Bosman Browar Szczecin
Od Bohrischa do Bosmana – 160 Lat Szczecińskiego Browaru

Szczecin blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück und war über viele Jahrhunderte hinweg Zankapfel der Nationen. Es war neben deutsch und polnisch vorübergehend auch schwedisch, russisch und französisch. Und wechselvoll ist auch die Geschichte der hiesigen Brauerei, die als Stettin deutsch war, Weidmann und später Bohrisch Brauerei hieß, und sich im polnischen Szczecin nun bis heute Bosman Browar nennt.

Bosman Browar Szczecin
Od Bohrischa do Bosmana – 160 Lat Szczecińskiego Browaru

Anlässlich des 160-jährigen Bestehens der Brauerei wurde 2008 ein schöner Bildband herausgegeben, der auf rund 200 farbigen Seiten die Geschichte der Brauerei anhand vieler alter Dokumente aufbereitet.

Ohne langatmige Einführungen oder langweilige Vorworte beginnt die Darstellung der Geschichte im Jahr 1243, dem Jahr, aus dem die ersten Dokumente stammen, die das Bierbrauen in Stettin belegen. Eine Zeittafel skizziert die Zeit von 1243 bis heute, also 2008, auf knapp zwanzig Seiten, bevor dann Postkarten, Bilder, Porträtbilder der Eigentümer und Rechnungsbelege zunächst die Brauereigeschichte als Bohrisch-Brauerei illustrieren. Man sieht sehr schön, wie aus wenigen Pferdekutschen ein gewaltiger Fuhrpark wurde, wie die Pferde durch Lastkraftwagen ersetzt wurden, wie sich Flaschen, Keramikverschlüsse und Bierdeckel mit der Zeit wandelten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus der Bohrisch-Brauerei die Browar Bosman – und neben der Infrastruktur, die natürlich schwer beschädigt war und wieder neu aufgebaut werden musste, blieb ein gemeinsames Merkmal erhalten: Der Seemann. Stettin war Hafenstadt, ist Hafenstadt und wird es immer bleiben, und auch wenn es vom Binnenhafen Stettins bis zur Ostsee noch viele Dutzend Kilometer sind, so sind die Seeleute doch alltäglicher Bestandteil des Stadtbilds. Und während es immer ein Bierkutscher mit Schirmmütze und Lederschürze war, der die Bohrisch-Biere beworben hat und auf seiner Mütze stolz den Schriftzug Bohrisch trug, so ist es heute ein Seemann, der für Bosman wirbt. Nicht zuletzt heißt Bosman ja auch nichts anderes als Bootsmann.

Bilder des Sudwerks, eine große Sammlung von Etiketten, Biergläsern, Untersetzern und sonstigen Werbematerialien füllen das Buch auf den folgenden hundert Seiten. Eine bunte Reise durch über 50 Jahre Bosman-Geschichte.

viele Bilder, wenig Text

Legendär die Werbekampagne aus den späten Neunziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts. Die polnische Regierung hatte die Werbung für alkoholhaltige Getränke verboten – auch für Bier. Doch die polnischen Brauer wären keine echten Polen, hätten sie nicht pfiffige Möglichkeiten gefunden, diese Auflagen geschickt zu umgehen und ihre Biere trotzdem zu bewerben. Frontal provozierend dabei seinerzeit die Warka-Brauerei, die ganz unverfroren ein alkoholfreies Starkbier bewarb: Warka Strong Bezalkoholowe. Niemand hat dieses Wunderding jemals in einem Supermarkt gesehen, jeder wusste, dass damit natürlich das normale Starkbier Warka Strong gemeint war, aber formal war die Werbung nicht zu beanstanden.

Die Bosman-Brauerei machte es etwas dezenter, mit einem Augenzwinkern. Kesse Sprüche zum alkoholfreien Bier, dazu das Gesicht eines Stars, der deutlich mit den Augen zwinkert. Und schon wurde die Botschaft verstanden. „Am meisten Spaß hat man beim alkoholfreien Bier“ oder „Echte Männer stoßen nur mit alkoholfreiem Bier an“ lauteten die Sprüche, und die Menschen, in Jahrzehnten des Sozialismus darin geübt, lasen zwischen den Zeilen die richtige Werbeaussage.

1997 wurde Bosman von der deutschen Bitburger Brauerei übernommen, und seit 2001 gehört sie zum dänischen Carlsberg-Konzern. Beide Ereignisse werden in der Chronik sauber verzeichnet, finden aber im umfangreichen Bild-Teil keine gesonderte Erwähnung.

Unmittelbar nach Erscheinen des Bildbands ging eine Welle der Empörung durch die Szene der polnischen Bierwerbemittel-Sammler, heute würde man es als „Shitstorm“ bezeichnen. Zu viele Etiketten, zu viele Bierdeckel würden in der Darstellung fehlen, ganze Jahrzehnte kämen zu kurz. Und so gab die Brauerei Bosman 2009 kurzerhand ein kleines Ergänzungsheftchen mit 24 Seiten heraus, das dem Buch fortan beigelegt wurde und die fehlenden Informationen ergänzt.

Ein nettes Buch für Liebhaber der Brauereigeschichte. Recht wenig Text, auf die dürren Fakten reduziert, aber viele schöne Abbildungen, die eine gedankliche Zeitreise ermöglichen.

Bosman Browar Szczecin
Od Bohrischa do Bosmana – 160 Lat Szczecińskiego Browaru
Walkowska Wydawnictwo / JEŻ
Szczecin, 2008
ISBN 978-83-924983-9-1

3 Kommentare

  1. Guten Morgen!

    Gibt es dieses interessante Buch noch zu kaufen? Ich habe es leider nicht finden können.

    Auf dem Emailschild ist aber ein typischer Bierkutscher mit einer Schirmmütze und einer Lederschürtze dargestellt und kein Matrose oder Seefahrer.

    „Und so war es denn auch immer ein Seemann, der die Bohrisch-Biere beworben hat und auf seiner Kapitänsmütze stolz den Schriftzug Bohrisch trug“

    Es gibt einige Fotos im Internet die einen typischen Bierkutscher zeigen.

    Mit freundlichen Grüßen und einen guten Rutsch ins neue Jahr
    Mark

    • Hallo, Mark,

      ob es dieses Buch noch zu kaufen gibt, kann ich dir leider nicht sagen – ich habe es seinerzeit, als es noch relativ aktuell war, vor Ort in Stettin gekauft. Da es eine Jubiläumsausgabe der Brauerei war, glaube ich nicht, dass es im regulären Handel noch erhältlich ist. Wenn, dann höchstens antiquarisch – vielleicht irgendwo im Internet.

      Bezüglich des Bierkutschers von Bohrisch hast Du recht – das werde ich bei Gelegenheit mal im Text ändern. Er wurde in der Tat erst mit der Umbenennung von Bohrisch zu Bosman durch einen Seemann ersetzt. Danke für den Hinweis.

      Mit bestem Gruß,

      VQ

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