The Stuyck Co.
Madrid
ESP

The Stuyck Co. – ein merkwürdiger Name für eine Craftbier-Bar. Wenn ich während meines Bummels durch Madrid für jede neue Variation der Aussprache des Namens Stuyck nur einen Euro bekommen hätte … ich hätte meinen kompletten Kneipenbummel an diesem Sonnabend finanzieren können!

Ob einfach nur Buchstabe für Buchstabe, ob aufgrund des englischen Artikels vor dem Namen eher britisch angehaucht, jeder, mit dem ich gesprochen habe, fand eine neue Interpretation. Nur eines war allen Gesprächen gemein: Die Feststellung, dass es sich um eine ganz tolle Bierbar handele und ich dort unbedingt hinmüsse!

Und so bummele ich weiter durch Malasaña, den bunten Szene-Stadtteil Madrids. Eigentlich habe ich genug gesehen für heute, die Augen werden langsam müde. Genug Bier hatte ich auch schon. Als Aperitif, zum Essen, danach, und dann noch einmal beim Stopp in der kleinen Brauerei Fábrica Maravillas, nur wenige Schritte von hier. Aber nach all den Lobeshymnen traue ich mich nicht, The Stuyck Co. zu verpassen, lenke meine Schritte also noch in die Calle Corredera Alta de San Pablo.

Nebenbei tippe ich noch ein wenig auf meinem schlauen Telefon herum und erfahre, dass The Stuyck Co. schlicht und einfach den Namen des Eigners trägt, Rafael Stuyck, und dass dieser wiederum zwar Spanier ist, aber seinen Stammbaum bis zurück zu einer Händlerfamilie aus Antwerpen verfolgen kann. Aha, Stuyck kommt also aus dem Flämischen. Damit ist die Aussprache klar, und die merkwürdige Rechtschreibung ebenfalls.

The Stuyck Co., Madrid
The Stuyck Co.

Von außen sehe ich nur schlichtes Schwarzweiß – weiß gestrichene Ziegelwände, schwarz konstrastierend dazu die Fenster- und Türrahmen, Fensterläden und Türen. Durch die Fenster fällt goldgelb das Licht aus dem Inneren. Gemütlich sieht es aus. Überfüllt ist es nicht, ich finde noch bequem einen Platz in der Ecke, kann mein Bier und mein Schälchen mit Nüssen auf einem Brettchen abstellen, ohne ständig Angst haben zu müssen, dass mich jemand anrempelt.

Der Blick auf die Bar zeigt eine bogenförmige Zapfanlage mit zwölf normalen Zapfhähnen und zwei langen Hebeln, mit denen Cask-Pumpen bedient werden. Vierzehn Sorten. Darüber hängen über Kopf, ebenfalls im Rund angeordnet, ‘zig Probiergläser der Marke TeKu. Steht nur ein Barmann (oder eine Barfrau…) hinter der Theke, hat er (oder sie) alles in bequemer Reichweite, kommt an alle Zapfhähne und an alle Gläser heran, ohne groß hin- und herlaufen zu müssen. Sehr effizient. Schwieriger wird es, wenn zu zweit gearbeitet werden soll, und ich werde mehrmals Zeuge, wie sich die beiden Barmänner freundlich anknuffen, wenn der eine dem anderen einmal wieder unnötig im Wege steht.

Aber egal, mir geht es nicht um Effizienz, sondern um das Bier, und der Blick auf die vierzehn schwarzen Holzbretter, die direkt im Eingangsbereich an der Wand hängen, zeigt mir eine tolle Bierauswahl. Vorwiegend spanische Biere – es gibt hier im Land mittlerweile unzählige kleine und auch gute Handwerksbrauereien, und man könnte Monate, wenn nicht Jahre damit verbringen, deren Biere zu verkosten. Aber auch ein paar internationale Spezialitäten sind dabei, ich sehe Epic, Alvinne und To Øl. Bei fast allen Biere handelt es sich um wirklich exotische Stile, neben einem einzigen Lager und einem einzigen Pale Ale sind alle anderen Biere geschmacksintensiv, fordernd, experimentell und laden eher zum Verkosten denn zum Durstlöschen ein. Die knackig hopfigen India Pale Ales sind da noch die herkömmlichsten Stile, spannender wird es mit der Gose North von To Øl, die mit Meersalz, Quitte und Sanddorn gebraut ist, dem Relaxing Coffee von I.C.A., dem Instituto de la Cerveza Artesana, einem Milk Stout mit kalten Kaffeeextakt, oder dem Stay Puft von Tiny Rebel, einem Stout mit Marshmallows. Die perfekten Biere, um den morgigen Tag des Reinheitsgebots angemessen zu würdigen!

The Stuyck Co., Madrid
exotische und fordernder Bierstile

Im Glas vor mir habe ich das Fat & Fruity stehen, von der Dry & Bitter Brewing Company aus Dänemark. Ein behäbiges, fruchtaromatisches India Pale Ale. Nicht sehr alkoholstark, lediglich 6,2%, dafür aber eine Wucht, was den Malzkörper und die hopfigen Fruchtaromen anbelangt. Fat & Fruity – es trägt seinen Namen zu Recht.

Knackige, kernige und aromastarke Biere brauchen auch eine entsprechende Begleitung, und so bietet The Stuyck Co. auch würzige internationale Snacks dazu. Ob Gambas, Chicken Wings, Chili con Carne oder eine deftige Käseplatte – hier kann man sich als Gast spannende Beer-&-Food-Kombinationen zusammenstellen. Und wer angesichts der Bierauswahl unentschlossen ist, bekommt auch einen Flight von 4 x 13 cl zum Probieren und kann sich so systematisch durch die Bierauswahl arbeiten.

The Stuyck Co., Madrid
trubelige Atmosphäre im vorderen Teil der Bar

Im hinteren Bereich, wenn man an der Bar vorbeigeht, gibt es Sitzmöglichkeiten; dort geht es etwas ruhiger zu als im trubeligen Eingangsbereich. Auch dort aber: Unverputzte Ziegel, dicke Holzbalken, rustikales Interieur. Das Publikum ist gemischt, alle Altersklassen sind vertreten, der Lärmpegel gewaltig. Schafft man es, gegen das Geschrei der anderen anzutönen, bekommt man vom Barpersonal guten Ratschlag, was die Biere anbelangt – das Angebot wechselt ständig, und die Jungs und Mädels hinter der Theke wissen Bescheid, wie was schmeckt. Lobenswert!

The Stuyck Co. ist täglich ab 18:30 Uhr geöffnet, sonnabends, sonntags und feiertags schon ab 13:00 Uhr; kein Ruhetag. Zu erreichen ist die Bar in wenigen Schritten von der U-Bahn-Station Tribunal, Linie 1 (hellblaue Linie) oder Linie 10 (dunkelblau).

Bilder

The Stuyck Co.
Calle Corredera Alta de San Pablo, 33
28004 Madrid
Spanien

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