Thomas Fuchs
Craft Beer – Das kleine Buch

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Craft Beer – Das kleine Buch

Ein kleines Büchlein nur. Eines von der Sorte, die man in der Bahnhofsbuchhandlung liegen sieht, in welcher man herumschlendert, weil man auf seinen verspäteten Anschlusszug wartet. Was mache ich eigentlich die nächsten zwei Stunden im Zug, fragt man sich, und dann greift man zu. Ein kleines Büchlein, weniger als zehn Euro, da kann man nicht viel verkehrt machen.

Das 2017 erschienene Buch von Thomas Fuchs trägt seine kleine Form bereits im Titel: „Craft Beer – Das kleine Buch“. Ungefähr 18 x 13 cm² misst es nur, zählt gerade einmal 98 Seiten, hat aber immerhin einen festen Einband und einen Schutzumschlag mit Hochglanzeffekt und Prägedruck, und schließlich ist es richtig mit einer Naht gebunden. Durchaus wertig.

In vier Kapiteln nähert sich Fuchs dem Thema in durchaus witziger und kurzweiliger Weise. Wenn seine Sprüche gelegentlich ein bisschen bemüht wirken, liest man rasch drüber hinweg – eine ewig lange theoretische Abhandlung zum gleichen Stichwort hätte vermutlich noch mehr gestört.

Es beginnt mit der „Geschichte des Craft Beer“ als erstem Kapitel und endet mit „Bier im Wandel der Zeit“ als viertem und letztem. Beide gemeinsam bestätigen mich nur wieder in meiner Auffassung, dass es einem ungeschriebenen Gesetz zufolge kein Bierbuch geben darf, das nicht in einem geschichtlichen Abriss die Sumerer erwähnt, denen wir dieses Getränk verdanken. Zunächst das erste selbstgebackene Brot, und dann das erste spontan vergorene Bier, wenn dieses Brot feucht wurde und zu gammeln begann.

Auf sechzehn Seiten jagt Fuchs durch die Jahrhunderte, bis er in der Neuzeit der kreativen Kleinbrauer und Bierblogs, der Hausbrauer und Craftbiere ankommt.

„Biersorten“ nennt sich das zweite, zehn Seiten lange Kapitel, aber Fuchs beschränkt sich nicht nur auf die Erläuterung von alphabetisch aufgelisteten Biersorten, sondern streut auch eine Reihe anderer Stichworte mit ein: Hopfen, Malz, Stammwürze, Yakima – sicherlich alles wissenswert, aber Biersorten sind das natürlich nicht.

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Biersorten (und weitere Stichworte)

Trotzdem ist der Leser nach Lektüre dieses Kapitels gebildet genug, um die nun folgenden 24 beispielhaft vorgestellten Biermarken samt ihrer Erläuterungen zu goutieren. 24 deutsche Biere. 24 Beschreibungen. 24 kleine Geschichten. Der Neuling wird hier viel Inspiration finden, der Kenner sich in seiner Kennerschaft bestätigt finden: „Kenn‘ ich, kenn‘ ich, kenn‘ ich, und das habe ich auch schon getrunken.“

Den dann folgenden Zeitstrahl von 14000 vor Christus bis heute, also bis 2017, sind wir rezensorisch eben schon abgeritten und haben damit das Buch mit seinen vier Kapiteln bereits durch. Ein kleines Buch eben – gerade genug für eine Zugfahrt.

Doch halt: Zwischen Zeitstrahl und Register haben sich noch ein paar Service-Seiten geschoben: Adressen, Informationen, Tipps.

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24 Biere, 24 nette Geschichten

Das Buch geht nicht in die Tiefe. Es will nicht belehren, kein enzyklopädisches Wissen vermitteln, sondern ein paar vergnügliche Lesestunden bereiten. Und es nimmt dabei in Kauf, rasend schnell zu veralten. Viel zu schnelllebig ist die Szene. Bei den Biermarken aufgelistete Brauereien sind bereits Bankrott gegangen (Labieratorium), haben ihren Namen gewechselt (Landgang statt Hopperbräu) oder produzieren das vorgestellte Bier gar nicht mehr (Love Beer der Camba Bavaria). Und auch über die Serviceseiten sind zwei Jahre hinweggegangen und haben ihre Spuren hinterlassen. Das Bierland in Hamburg gibt es nicht mehr, das Braukunstwerk in Münster auch nicht mehr. Die Bierfreunde in Leipzig sind zur Bierothek geworden, der Kraftpaule in Stuttgart ist umgezogen, die Berlin Beer Academy mutierte von einer Bildungsstätte zu einer Craftbierbar namens beereau, und der Erlebnisshop Cervisia in Sulzberg verkauft keine Craftbiere mehr, sondern hat sich unter der Bezeichnung Höss Biererlebnis auf Braukurse, Verkostungen und Bierevents spezialisiert.

Rasend schnell wandelt sich die Szene, und eigentlich kann nur die Online-Welt mit diesem Wandel Schritt halten. Und oftmals nicht mal die…

Trotzdem eine nette, kleine (!) Reiselektüre!

Thomas Fuchs
Craft Beer – Das kleine Buch
GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
München, 2017
ISBN 978-3-8338-6257-1

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