Meine holde Ehefrau liebt Weißbier.
Ich nicht.
Insofern wirkt es ja schon ein wenig seltsam, dass ich, obwohl alleine unterwegs, heute meine kurze Mittagsrast in der Salzburger Brauerei Die Weisse einlege. Denn hier gilt natürlich: Nomen est omen.
Seit 1901 wird hier in der Rupertgasse 10 und der Bayerhamer Straße 10 Weißbier gebraut – damals wie heute nach demselben Rezept.
Was im ersten Moment ebenfalls ein wenig seltsam erscheint, nämlich, dass es zwei Adressen gibt, klärt sich nach dem Betreten des großen Restaurantbereichs rasch auf: Der Eingang zum Wirtshaus liegt in der Rupertgasse, und geht man weit nach hinten in den Raucherbereich, und anschließend weiter in die Sudwerk-Bar, wo die kleine Brauerei steht, die der Bar den Namen verleiht, befindet man sich schon ums Eck in der Bayerhamer Straße.
Damit wäre also schon mal das Adressproblem geklärt.
Und das zweite Problem, also die Tatsache, dass ich von allen Bierstilen das Weizenbier eigentlich am wenigsten mag, bekomme ich auch im Nu in den Griff: „Was haben Sie denn alles vom Fass?“, frage ich die freundliche Kellnerin, und bekomme zur Antwort, dass es neben der Original Weisse von 1901 auch ein Salzburger Zwickel gebe, also ein ungefiltertes Märzen.
„Na also“, entfährt es mir ungewollt, und die Kellnerin schaut mich irritiert an. „Davon hätte ich gerne ein großes Glas, und dazu das Tagesgericht.“ Blitzschnell steht beides vor mir, ich hatte gerade noch die Zeit, mir die Hände zu waschen.
Das Zwickel entpuppt sich als herrlich süffiges Alltagsbier. Nur relativ schwach gespundet, rund und malzig, ohne zu sättigend zu wirken, nur leicht gehopft – ein unauffälliger, aber sehr gefälliger Begleiter zum Essen. Wäre es nicht Mittagszeit, ich könnte hier sitzen bleiben und ein Glas ums andere trinken, den Tag gemütlich ausklingen lassen. Bei so einem feinen Bier brauche ich keine Geschmacksexoten, keine Hopfenbomben, keine Super-, Double- oder Imperial-Kreationen, die im ersten Moment spannend schmecken, aber nach 200 oder 300 ml anfangen, aufdringlich zu wirken, so dass man die Lust verliert.
Ich bin also sehr zufrieden!
In Ruhe sehe ich mich noch einmal um. Ein nett gestalteter Nichtraucherbereich zum Essen, Wirtshaus genannt. Gemütlich. Hinten die Bar, die erst am späten Nachmittag öffnet, also das Sudwerk. Dazwischen ein kleiner Shop, in dem man Souvenirs erstehen kann. Und draußen, im Innenhof, ein Biergarten. Heute, Ende November, verwaist, obwohl der Warmlufteinbruch mit Temperaturen von 15° es problemlos erlauben würde, draußen zu sitzen.
Eine Flasche Weizenbock kaufe ich mir zum Mitnehmen. Für die holde Ehefrau daheim, damit sie auch in den Genuss des hier gebrauten Biers kommen kann. „Weihnachtsbock!“, betont die Kellnerin, als sie mir die Flasche auf den Tisch stellt. Nun, vielleicht ein wenig zu früh, wir haben ja noch nicht einmal den Ersten Advent, aber andererseits: Die wenigen Wochen bis Weihnachten werden wie im Flug vergehen, dessen bin ich mir sehr sicher. Und: Genauso sicher bin ich mir, dass dieser Weihnachts-Weizenbock das Fest nicht mehr erleben wird…
Das Wirtshaus Die Weisse ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags ist Ruhetag. Das Sudwerk hinten dran, also die Bar, macht erst ab 17:00 Uhr auf, ebenfalls mit Sonntag als Ruhetag. Die Brauerei selbst kann auf Anfrage besichtigt werden. Zu erreichen ist Die Weisse bequem zu Fuß vom Hauptbahnhof aus – erst sind vielleicht zehn Minuten Fußweg.
Die Weisse
Rupertgasse 10
5020 Salzburg
Österreich
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