[Blick zurück auf Mai 2024]
Zwei Jahrzehnte ist es mittlerweile her, dass auf dem Areal an der Grzybowska-Straße eine große Industriebrauerei stand, die Browary Warszawskie, die, hervorgegangen aus dem Brauereibetrieb Haberbusch und Schiele, für die Biermarke Królewskie stand. Gegründet 1846 von den Brauern Haberbusch, Schiele und Klawe, ist es dem Betrieb immerhin bis 2004 gelungen, zu überleben, bevor internationale Konkurrenz, finanzielle Verluste und nicht zuletzt die nicht gerade verkehrsgünstige Lage im Zentrum einer übermotorisierten Millionenstadt ihr den Garaus machten.
Relativ rasch wurden die alten Gebäude zunächst entkernt, dann großenteils abgerissen, und an diesem Ort sollte wohl nie wieder Bier gebraut werden.
Nie wieder?
Nun, auf dem Gelände entstand ein Einkaufs- und Vergnügungszentrum, das sich zum Teil auf die alten, historischen Gebäude abstützt, zum Teil aber auch mit neuzeitlicher und trotzdem ansprechender Architektur zu begeistern weiß. Und mittendrin: Die Browar Warszawski. Im Singular.
Letzterer, der Singular, ist wichtig, denn schon bei der Recherche, ob wir da heute etwas essen und trinken können, schlägt die Unschärfe meiner Erinnerung gnadenlos zu. Ich googele Browary Warszawskie, also den Plural, und ohne es zu bemerken, lande ich auf der Website des gleichnamigen Einkaufs- und Vergnügungszentrums. Ich freue mich über die ach so großzügigen Öffnungszeiten, nur um dann vor Ort feststellen zu müssen, dass das nur für das Einkaufszentrum gilt. Die Gasthausbrauerei nebst Restaurant und Bierkeller, die Browar Warszawski (Singular!), öffnet erst später am Nachmittag.
Wir spähen einmal durch die Fensterscheiben, und dann trollen wir uns zunächst.
Fortsetzung ein paar Stunden später: Uih, hier ist aber was los! Eine lange Schlange vor dem Eingang. Brav stellen wir uns an, und als wir nach ein paar Minuten merken, dass die Schlange nur für die namentlich zu erfassenden Teilnehmer einer geschlossenen Veranstaltung gilt, haben wir sie ruckzuck überholt und uns einen schönen Tisch am Fenster mit freiem Blick auf die silberglänzende Brauereiinstallation ergattert.

freier Blick auf das silberglänzende Sudwerk
Ein Blick in die Speisekarte: Die Auswahl ist groß. Jede Menge Hauptgerichte, aber auch jede Menge mehr oder weniger große Vorspeisen. Und: Achtzehn verschiedene Biere aus eigener Produktion gibt es (wenn man die verschiedenen Fruchtbiere separat zählt).
Na, da haben wir aber was vor!
Um die Auswahl auch wirklich genießen zu können, bestellen wir ein paar Kleinigkeiten zum Essen, aber kein Hauptgericht. Und was die Biere anbelangt, da gibt es ein Testbrett mit sechs verschiedenen kleinen Kostproben.
Und später noch eins.
Und ganz zum Schluss noch eins – jetzt allerdings mit einer Dublette, denn es sind leider nur siebzehn und nicht achtzehn verschiedene Biere, eines sei aus, wie uns der nette Kellner bedauernd offenbart.
Viel zu viele Biere sind es, um sie einzeln zu beschreiben. Gleiches gilt für die verschiedenen Vorspeisen. Wer zählt die Geschmäcker, nennt die Namen …?

ein buntes sensorisches Sammelsurium
Wie immer gilt: Nicht alles mundet mir persönlich zu hundert Prozent, aber alles ist attraktiv hergerichtet, interessant und ansprechend.
Bis auf …
… die Preise. Die sind alles andere als ansprechend. Wir merken, dass wir in der Hauptstadt sind, wir merken, dass wir in einer In-Location, wenn nicht gar Schicki-Micki-Adresse eingekehrt sind. Daheim in Szczecin wären wir für die Hälfte des Geldes ebenso gut verpflegt worden.
Aber das ist eigentlich der einzige Kritikpunkt. Service, Essen, Bier, Ambiente – alles ist ansprechend und gut, und es bietet sich sogar noch die Gelegenheit, sowohl das Sudwerk als auch den Lagerkeller etwas genauer zu betrachten.
Geschickte Ausleuchtung und zum Teil farbige Akzente im Schankraum schaffen eine sehr stylische Atmosphäre – hier kann man auch gerne mal mit Gästen und Freunden hin, die einer klassisch-rustikalen Bierschwemme nicht so wirklich viel abgewinnen können oder wollen.
Passt!
Die Browar Warszawski (Singular) liegt im Geschäftszentrum Browary Warszawskie (Plural), und während die letzteren täglich ab 08:00 Uhr bis weit in die Nacht durchgehend geöffnet haben (kein Ruhetag), beschränkt sich der Schank- und Restaurantbetrieb ersterer auf die Zeit ab 16:00 Uhr (sonnabends und sonntags ab 14:00 Uhr, ebenfalls kein Ruhetag). Zu erreichen ist die Gasthausbrauerei mit der Metro, Linie M2, Station Rondo Daszyńskiego. Von dort aus sind es knapp acht Minuten zu Fuß in nordostwärtiger Richtung.
Browar Warszawski
ulica Grzybowska 60
00-844 Warszawa
Polen

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