[Blick zurück auf Anfang Juni 2025]
Bierfabrik ist vielleicht ein etwas irreführender Name, den fabriziert wird hier nichts. Jedenfalls kein Bier. Allenfalls gute Laune oder Zufriedenheit. Davon aber reichlich.
Ein kleiner Spaziergang hat uns an den Rand der Mailänder Innenstadt geführt, und bereits beim Näherkommen merken wir: Hier können wir nicht verkehrt sein. Denn …
Es ist kurz vor halb sechs am Nachmittag. An einem Sonntag. Um halb sechs soll die Bierfabrik aufmachen. Und vor der Tür sitzen bereits Gäste auf den Stühlen und an den kleinen Tischen auf dem Bürgersteig. Ohne Bier. Sie sitzen und warten. In der Bierfabrik steht ein Fenster offen, aber die Tür ist noch geschlossen. Ein Schild hängt hinter der Scheibe – „closed“.

„closed“
Wo, bitteschön, sitzen an einem sonnigen Sonntagnachmittag, an dem man nicht nur in Mailand tausend andere Dinge tun könnte, die Menschen geduldig vor einer kleinen. „zu‘enen“ Craftbierkneipe und warten auf ihr erstes Nachmittagsbier? Wenn das kein Qualitätsmerkmal ist!
Punkt halb sechs dreht eine Hand von innen das Schild um. Sonst nichts. Der junge Mann, der direkt neben dem Eingang gesessen hat, steht auf und drückt die Tür auf. Sie war die ganze Zeit nicht abgeschlossen. Jetzt gehen alle, einer nach dem anderen, an die Theke, suchen sich ein, zwei oder mehr spannende Biere auf der großen Kreidetafel aus, bestellen und setzen sich draußen wieder hin. Tiefenentspannt.
Genauso tiefenentspannt zapft die junge Barfrau die Biere, trägt sie an die Tische draußen, bringt ein paar Knabbersachen mit und wünscht uns viel Spaß. Ruhig, ohne Hast, und dennoch: blitzschnell. Das muss man auch erstmal können – solch eine Ruhe auszustrahlen und gleichzeitig in Windeseile zu zapfen und zu bedienen.

das Drinnen wäre als Schlechtwetterlösung auch schön gewesen
Auch das Vertrauen ist groß. Der Bürgersteig ist von drinnen kaum einsehbar – es wäre ein Leichtes, das Bier auszutrinken und ohne die Rechnung zu bezahlen, davon zu spazieren.
Wir sitzen. Ruhig. Genießen. Schauen den wenigen Menschen nach, die an uns vorbeispazieren.
Und die Biere?
Zwei Stück probieren wir, einmal die 4,2%ige Gose vom Carrobiolo Brewpub aus Monza, und einmal das 6,5%ige Super Nova Saison der Brasserie Malpolon aus Lavérune in Frankreich. Beide sehr ordentlich. Sauber. Schön gezapft. Mit einem Lächeln serviert. Die kleinen Knabbereien (Salzstangen, Fischli und so was) werden regelmäßig nachgefüllt.
Eine kleine, unauffällige Craftbierbar, an der aber hier und heute alles stimmt.
Wie schön!
Die Bierfabrik in Milano ist täglich ab 17:30 Uhr geöffnet; kein Ruhetag. Neben den Craftbieren gibt es auch Hamburger – Biertrinken macht schließlich hungrig. Zu erreichen ist die Bar mit der Metro Linie 1, Station Lima, von dort aus sind es drei Minuten in Richtung Osten.
Bierfabrik
Via Federico Ozanam, 8
20 129 Milano
Italien
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