Pivnica Lajbah
Ljubljana
SVN

Lajbah? Was soll das heißen? Ich spreche es mir noch einmal langsam vor, dann fällt der Groschen. Laibach, der alte deutsche Name Ljubljanas, lautschriftlich so geschrieben, wie ein Slowene es ausspricht.

Was sich dahinter verbirgt, das ist ein wenig einfacher. Eine kleine und noch ganz neue Bierbar mit einem spannenden Angebot an kreativen Bieren, mehr als ein Dutzend davon vom Fass und viele Dutzende aus der Flasche.

Gestern Nachmittag hatten wir den Bierladen Že v redu, Primož! besucht, nur ein paar Schritte nördlich der Altstadt, und nachdem wir uns den Rucksack mit leckeren Bieren vollgeladen hatten, bekamen wir noch einen Tipp mit auf den Weg: „In unserer Pivnica Lajbah ist morgen ein kleines Bierfest – ein Tap Takeover der niederländischen Brauerei Oedipus!“

Und so war sofort klar gewesen, wo wir den heutigen Abend ausklingen lassen.

Gemütlich schlendern wir von den drei Brücken (Tromostovje) ein paar Minuten in Richtung Süden, immer am Ufer des Flüsschens Ljubljanica entlang. Und da liegt der Biergarten der Pivnica Lajbah auch schon vor uns. Ein buntes Treiben in einer Strandbar-Atmosphäre. Gemütliche Sessel, Liegestühle, Bänke, locker über den Platz verteilt. Dazwischen Dekoartikel und Fähnchen in psychedelischem Farbreigen, das Wahrzeichen der Oedipus-Brauerei. Die haben ganze Arbeit geleistet. Bierdeckel, Pappkartons, Gestühl, Plakate und Schriften an den Wänden. Alles, aber auch wirklich alles hier draußen ist in schreienden Farben gestaltet, atmet den Geist der Brauerei. Nur hinten an der Stirnwand des Gebäudes, neben dem Eingang zur eigentlichen Bar, dort hängt noch das schlichte schwarze Schild mit dem weißen Schriftzug Lajbah.

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Pivnica Lajbah

Während sich meine holde Ehefrau in einen von zwei bequemen Wohnzimmersesseln fallen lässt, die als letzte Sitzgelegenheit noch frei sind, und einen Stoßseufzer hören lässt – „So, genug gelaufen für heute. Hier rühre ich mich nicht mehr weg!“ – gehe ich erstmal rein und erkunde das Innere der Bar.

Ruhig ist es hier, bei dem herrlichen Wetter drängt sich alles draußen im Freien, und nur der Barmann und zwei Kellnerinnen sind fleißig an der Theke beschäftigt.

Was für ein Gegensatz zur Farbenkakophonie draußen: Drinnen herrschen gedeckte Farben vor, Brauntöne, schlichtes Weiß. Ein paar schöne Schwarzweißbilder hängen an der Wand. Einfache Holzmöbel auf simplem, braunen Fliesenboden. Atmosphäre entsteht durch die Gäste und das Bier, und ich kann mir vorstellen, wie hier an kühleren Abenden alles voll ist, die Biere verkostet werden und fröhliche Stimmen den Raum erfüllen.

Ich gehe zur Theke hinüber und schaue auf das schlichte Schwarze Brett, auf dem in weißer Kreide die Biere der Oedipus-Brauerei verzeichnet sind. Aber es ist halb verdeckt, davor steht eine zweite Tafel, an der fünfzehn Zapfhähne montiert sind, und die ist in neongrün und pink beschriftet. Erneut sind hier die Oedipus-Biere gelistet. Quietschbunt. Der Ruf verpflichtet.

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Tap Takeover Oedipus

Ich suche zwei Biere mit eher niedrigem Alkoholgehalt aus, einmal das Mannenliefde mit 6,0%, und einmal das País Tropical mit 4,5%. Vorsichtig balanciere ich sie nach draußen und hoffe, sie jetzt nicht zu verwechseln – zu ähnlich sehen sie sich im Glas.

Als ich am Tisch ankomme, der eigentlich nichts anderes ist, als ein Brett auf zwei Bierfässern, schaut mich meine Frau erwartungsvoll an: „Na, was hast Du mitgebracht?“

„Ein Saison mit Lemongrass, Szechuan Pfeffer und Sorachi Ace Hopfen, und ein IPA mit Simcoe, Citra, Mandarina Bavaria und Mosaic Hopfen.“

„Aha, prima, und welches ist welches?“

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Welches ist welches?

Ich habe es natürlich vergessen, aber einmal schnuppern am Glas reicht. Das IPA betört mit einem intensivem Fruchtgeruch, als stünden wir auf Madeira auf dem Wochenmarkt am Obststand, während das Saison die phenolischen und eher herben Aromen der Saison-Hefe verströmt. Die gleichen Aromen setzen sich auch im Geschmack fort. Immer wieder tauschen wir die Gläser und kosten vom jeweils anderen Bier. Hochzufrieden!

Um uns herum im Biergarten herrscht fröhliches Treiben. Die Küche der Bar liefert kleine Snacks zum Bier, einige der Sachen sehen richtig lecker aus, und wir bereuen es, vorher schon anderswo gegessen zu haben. Die Küche der Pivnica Lajbah möchte etwas anderes bieten als immer nur Burger, nicht immer nur die weltweit gleiche, trotz aller regionalen Unterschiede doch immer recht berechenbar schmeckende Kombination Bier und Burger. Und so bietet man während der Woche täglich wechselnd zwei oder drei neue Gerichte an. Regionale Küche, ab und an mal ein Experiment mit etwas Exotischem. Rind, Huhn, Fisch, Pasta, Reis, Salat – aber keine Burger.

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fröhliches Treiben in der Dämmerung

Es ist zu später Stunde immer noch sommerlich warm, und mittlerweile hat sich der Biergarten so gefüllt, dass viele der Gäste mit ihren Gläsern auch einfach zwischen den Tischen stehen bleiben, mal hier ein wenig plaudern, mal dort. Die jungen Damen im Service schieben sich geschickt zwischen ihnen durch, bringen das Essen oder auch mal ein Biertestbrett, wenn sie auch im Durcheinander und angesichts der ständig wechselnden Sitzordnung das eine oder andere Mal ratlos mit dem Tablett in der Mitte stehen bleiben, bis dann von irgendwo her der Ruf erschallt: „Hier bin ich, ich habe mich umgesetzt!“

Lange, viel zu lange bleiben wir hier sitzen und genießen die Atmosphäre, die milde Luft, die fröhliche Stimmung, die bunte Beleuchtung. Dass wir noch einen halbstündigen Fußweg zurück ins Hotel vor uns haben? Ach, völlig egal, darüber machen wir uns später Gedanken…

Die Pivnica Lajbah ist täglich von 08:00 bis 24:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags von 10:00 bis 22:00 Uhr. Nur an gesetzlichen Feiertagen ist sie geschlossen. Man erreicht sie von der Altstadt aus in wenigen Minuten, indem man von den drei Brücken einfach den Fluss entlang geht in Richtung Süden. Irgendwann sieht man sie dann linker Hand.

Bilder

Pivnica Lajbah
15, Grudnovo Nabrežje
1000 Ljubljana
Slowenien

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