Gemütliche sieben, acht Minuten sind es von der Straßenbahnhaltestelle durch das Wohngebiet, und dann sehen wir im Dunkel des späten Dezembernachmittags die schöne Silhouette des alten Industriebetriebs vor uns: Die Freie Brau Union Bremen oder Union Brauerei Bremen.
Vor fast 120 Jahren ist sie gegründet worden, und zwar als Gemeinschaftsprojekt von Bremer Gastronomen – daher der Name Union. Beide Weltkriege hat die Union Brauerei gut überstanden und schrieb in der Zeit des Wirtschaftswunders eine Erfolgsgeschichte. Wirtschaftswunder heißt in der Rückschau aber auch Konsolidierung und Übernahmen im Brauereisektor, wovon die Union Brauerei nicht verschont blieb. 1965 wurde sie von der Haake-Beck Brauerei übernommen und 1968 geschlossen. Die Gebäude blieben stehen und wurden unter Denkmalschutz gestellt.
das eindrucksvolle Gebäude steht unter Denkmalschutz
Fast fünfzig Jahre vergingen, und dann wurde den alten ehrwürdigen Mauern wieder bieriges Leben eingehaucht. Auf einem Zwanzig-Hektoliter-Sudwerk werden seit 2015 eine ganze Reihe unterschiedlicher Biere eingebraut – vom klassischen Hellen, Kräusen, Kellerpils und Weizen bis hin zum Pale Ales, India Pale Ale oder Irish Stout. Zwölf verschiedene Biere verzeichnet die Speisekarte, zehn davon gibt es vom Fass. Grund genug also, endlich mal nach Bremen zu fahren und hier einzukehren.
Erstmal gibt es ein paar Bilder von außen und das obligatorische Braukesselselfie – letzteres leider nur durchs Fenster, da die Tür zum Sudhaus heute verriegelt ist. Leider kein Zutritt.
Die Tür gegenüber zum riesigen Schankraum ist natürlich offen, und freudestrahlend und mit viel Humor werden wir begrüßt. Zu recht früher Stunde, es ist gerade mal halb sechs, ist es noch kein Problem, auch ohne Reservierung einen schönen Tisch zu bekommen. Der erste Blick in die Karte zeigt: Es gibt Tasting-Boards mit 100-ml-Gläsern. Prima. Der zweite Blick schränkt allerdings ein: Es gibt ein großes Fünfer-Board und ein kleines Dreier-Board. Beide vorbestückt mit einer festen Auswahl. Also gibt’s nur acht von zehn Fassbieren zu testen?
Der junge Kellner sieht mein nachdenkliches Gesicht und lacht: „Wenn Du beide Tasting-Boards bestellst, keine Angst, muss nicht gleichzeitig sein, und Ihr hier auch was esst, dann schenke ich Dir die beiden noch fehlenden Fassbiere!“
Und er hält Wort. Erst kommt das große Board, dann das kleine, und zum kleinen serviert er mir noch zwei Extra-Gläschen lose. „Nicht wundern, dass die Gläschen komplett extra kommen – das hat abrechnungstechnische Gründe und funktioniert hinter der Theke effizienter.“
fünf der zehn Biere
Mir ist es egal, ob die Gläser nun auf dem Brettchen kommen oder einzeln, wichtig ist: Ich kann alle zehn Biere probieren:
- Keller Pils (4,9%)
- Weissbier (5,5%)
- Hanseat 2.0 (6,0%)
- Pale Ale (5,4%)
- Irish Stout (4,0%)
- Helles (4,8%)
- Deichbier (5,2%)
- Kräusen (5,0%)
- Rotbier (5,5%)
- Swabbie IPA (6,8%)
Das Essen dazu (Bremer Knipp mit Bratkartoffeln, Speck, Apfelkompott, Gewürzgurke und Spiegelei) ist lecker und deftig, auch wenn es ein wenig lustlos auf den Teller geschaufelt wirkt. Aber: Ein gute Grundlage für die zehn Probierbiere und die zwei großen Gläser Pale Ale danach.
Letztere haben ihren Grund: Wir treffen hier auf einen Biersommelier-Kollegen aus Bremen, Mirko Christmann, und trinken uns schlicht und einfach fest. Er hat viele Jahre hier in der Union Brauerei Brauereiführungen und Biertastings organisiert und weiß natürlich unendlich viele Anekdoten zu erzählen.
Insofern verfliegt der Abend, und viel zu viel Bier fließt die Kehle hinunter …
Was bleibt in Erinnerung? Ein ausgesprochen freundlicher Service (Cenk macht da einen echt guten Job!), ein sehr schönes Ambiente, eine durchweg solide bis sehr gute Bierqualität und ein kugelrunder, dicker Bauch vom feisten Bremer Knipp. Kann man gerne mal wieder machen, so einen Abend!
Die Freie Brau Union Bremen ist dienstags bis freitags ab 17:00 Uhr, samstags ab 15:00 Uhr geöffnet; sonntags und montags ist zu. Zu erreichen ist sie mit der Straßenbahn, Linie 10, Haltestelle Gustavstraße. Von dort aus sind es nur ein paar Minuten zu Fuß.
Freie Brau Union Bremen
Theodorstraße 13
28 219 Bremen
Bremen
Deutschland
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