Pożegnanie
ze Stargardem

[Blick zurück auf September 2024]

Ich habe so etwas ja schon geahnt …

So langsam neigte sich meine Dienstzeit in der westpommerschen Provinzstadt Stargard dem Ende zu, und ich begann, überall fleißig herumzuerzählen, dass ich keine Abschiedsgeschenke haben wolle. Mir läge nichts an Militärplunder oder ebenso teuren wie hässlichen Skulpturen, Wappen oder Souvenirs. Man möge das Geld doch lieber an eine nichtkirchliche, soziale Organisation spenden und mir mit der Spendenbescheinigung eine viel größere Freude machen.

Meine diesbezüglichen Aussagen wurden mit freundlichem Interesse entgegengenommen; die Absicht wurde verstanden und mit eifrigem Nicken quittiert. Es folgte aber immer auch die Frage, ob es denn wenigstens „some consumables“ sein dürften.

Na, da schwante mir ja schon, was unter diesen „consumables“ zu erwarten war, und in der Tat:

Der Tag des Abschieds von Stargard (oder auf Polnisch der „Dzień Pożegnania ze Stargardem“) ist gekommen. Feierlich bekomme ich eine selbstgestaltete und ‑gedruckte Urkunde in die Hand gedrückt, die mir bestätigt, dass eine erkleckliche Summe in polnischen Złoty dem örtlichen Tierschutzverein übergeben wurde, und zusätzlich wird mir eine große Tragetasche überreicht, in der sich ein schön gestalteter Karton mit …

… na, Ihr wisst es alle: … feinen polnischen Bieren befindet.

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„Some consumables“, grinsen meine deutschen und polnischen Kollegen gleichermaßen. Und nicht nur sie freuen sich auf die …

Verkostungsnotizen

Browar Gryfus – Sedina – Session IPA – Simcoe / Sabro / Strata; Browar Gryfus – Flora – Pszeniczne; Browar Gryfus – Portowiec – Baltic Porter; Browar Gryfus – Baszta – Pils; Browar Gryfus – Tryz Orły – Calamansi Triple IPA; Browar Złocień – Session IPA; Browar Gryfus – Sternik – New England Pale Ale – Citra / Amarillo / Nelson Sauvin; Browar Złocień – Pils; Browar Złocień – Klasyczne Pszeniczne

Browar Gryfus – Sedina – Session IPA – Simcoe / Sabro / Strata (5,0%)

Das Bier gefällt mit einer stilgerecht hellgelben Farbe, einer ebenso stilgerecht gleichmäßigen Trübung und einem festen, weißen Schaum, der beim Trinken schöne Ränder im Glas hinterlässt.

Der Duft ist bitterfruchtig (Pampelmuse, Bitterorange) und leicht harzig.

Der frische Antrunk entbehrt nicht einer feinen, pfeffrigen Schärfe – was mir persönlich gut gefällt. Auf der Zunge ist das Bier dann knochentrocken, kernig bitter, schlank und präsentiert retronasal erneut die schönen bitterfruchtigen Aromen. Nach dem Schluck klingt die Bittere schön gleichmäßig ab, die retronasalen Aromen haften noch einen Moment, und am Ende bleiben schön trockene Schleimhäute zurück, die große Lust auf den nächsten Schluck machen.

Browar Gryfus – Flora – Pszeniczne (5,6%)

Tja, die Verkostungsnotiz zu diesem Weizenbier fällt sehr kurz aus: Das Bier ist, obwohl das Mindesthaltbarkeitsdatum noch vier Monate in der Zukunft liegt, leider umgekippt und ungenießbar sauer.

Browar Gryfus – Portowiec – Baltic Porter (8,5%)

Viskos, fast schon ein bisschen zähflüssig fließt das Bier ins Glas – tiefschwarz ist es, und man muss beim Eingießen schon genau hinschauen, um zu sehen, dass es unfiltriert ist. Der kräftig braune Schaum, der sich sehr üppig entwickelt, ist für ein Bier mit diesem Alkoholgehalt erstaunlich lang haltbar.

Die Nase erfreut sich an röstigen, dezent bitterschokoladigen und etwas mokkaartigen Aromen – ganz im Hintergrund scheint ein leicht säuerlicher Hauch kurz aufzublitzen, der aber rasch wieder verschwindet. Oder war das eine Täuschung?

Der Antrunk ist von viskoser Textur und süßlich. Auf der Zunge macht sich die Malzsüße breit, begleitet von kräftiger, röstiger Bittere und – retronasal – Schokolade und Mokka. Sehr rund und ausgewogen wirkt das Ganze. Nicht übermäßig klebrig, nicht übermäßig bitter. Der Abgang präsentiert die Schokolade und den Mokka noch einmal mit Begeisterung und bringt gleichzeitig die Bittere ein kleines bisschen weiter in den Vordergrund.

Ein großes Bier!

Browar Gryfus – Baszta – Pils (4,5%)

Ein simples, einfaches und gefälliges Pils!

Die Farbe ist vielleicht einen Hauch dunkler als für den Stil typisch, und es ist unfiltriert. Aber der Schaum ist schön weiß und steht stabil.

Die Nase erfreut sich an feinherben, kräuterigen Noten, wie sie für klassische Aromahopfen typisch sind.

Der Antrunk ist ausgewogen, und auf der Zunge macht sich ein dezenter Malzcharakter bemerkbar, der von einer feinen Hopfenherbe begleitet wird. Retronasal spüre ich die kräuterigen Akzente, die die Nase beim Schnuppern am Glas schon identifiziert hat. Angenehm.

Der Abgang lässt das Malz rascher abklingen als die Hopfenbittere, so dass das Bier dann erst so richtig pilsig daherkommt.

Gut zu trinken – gerne auch in großen Schlucken.

Browar Gryfus – Tryz Orły – Calamansi Triple IPA (8,8%)

Geiles Bier!

Das ist das erste, was mir durch den Kopf schießt. Es ist nicht nur die schöne orangene Farbe, die gleichmäßige Trübung oder der schöne, stabile Schaum. Nein, es ist der intensiv herbe, gleichzeitig aber ungemein fruchtige, an Bitterorangen und Kumquat erinnernde Duft, der aus einer genialen Kombination der Hopfensorten Lotus, Mosaic und Azzacca mit Calamansi (oder auch Calamondinorange genannt) besteht. Herrlich – eine Aromenwelt tut sich auf.

Der Antrunk ist knackig bitter und trotzdem fruchtig, und auf der Zunge explodiert die Bittere geradezu. Aber sie ist nicht rau, nicht kratzig, nicht deftig, nicht beängstigend, sondern sie ist aufgrund der Einbettung in die aromenstarke Zitrusmatrix der Calamansi einfach nur beeindruckend. Retronasal kommen wunderschöne Bitterorangenaromen und ein paar harzige Hopfenakzente hervor.

Nach dem Schluck bäumt sich die Bittere noch einmal auf, um dann langsam und gleichmäßig abzuklingen, jedoch nicht ohne die ganze Zeit noch Frucht- und Harznoten „abzudampfen“ und retronasal den Riechkolben entlang zu schicken.

Was für ein gewaltiges Bier!

Browar Złocień – Session IPA (5,0%)

Hellgelb und blickdicht trüb steht das Bier im Glas, und hätte es nicht eine schöne, schneeweiße und durchaus ausgeprägte Schaumkrone, so könnte man glauben, man habe ein Glas Pampelmusensaft vor sich.

Der Duft ist herbfruchtig mit ein paar Mangoaromen und einer ausgeprägten Hopfenherbe im Hintergrund.

Der Antrunk ist gleichzeitig samtig-weich und knackig-herb. Auf der Zunge konkurrieren diese beiden sensorischen Eindrücke unverändert weiter miteinander – wohl dem hohen Anteil sowohl von Haferflocken als auch von Hopfen geschuldet. Retronasal tut sich nicht so fürchterlich viel, obwohl auch hier die Mangonoten und die herbfruchtigen Hopfenaromen identifizierbar sind.

Der Abgang ist trocken und kräftig bitter, und erst deutlich nach dem Schluck kommen nun endlich die Fruchtaromen von Mango und Pampelmuse etwas mehr zur Geltung.

Browar Gryfus – Sternik – New England Pale Ale – Citra / Amarillo / Nelson Sauvin (4,5%)

Die Optik ist schon mal stilecht: Eine hellgelbe Farbe, eine milchige Trübung und ein schöner, weißer Schaum, der vielleicht ein kleines bisschen zu grobblasig ist, aber dafür recht lange hält.

Der Duft ist intensiv fruchtig – ein tropisches Obstkörbchen mit viel herben Früchten wie Pampelmuse, Bitterorange oder Kumquat.

Der Antrunk ist frisch, aber nicht zu spritzig, und auf der Zunge ist das Bier trocken und herb, ohne dabei zu schlank zu werden – ein weicher, recht seidig wirkender Körper ist durchaus spürbar. Retronasal entwickeln sich die herben Aromenanteile kräftiger als die fruchtig-obstigen.

Nach dem Schluck macht sich die Bittere am Zungengrund und im Rachen deutlich bemerkbar. Sie erzeugt trockene Schleimhäute, die zum Weitertrinken anregen und die Durchtrinkbarkeit erhöhen, aber nicht rau oder kratzig wirken.

Browar Złocień – Pils (5,0%)

Die dunkelgelbe, fast schon ins Orangene changierende Farbe und die leichte Trübung sind vielleicht nicht zu hundert Prozent stilecht; der schneeweiße Schaum ist es aber.

Der würzige, leicht kräuterige Hopfenduft gefällt gut.

Der Antrunk ist frisch und spritzig; auf der Zunge fallen sofort die kräuterig-aromatische Hopfennote und eine angenehme Bittere auf. Ein bisschen Restsüße ist vorhanden; je länger das Bier sich erwärmt, um so deutlicher wird sie.

Der Abgang ist schlank und hopfig-herb.

Insgesamt gefällt das Bier zunächst sehr gut – optisch eher dem tschechischen Pils, sensorisch eher dem norddeutschen Pils entsprechend.

Allerdings bekommt es an der Luft nach einigen Minuten einen feinen Honiggeschmack, der zwar nicht unangenehm ist, aber nicht so richtig zum Stil passt und insgesamt nicht harmoniert.

Browar Złocień – Klasyczne Pszeniczne (5,0%)

Das Bier ist blassgelb, milchig trüb, und der Schaum entwickelt sich zum einen nur zurückhaltend, und zum anderen fällt er auch blitzschnell wieder zusammen – das ist gar nicht so weizenbiertypisch.

Der Duft ist nur dezent bananig und ansonsten intensiv hefig und erinnert mich an meine allerersten Hobbybrauversuche.

Dem spritzig-frischen (sortentypischen!) Antrunk folgt erneut ein sehr hefiger Eindruck. Die Zunge wird davon belegt und fast schon ein bisschen pelzig. Eine leichte Bittere wird am Zungenrand spürbar, und mit viel Geduld gelingt es mir, retronasal noch einmal ganz leichte Bananenaromen zu finden. Als Beifang geraten mir dabei aber ebenfalls ein paar medizinische wirkende Phenole in die Nase.

Nach dem Schluck werden die Phenole noch ein bisschen deutlicher. Das Bier bleibt zwar trinkbar, aber so eine richtige, unbeschwerte Trinkfreude ist das nicht.

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