1. Sauerländer Weltbier-Tage
Schmallenberg
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Geheimnisumwittertes Schmallenberg

Die kleine Handelsstadt im Hochsauerland birgt offensichtlich ein streng gehütetes Geheimnis – wie sonst könnte man sich erklären, dass sie seit einigen Monaten immer wieder in einem Atemzug mit den Metropolen Berlin und Hamburg genannt wird. Bundesweit sieht man junge und mittelalte Menschen, oft mit tief in Gesicht gezogenen Schiebermützen vermummt und mit seltsamen Gläsern und Listen ausgestattet, verschwörerisch stehen sie beisammen, man hört sie seltsame Worte murmeln, und neben unverständlichen Vokabeln wie Amarillo, Nelson Sauvin, Mandarina Bavaria oder Simcoe dringen immer wieder auch Ortsnamen durch – Hamburg, Berlin und eben auch Schmallenberg.

Der 30. August 2014 bot dem Chronisten die Möglichkeit, den Schleier vor dem Schmallenberger Geheimnis zu lüften, der Stadt die Maske vom Gesicht zu reißen: Craft-Beer ist das magische Stichwort, und die 1. Sauerländer Weltbier-Tage sind das Ereignis, das Schmallenberg in eine Liga mit Berlin und Hamburg hebt.

Albert Siebrichhausen, Eigentümer des Bierfachmarktes Siebrichhausens Weltbiere, hat es geschafft, für seine Veranstaltung mehr als ein Dutzend Kleinstbrauereien in die Sauerländer Provinz zu locken und im Rahmen der Weltbier-Tage ihre Produkte vorzustellen.

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große Auswahl in der kleinen Stadt

Der Parkplatz des Supermarkts hatte sich in ein kleines, aber sehr feines Bierfestival verwandelt. Bekannte Größen der deutschen Craft-Bier-Szene standen neben Newcomern und Hausbrauern, und so bot sich auf einer Strecke von 50 Metern eine ausgezeichnete und beeindruckende Auswahl, bei der sicher jeder Besucher etwas für sich fand.

Nun, fast jeder – denn dem Gast, der ein „normales“ Bier suchte und schließlich resigniert mit den Worten davonschlich „da versteh‘ ich ja nicht mal, was da angeschrieben steht“, war wohl nicht zu helfen.

Oliver Wesseloh von der Kehrwieder Kreativbrauerei war da, und direkt neben ihm Alexander Himburg vom BrauKunstKeller – beide mit ihren bekannten und erfolgreichen, hopfenbetonten Bierspezialitäten. Das Brauhaus Riegele war da, und hatte neben allen acht Brauspezialitäten auch noch ein mit Cascade und Mandarina Bavaria hopfengestopftes Michaeli Märzen vom Fass dabei. Daneben stand die Uerige Brauerei aus Düsseldorf und prunkte nicht nur mit dem herbsten aller Düsseldorfer Altbiere, dem Uerige nämlich, sondern auch mit den beiden besonders starken und besonders kräftig gehopften Sticke und Doppel-Sticke-Spezialitäten.

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das Uerige

Das Willinger Brauhaus trat eher dezent konservativ auf, und Markus Raupach von der Bamberger Bierakademie führte das Stacheln von Bieren vor und begeisterte mit einer holzfassgereiften Spezialität aus Hallerndorf, dem Rittmayer Oak Reserve G-Max | Fränkisch Strong Ale Jahrgang 2013, das durch eine lange Reifung auf Süßholz tolle Lakritzaromen aufwies. Markus arbeitet derzeit gerade an einem Buch über die Berliner Bierszene, das Anfang November erscheinen soll – wenn sich Schmallenberg anstrengt, ist der dritte Band (als zweites Thema ist bereits Hamburg fest vorgesehen…) vielleicht über die Hochsauerländer Bierszene?

Auf der anderen Seite ging es mit dem Trainingslager der Hannoveraner Mashsee-Brauerei weiter – eine noch ganz junge Brauerei von Kolja Gigla. Daneben das Hans Müller Sommelierbier, und zwar Bayerisch Nizza und Back Bone Splitter West Coast IPA. Es folgte Philipp Roberts, der mit seinem brandneuen Onkel Bier wohl das erste Mal auf einem Bierfestival präsent war: Es gab Onkel Herbert, eine säuerliche Rhabarber-Weisse im Stil einer Berliner Weisse und Onkel Albert, ein belgisches Saisonbier. Neben ihm Philipp Overbergs Gruthaus-Brauerei aus Münster mit dem bekannten Pumpernickel-Bier. Derzeit noch sein einziges Produkt, aber das helle Alt steht bereits in den Startlöchern und soll in wenigen Wochen auf den Markt gebracht werden.

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Philipp Overberg vom Gruthaus

Neben den beiden Philipps standen Martin Schupeta und Natalie Warneke aus Hamburg, die unter der Marke von Freude mit ihren beiden Bieren „Boulevard“ und „Ale Primeur“ zu überzeugen wussten. Ohne eigene Brauerei, dafür aber mit vielen Ideen und Plänen und viel Engagement haben die beiden in den vergangenen Monaten in unterschiedlichen Brauereien ihre Biere gebraut und sich Schritt für Schritt auf dem Hamburger Markt etabliert. Soll Schmallenberg nun die zweite Etappe ihrer Karriere sein?

Um die Ecke mit einem recht edel präsentierten Stand die Biermanufaktur Dangel aus Wenholthausen, gewissermaßen gerade um die Ecke. Ein Heimspiel. Nur ein Bier im Angebot, und der Schwerpunkt auf biologisch-dynamischen Zutaten und einem Slow-Brewing-Ansatz.

Und am Ende des Parkplatzes schließlich ein Gemeinschaftsstand, an dessen einem Ende eine gewaltige Auswahl von Bieren der niederländischen De-Molen-Brauerei und von Mikkeller aus Dänemark zu bekommen war, und an dessen anderem Ende Gunnar Martens von Mein Sudhaus aus Königswinter live vorführte, wie ein IPA gebraut wird. Und damit das Brauen nicht gar so trocken anzuschauen war, hatte Gunnar natürlich auch einen fertigen Sud zur Verkostung dabei – ein Whiskybier.

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Gunnar Martens von Mein Sudhaus

Eine fürwahr beeindruckende Auswahl an Bieren und eine spannende Repräsentanz an Brauern. An allen Ständen bot sich die Gelegenheit, zu fachsimpeln und den Brauern ein Loch in den Bauch zu fragen. Geduldig stellten sie sich allen Fragen, noch viel geduldiger erklärten sie ihre Biere und deren Stile, ließen verkosten, berichteten aus dem Braueralltag oder malten ihre Zukunftspläne in allen Farben aus.

Ein kleines, aber sehr feines Craft-Bier-Festival – und wer nach all den Pröbchen noch nicht genug hatte, konnte natürlich auch noch in Albert Siebrichhausens Biermarkt gehen und aus den dort angebotenen etwa 400 verschiedenen Bieren sich reichlich Vorräte für zuhause einpacken. Mehr als nur ein glücklicher Kunde wurde dort an der Kasse gesehen, der freudestrahlend seinen Rucksack mit erlesenen Bierspezialitäten randvoll packte.

Großes Lob also, und auf ein baldiges Wiedersehen in der Sauerländer Provinz, in der geheimnisvollen Biermetropole Schmallenberg.

Bilder

1. Sauerländer Weltbier-Tage
Bahnhofstraße 18
57 392 Schmallenberg
Nordrhein Westfalen
Deutschland

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