Nachtrag 23. April 2024: Heute ist Tag des deutschen Biers. Der unsägliche Gedenktag des noch viel unsäglicheren Mythos des sogenannten „Reinheitsgebots“. Aber es ist ein Zufall, dass wir ausgerechnet heute im Ueckermünder Brauhaus einkehren – ein Arzttemin im Ort hat uns hierher geführt, und die Gelegenheit scheint günstig, schnell noch etwas zu essen und zu trinken, bevor die Fahrt zurück ansteht.
Rund vierzehn Jahre ist mein letzter Besuch her, und schon beim Betreten des Restaurantbereichs merke ich: Es hat sich nichts verändert.
Wir nehmen Platz, in Windeseile bekommen wir die Speisekarte, und mit Freude stelle ich fest: Es gibt Spargel! Noch dazu in Kombination mit feinem Zanderfilet. Kann man lassen!
„Und was habt Ihr derzeit so an Bieren im Angebot?“, möchte ich von der netten Bedienung wissen. Blitzschnell rattert sie die vier Sorten runter und erzählt auch zu jeder Sorte ein bisschen – wie das Bier aussieht, wie es riecht und wie es schmeckt. Sehr schön!
„Aber …“, fügt sie schonungslos offen und ehrlich hinzu, „für mich schmecken die alle gleich, sehen nur unterschiedlich aus. Ich habe überhaupt keine Ahnung von Bier und mag das eigentlich gar nicht.“
Na, dafür, dass sie es „eigentlich gar nicht mag“, hat sie aber sehr begeistert alles erläutert, insofern sei ihre Offenheit nicht nur verziehen, sondern sogar geschätzt. Ehrlich währt am längsten.
ein Tester mit vier kleinen Probiergläsern
Und so machen wir uns parallel zum Genuss des Essens auch an die Verkostung der vier Biere, die glücklicherweise auch in einem Tester mit vier kleinen Probiergläsern serviert werden:
Das Weizen schmeckt solide, wenn auch nicht sehr bananig, das Helle hat ein paar spürbare Erbsen-Noten, die Würze scheint also nicht ausreichend kräftig oder nicht lange genug gekocht worden zu sein, so dass das Dimethylsulfid nicht ausgetrieben worden ist, das Dunkle schmeckt ein wenig erdig und dumpf, und das Rauchbier gefällt mit einer schönen ausgewogenen Rauchnote, die auch den Rauchbier-Beginner nicht von Anfang an hoffnungslos überfordert.
Keine Überfliegerbiere, aber das Weizen und das Rauchbier (letzteres als Saisonbier) sind solide Vertreter ihres jeweiligen Bierstils.
Eine nette Empfehlung also, wenn man sowieso schon mal in Ueckermünde ist. Solide Küche, netter Service, altbackenes Ambiente und teils solide Biere.
Ueckermünder Brauhaus „Stadtkrug“
Das Stadtzentrum von Ueckermünde besteht aus einem sehr schön renovierten Altstadtkern, um den sich eine Einbahnstraße gegen den Uhrzeigersinn herum windet.
durch die Altstadt bummeln. Direkt am mit dickem Kopfsteinpflaster bedeckten Marktplatz steht das Hotel Stadtkrug mit eigenem Brauhaus. Große, goldene Lettern an der Gebäudefront weisen stolz darauf hin: Ueckermünder Brauhaus.
große, goldene Lettern an der Gebäudefront
Bei strahlendem Sonnenschein setzten wir uns am 13. August 2010 auf den Marktplatz zwischen die Sonnenschirme und genossen ein leckeres Essen, eine außerordentlich freundliche und sehr aufmerksame Bedienung und das hier gebraute Bier. Trotz anderslautender Ankündigung in der Getränkekarte gab es leider nur Dunkles und Weizen – das Helle (Pils) war aus. Das Dunkle hatte ein kräftiges, röstiges und melanoidiniges Aroma, leider aber auch eine kräftige Säure. Machte der herrliche Geruch Appetit auf mehr, überdeckte diese Säure leider alle angenehmen Geschmackskomponenten. Es schien aber glücklicherweise keine Säure zu sein, die von umkippendem Bier zeugt, sondern eher von zu viel Sauermalz. Schade trotzdem. Das Weizen hatte einen ganz eigenen Charakter. Spritzig und frisch, aber nahezu ohne Hefekörper kam es daher – bei dem heutigen Wetter eine herrliche Erfrischung, für ein Hefeweizen wies es aber zu wenig Vollmundigkeit auf, war etwas zu dünn.
die Sudanlage von Dreher
Die Sudanlage ist von Dreher gebaut, eine eigenartige Konstruktion, bei der unten eine halbrunde Schublade mit den Trebern herausgezogen werden kann. Klein, aber fein, und sie steht in einem urgemütlichen Raum, der mit Fachwerk geschmückt ist, in dessen Fächern berühmte regionale Persönlichkeiten und deren Zitate zu sehen sind. Dieser Raum allein rechtfertigt sicherlich schon einen erneuten Besuch in der kalten Jahreszeit!
Ueckermünder Brauhaus „Stadtkrug“
Markt 3/4
17 373 Ueckermünde
Mecklenburg Vorpommern
Deutschland
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