Nachtrag 3. Juli 2024: Anfang 2024 musste die Vagabund Brauerei Insolvenz anmelden, lese ich heute im Netz und finde ein Zitat von Matt Walthall:
„Leider haben uns explodierende Beschaffungskosten und eine geplatzte Finanzierungsrunde gezwungen, Anfang 2024 Insolvenz anzumelden.“ sagt Matthew Walthall, einer der drei Gründer und ehemaligen Geschäftsführer.
Gut aber auch, zu lesen, dass sich ein Investor gefunden hat, der die Brauerei übernehmen und weiterführen möchte:
„Umso mehr freut es uns, dass die DF-Gruppe an uns herangetreten ist, um den Geschäftsbetrieb und die Brauerei zu übernehmen und weiterzuführen.“
Na, dann mal viel Glück. Ich würde mich wirklich außerordentlich freuen, wenn es weiterginge!
Vagabund Brauerei
Bedarf es dreier Amerikaner, um in Berlin eine anständige Brauerei zu gründen? Das ist, zugegebenermaßen, eine etwas provokative Frage. Und die dann auch eher diplomatische Antwort mag lauten: Nun, vielleicht bedarf es ihrer nicht, aber schaden tut es offensichtlich auch nicht, wie wir am 15. November 2014 erfahren konnten.
Und so erfreut sich die Vagabund Brauerei im Wedding seit Juli 2013 großer Beliebtheit. So großer, dass aus dem eigentlich mal als Nebenerwerb geplanten Geschäft für alle drei Brauer ein Hauptberuf geworden ist.
Vagabund Brauerei
Eine Nebenstraße im Wedding, eine lange, graue Häuserzeile, und mittendrin: Die Vagabund Brauerei. Eine gemütlich-chaotisch eingerichtete Schankstube, eine Theke an der Stirnwand, darüber eine große schwarze Tafel, auf der mit Kreide die derzeit gerade angebotenen Fassbiere verzeichnet sind. An der Rückwand eine große Glasscheibe mit Blick in einen gefliesten Raum mit dem Sudwerk.
Große, überraschte Augen: Kein technisches Wunderwerk der klassischen Brauanlagenhersteller, sondern stattdessen einfache Edelstahlbottiche, wie sie fast jeder ernsthafte Hausbrauer zuhause im Keller stehen hat. Nur etwas größer. Mit viel Zeitaufwand und noch mehr Liebe zum Bier entstehen hier die Biere der drei Vagabunden, Tom Crozier, David Spengler und Matt Walthall. Und in diesem Aufwand liegt auch der Grund, warum der Nebenerwerb schnell zum Hauptberuf geworden ist.
kein technisches Wunderwerk
Anfangs hatten die drei eigentlich nur vor, vielleicht einmal die Woche ein leckeres Bier im Stil der amerikanischen Craft-Biere zu brauen. Schließlich war es das, was sie in der Vergangenheit auch schon gemacht haben, zuhause, in der Küche. Und die Biere schmeckten, kamen im Freundeskreis gut an, dann kann man halt auch etwas größere Sude planen und ein bisschen davon verkaufen, im eigenen, kleinen Ausschank.
Über Crowdfunding beschafften die drei sich das Startkapital, dann wurde im Wedding die richtige Lokalität gefunden, und dann ging es einfach los.
ich hab noch einen Koffer in Berlin …
Und dann wurden sie vom Erfolg überrollt. Die Biere waren ausgezeichnet, räumten gleich in den ersten Wochen nach offizieller Eröffnung der Brauerei die ersten Preise ab, und es kam, wie es kommen musste: Ganz Berlin sprach von der Vagabund Brauerei, aber keiner kannte ihre Biere. Konnte sie nicht kennen. Weil sie ständig ausverkauft waren. Kaum sprach sich rum, dass wieder ein Sud ausschankfertig sei, war er auch schon wieder alle. Und in der Antwerpener Straße gab es mal wieder „nur“ Gastbiere. Nun ja, was heißt „nur“ …? Vielleicht eher „immerhin“, denn so wurde ja sichergestellt, dass die Gäste und Bierliebhaber eben nicht ganz vergeblich in den Wedding gepilgert waren, sondern trotzdem was Leckeres zu trinken bekamen.
Jedenfalls: Die Nachfrage war so groß, dass mittlerweile regelmäßig gebraut wird, alle drei ihre eigentlichen Berufe aufgegeben haben und derzeit nur noch für ihre Vagabund Brauerei arbeiten. Mittlerweile ist der Ausschank an sechs Tagen der Woche geöffnet, und es gibt auch regelmäßig das eigene Bier. Gastbiere gibt es weiterhin, und eine tolle Atmosphäre im Ausschank sowieso.
Eine Erfolgsgeschichte also. Das erste Jahr ist rum, alles läuft bestens, weiter so!
Die Vagabund Brauerei ist täglich außer montags (dann ist Ruhetag) ab 19:00 Uhr geöffnet. Es gibt eigene und internationale Craft-Biere vom Fass und aus der Flasche, eine tolle Atmosphäre und nichts zu essen. Man kann sich aber vom Pizzaservice was liefern lassen, sich einen Döner oder eine bayerische Brotzeit mitbringen, was auch immer. Tiefenentspannt. Zur Anfahrt nimmt man am besten die U-Bahn (Linie U6, Station Seestraße).
Vagabund Brauerei GmbH
Antwerpener Straße 3
13 353 Berlin
Berlin
Deutschland
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