[Blick zurück auf Mai 2024]
AleBrowar, das waren zu Beginn Bartek Napieraj, Michał Saks und Arkadiusz Wenta. Zusammen mit Pinta waren sie die Pioniere der Craftbierbewegung in Polen. Experimentierfreudige und trotzdem trinkbare Biere, witzige Biernamen und ein oftmals provozierendes, immer aber sofort ins Auge fallendes Flaschendesign. Merkwürdige Figuren waren da auf den Etiketten zu sehen, und in den einschlägigen Internetforen wurde fleißig diskutiert.

merkwürdige Figuren nicht nur auf den Etiketten …
Einmal schlugen die Wogen extrem hoch, als AleBrowar es wagte, eine Monstranz in provozierendem Umfeld auf das Label zu hieven. Ei, was regten sich die spaßbefreiten Katholiken auf. Klar, immer bereit, volle Breitseite auf liberale Lebenseinstellungen und sexuelle Orientierungen zu schießen und dabei auch harte und beleidigende Worte zu wählen, aber wenn es darum geht, auch mal einzustecken, zeigt man sich dünnhäutig und beleidigt und droht mit rechtlichen Schritten. Wenn die Aufregung doch gegenüber den Kinderfi …, äh, Pädophilen in den eigenen Reihen ähnlich groß wäre! Da wäre dann wirklich mal was gewonnen!
AleBrowar änderte seinerzeit das Etikettendesign. Zu groß war das Risiko, im erzkatholischen Kirchenstaat Polen sonst massive wirtschaftliche Einbußen hinnehmen zu müssen …
Mittlerweile hat sich vieles geändert. Die Craftbierszene in Polen ist bunter und umfassender geworden, AleBrowar ist nur noch eine Marke unter vielen (wenn auch unverändert eine sehr erfolgreiche!), und Arkadiusz Wenta ist der einzige aus dem Gründer-Triumvirat, der noch dabei ist.
Und: War AleBrowar zunächst eine Wanderbrauerei, so verfügt sie nun über eine eigene Braustätte in Lębork, vor der wir nun gerade stehen. Durch ein halbgeöffnetes Rolltor können wir die Lagertanks sehen, durch eine große Glasscheibe zwischen dem Rampenverkauf und dem Sudhaus blicken wir auf die Braukessel und die Flaschenabfüllung. Es herrscht reges Treiben, und man ist fleißig, so dass keine Chance auf einen spontanen Rundgang besteht. Aber: Wir können ja ein paar Biere mitnehmen und in den nächsten Tagen im Hotel an der Ostsee verkosten.
Das Angebot ist sehr groß und unübersichtlich. Die etwas lustlose Dame im Shop beobachtet uns teilnahmslos, sieht, wie wir überlegen, was wir mitnehmen sollen, aber macht keine Anstalten, uns zu beraten. Fragen beantwortet sie einsilbig, zu den Bieren kann sie nicht mehr sagen als das, was ohnehin auf den Etiketten steht. Schade! Ein schönes Einkaufserlebnis ist das nicht, ganz im Gegenteil: So schreckt man eventuelle Neukunden ab!

wir beschränken uns auf fünf Biere
So beschränken wir uns auf fünf verschiedene Biere, zwei davon sind Biere, die in Kooperation mit einem polnischen Trappistenkloster gebraut werden. Eine Kooperation, der noch das Label „Authentic Trappist Product“ fehlt, aber immerhin: Ein polnisches Trappistenbier.
Die Sache mit der Monstranz scheint mittlerweile also vergessen oder verziehen zu sein …
Wir packen die Biere in den Kofferraum, machen noch ein paar Bilder von außen, und dann geht es weiter in Richtung unseres Feriendomizils an der Ostsee. Und dort werden die Biere dann auch verkostet – wobei sie sich als durchweg sehr gut erweisen:
- Hop Heads of Poland / Browar Benedyktynów Tynieckich – Tinecia – Belgian Dry Stout (4,1%)
- Ale Browar – King of Hop – American Pale Ale (5,0%)
- Ale Browar / Hop Heads of Poland – Single Hop Citra Thiolized IPA (6,0%)
- Ale Browar – Freak Out – Passion Fruit Hazy IPA (6,0%)
- Hop Heads of Poland / Browar Benedyktynów Tynieckich – Tinecia – Single Trappist (5,4%)
Der Rampenverkauf der Brauerei AleBrowar ist montags bis freitags von 07:00 bis 15:00 Uhr geöffnet; die Brauerei liegt im Gewerbegebiet von Lębork und ist sinnvoll nur mit dem Auto erreichbar. Direkt vor dem Laden gibt es ein paar Parkmöglichkeiten.
AleBrowar sp. z o.o.
ulica Pionierów 13
84-300 Lębork
Polen

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