Brute Force Tasting
im Biergasthof Hotel Riedberg

[Blick zurück auf Ende Mai 2025]

Wann immer von Bierkellern die Rede ist, ob von historischen oder modernen, ob von industriell genutzten riesigen unterirdischen Hallen oder nur dem kleinen Winkel unter der Treppe im Tiefgeschoss eines Mehrfamilienhauses – irgendwann kommt das Gespräch auf DEN Keller. DEN legendären Bierkeller beim Karl Zuser jr. in Ried. Dort, wo in einem von außen völlig unscheinbaren und mitten im Gewerbegebiet jetzt auch nicht gerade touristisch attraktiv gelegenen, dafür aber um so einzigartigeren Hotel sich ein Kellergewölbe befindet, das seinesgleichen sucht.

Feierlich und in Begleitung wird der Gast die enge Kellertreppe hinuntergeführt, und wenn er um die Ecke biegt und die vom Kerzenlicht warm und gemütlich erleuchteten Regale erblickt, die in Jahren und Jahrzehnten angesammelte Staubschicht auf den Flaschen sieht und beginnt, die Etiketten zu entziffern, dann … verändert sich was in ihm.

Regale voller Raritäten

Selbst der hartnäckigste Volumentrinker und Industriebiervernichter vermag sich der Ehrfurcht nicht zu verschließen, die ihn hier unten ergreift. Das sind wahre Raritäten. Biere, die in begrenzter Auflage gebraut oder abgefüllt wurden. Biere, die auf dem freien Markt eigentlich gar nicht zu bekommen sind. Biere aus der Kindheit des Besuchers; jahrzehntelang gelagert. Biere in winzigen Flaschen, Biere in riesigen Flaschen. Starke Biere, stärkere Biere und über alle Maßen starke Biere. Biere aus Österreich, aus Europa, aus der ganzen Welt. Abteibiere, Trappistenbiere, Spezialbiere, Degustationsbiere, Sonderabfüllungen und was nicht noch alles.

Heute Abend, es ist der Abend nach der Austrian Beer Challenge 2025, haben wir uns im Kreise guter Freunde und lieber Bierbekanntschaften alle beim Zuser getroffen. Nach einer „kleinen“ Jause (den Begriff „klein“ kennt der Karl allerdings gar nicht, wenn es ums Essen geht) wird uns eine große Ehre zuteil: Wir werden in kleine Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe darf für ein paar Minuten in den Keller, jeder Gast darf sich ein (!) Bier aussuchen. „Nur kucken, nichts anfassen. Erst dann, wenn Ihr Euch endgültig entschieden habt, dann nehmt Ihr Euch das Bier aus dem Regal. Bei den kleinen Flaschen drei oder vier, vielleicht auch fünf, bei den großen zwei. Dann können wir hinterher alle verschiedenen Biere gemeinsam verkosten!“

Die Augen beginnen zu leuchten, und in geradezu feierlicher Stille beäugen wir die Schätze in den Regalen. Im flackernden Kerzenlicht ist es schwer, die Etiketten zu entziffern, ab und an wird mit dem Licht am Mobiltelefon nachgeholfen, um die längst verwitterten Inschriften auf den ältesten Flaschen erkennen zu können. Aber schließlich haben wir es geschafft! Sorgfältig werden die Schätzchen auf dem runden Tisch im Schankraum abgestellt – 26 verschiedene Biere. Ein Querschnitt durch alles, was die europäische und amerikanische Braukunst zu bieten hat.

sechsundzwanzig verschiedene Biere

Es beginnt eine Verkostung, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Oder wenigstens noch nicht oft! Wer zählt die Völker, nennt die Namen …

Doch dem Chronisten ist es gelungen, alle sechsundzwanzig Biere zu erfassen, und sie sollen für sich selbst sprechen:

  • De Proefbrouwerij – Bloemenbier [2013] (7,0%)
  • Brasserie Lindemans – Apple [2019] (3,5%)
  • Heller Bräu – Aecht Schlenkerla Rauchbier – Weizen [2013] (5,2%)
  • Meantime Brewing Company – Coffee Porter [2015] (6,0%)
  • Samuel Smith – The Old Brewery – The Celebrated Oatmeal Stout [2022] (5,0%)
  • Brasserie Lindemans – Cuvée René – Oude Gueuze Blend [2016] (6,0%)
  • Brouwerij Boon – Oude Geuze Boon à l’Ancienne [2017] (7,0%)
  • Brouwerij Boon – Framboise Boon [2018] (5,0%)
  • Brasserie d’Orval – Orval [2017] 6,2%
  • Abbazia delle Tre Fontane – Birra Trappista Italiana – Tripel [2016] (8,5%)
  • Spencer Brewery – Trappist Ale [2018] (6,5%)
  • Brouwerij Rodenbach – Flanders Red Ale – Vintage 2016 – Foeder n° 222 (7,0%)
  • Brasserie d’Achouffe – Cherry Chouffe [2019] (8,0%)
  • Privatbrauerei Zwettl – Dark Magic – Austrian Porter – im Armagnac-Fass gelagert [2017] (7,7%)
  • Weisses Bräuhaus – Schneider TAP X – Mein Nelson Sauvin [2012] (7,3%)
  • Brauerei Ried – Zusers 1779 – Weizen-Doppelbock [2018]
  • De Sint-Sixtusabdij van Westvleteren – Bruine 8° [2023] (8,0%)
  • De Dochter van de Korenaar – Peated Oak Aged Embrasse [2015] (10,0%)
  • Bières de Chimay – Chimay Pères Trappistes – Spéciale Cent Cinquante 1862-2012 [2012] (10,0%)
  • Bierbrouwerij de Koningshoeven – La Trappe – Oak Aged – Batch 44 [11,0%)
  • Bierbrouwerij de Koningshoeven – La Trappe – Quadrupel [2016] (10,0%)
  • BrewAge – Holzknacker – Edition IV – Barrel Aged Barley Wine – Nackthafer Whisky [2020] (12,5%)
  • Brauerei Schloß Eggenberg – Samichlaus Barrique Glenmorangie [2015] (14,0%)
  • Brauerei Schloß Eggenberg – Samichlaus Bier – Helles [2007] (14,0%)
  • Brauerei Hürlimann – Samichlaus Bier [1985] (14,0%)
  • Gösser Brauerei – Gösser Dunkler Bock [1975] (ohne Prozentangabe)

Insbesondere die letzten drei Biere, achtzehn, vierzig und fünfzig Jahre alt, sind die größte Überraschung in dieser Brutal-Verkostung. Zwar nicht mehr spritzig, aber rund, weinig und vor allem: Immer noch mit großem Genuss trinkbar. Von jedem dieser Biere hätte ich problemlos auch eine ganze Flasche statt eines winzigen Probierschlucks trinken können und wollen!

Was für eine Bier-Erfahrung!

So was gibt’s halt nur in Ried. „Darauf ein Bier!“, wie der Zuser Karl jetzt sagen würde!

Bildergalerie

Brute Force Tasting
im Biergasthof Hotel Riedberg
Südtiroler Straße 11
4910 Ried im Innkreis
Österreich

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