ein langgestreckter, sehr stylisher Taproom, dessen Interieur uns sofort anspricht. Stimmungsvolle, schlichte Eleganz. Toll!
ein sehr stylisher Taproom
Vor wenigen Minuten hat der Funchal Taproom erst geöffnet; wir sind fast die einzigen Gäste. So habe ich die Chance, mich umzusehen, ein paar Bilder zu machen und mit dem Barmann zu plaudern. Zu plaudern gibt es nämlich einiges, nämlich zu jedem der vielen, vielen Biere, die hier erhältlich sind. Acht Zapfhähne und ein vielfältig bestückter Kühlschrank. Der Barmann weiß viel, aber so richtig ins Erzählen kommen wir, als ich ihn darauf anspreche, dass sich sowohl am Zapfhahn als auch im Kühlschrank eine überraschend große Anzahl von Craftbieren aus Polen befindet!
„Oh, ja, das stimmt. Aber erstens ist die polnische Bierszene sehr spannend, zweitens hat unser Importeur in Barcelona ein tolles Angebot an polnischen Bieren, und drittens …“ Er grinst. „Naja, drittens, Du hast es bestimmt schon gemerkt, ist Madeira nicht nur bei den Deutschen und Briten sehr beliebt, sondern auch bei den Polen. Die kommen gleich an dritter Stelle. Und was glaubst Du, wie die sich freuen, wenn sie hier Biere aus der Heimat sehen!“
Wir lachen herzlich. „Aber ich nehme trotzdem am liebsten etwas Portugiesisches“, sage ich ihm und bestelle mir ein kleines Glas des 5,4%igen Pale Rider, eines American Pale Ale der Lissaboner Brauerei Dois Corvos. Ein schön fruchtiges, frisches Bier, perfekt passend, um es in der Nachmittagssonne zu trinken.
Schnell regt sich, getriggert vom Bier, der „kleine Hunger“, und ich stöbere in der Karte. Es gibt Nachos, Tacos, Burritos … Passt ja prima zu hopfenstarken und fruchtig-bitteren Bieren.
Also, ein Burrito mit Schweinefleisch und ordentlich Jalapeños, das passt doch!
„Zum Teilen?“, fragt mich der Barmann, und ich nicke. Meine Liebste möchte bestimmt was abhaben.
Nur wenige Minuten später kommt der Burrito, fein säuberlich in zwei Hälften geschnitten. Jede Hälfte für sich eine gute Portion, und während wir so vor uns hin mümmeln, kommen wir ins Grübeln. Bei Google haben wir einige Bewertungen über den Taproom gelesen, in denen die Portionsgröße kritisiert wurde. Pah, also wirklich! Qualität und Quantität in Relation zum Preis sind hier absolut prima. Müssen wohl Vertreter der Riesen-Billig-Antibiotika-Schnitzel-für-7,90-EUR-Fraktion gewesen sein, die diese Kritik angebracht haben. Typisch deutsche Pauschalurlauber, denen – Geiz ist geil sei Dank! – die Portionsgröße wichtiger ist als die Qualität dessen, was sie da in sich reinwürgen.
Wir sind jedenfalls sehr zufrieden.
acht Zapfhähne – eine schöne Batterie
Jetzt hat natürlich der Teufelskreis begonnen. Das erste Bier hat Hunger gemacht, das Essen macht jetzt wieder durstig. „Hej, Barmann, ich nehme das andere portugiesische Bier vom Hahn auch noch“, winke ich, und er lacht: „Habe ich mir schon gedacht!“
Das Prata, ein German Pilsener mit fünf Prozent Alkohol, ebenfalls aus dem Hause Dois Corvos, kommt auf den Tisch. Würzig und kräuterig, schön schlank, und auch wenn es meiner persönlichen Vorliebe folgend noch eine Schippe mehr klassischen deutschen Hopfen hätte vertragen können, trotzdem ein feines Bier!
So könnte es jetzt weitergehen, oder? Ein Bier, ein Snack, ein Bier, ein Snack … Alles schön in der warmen Nachmittagssonne … Hachz!
Aber: Wir wollen von Funchal doch ein bisschen mehr sehen als nur diese eine, wenn auch so schöne, Craftbier Bar. Schweren Herzens brechen wir also auf. Immerhin im Bewusstsein, dass das wohl für echte Bierliebhaber die beste Adresse der Insel ist.
Große Empfehlung!
Der Funchal Taproom ist täglich ab 15:00 Uhr geöffnet, dienstags erst ab 16:00 Uhr, sonntags ab 17:00 Uhr; montags ist zu. Er liegt eigentlich mittendrin in der schönen Altstadt, man muss halt nur in die etwas weniger attraktiv erscheinende Rua Direita abbiegen … Dann ist man gleich da!
Funchal Taproom Craft Beer & Food
Rua Direita 37
9050-450 Funchal
Portugal
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