Minibrowar MaJer
Gliwice
POL

Gliwice (Gleiwitz) im Herzen des „polnischen Kohlenpotts“. Im Winter riecht man hier noch die schwefligen Schwaden der verheizten Braunkohle, im Sommer ist der Himmel manchmal grauer als er sein müsste. Aber es wird besser. Vorbei sind die Zeiten, wo man sich hustend einen Weg durch den Smog bahnen musste und selbst die Bettwäsche im Hotelzimmer einen kräftigen Grauschleier hatte.

Ähnlich wie das Ruhrgebiet in Deutschland hat auch Schlesien einen Strukturwandel hinter sich und wird mit jedem Tag, der vergeht, grüner und schöner, eleganter und, ja, auch luxuriöser.

Das gepflegte Hotel Silvia gold ist ein Indiz dafür. Zentral in Gliwice gelegen, bietet es von außen vielleicht nicht die allereleganteste Anmutung, beherbergt dafür aber im Inneren ein schönes, duchaus edles Restaurant und eine eigene Brauerei, die Minibrowar MaJer. Mit Binnenmajuskel. Großem J also. Warum auch immer.

Blick auf das Sudwerk

Bereits kurz nach ihrer Eröffnung 2010 machte sie Furore, weil ihre Biere beim Wettbewerb der Kleinbrauereien (Konkurs Piw Rzemieslniczych) in Żywiec vom Start weg höchste Auszeichnungen einheimsten und sich regelmäßig auf den ersten drei Plätzen wiederfanden. Und wenn auch Brauer Michał Grossmann, der diesen fulminanten Start hingelegt hatte, die Minibrowar MaJer mittlerweile verlassen hat und in der Nowy Browar Szczecin am anderen Ende des Landes wirkt, sind die Biere aus Gliwice doch unverändert lecker – seine Rezepte sind vor Ort unverändert verfügbar, und auch Michałs Nachfolger, Marek Krpeć, ist hochqualifiziert und blickt auf viele Jahre Erfahrung als Brauer zurück.

Es ist Mitte September und trotzdem noch glühend heiß. Eine spätsommerliche Hitzewelle hat das Land erfasst, das Thermometer zeigt Werte weit jenseits der 30°. Zum Glück finden wir einen Parkplatz direkt vor dem Hotel, so dass wir auf dem Weg zwischen klimatisiertem Auto und klimatisiertem Restaurant nicht groß ins Schwitzen kommen …

nette Deko

Elegant, ohne kühl zu wirken, empfängt uns das Restaurant der Minibrowar MaJer, und rechter Hand, leider viel zu sehr in die Ecke gedrängt, glänzt und funkelt das Sudwerk mit seinen sorgfältig polierten Kupfergeräten. Eine klassische, kleine Gasthausbrauerei, aber außerordentlich gut gepflegt, nett dekoriert.

Die Speisekarte ist verhältnismäßig kurz, bietet aber trotzdem eine recht breite Auswahl. Wider besseren Wissens entscheide ich mich für etwas Deftiges. Lecker für den Augenblick, aber bei dieser Spätsommerhitze werde ich es hinterher bereuen …

Dazu bietet die Getränkekarte drei Sorten Bier an, Helles Lager, Schwarzbier und Weizen. Der übliche Ansatz. Daneben aber gibt es auch Saisonbiere, und eine kleine, schwarze Tafel neben dem Eingang bewirbt derer gleich zwei: Märzen und Belgisches Witbier.

Das Helle Lager ist ein leichtes Sommerbier, nur 4,3% Alkohol, erfrischend, mit feinen Fruchtnoten, einer dezenten Hopfennase und einer überraschend kräftigen, fast schon orangenen Farbe. Es hätte vielleicht noch einen Hauch länger lagern können.

Das Märzen (Marcowe) ist ebenfalls von kräftiger Farbe. Mittelbraun schon, für ein Märzen ungewöhnlich dunkel. Leicht melanoidinige Noten verleihen ihm Fülle und Charakter, lediglich die Schaumstabilität lässt zu wünschen übrig.

Und schließlich das Witbier: Sehr hell, ein kräftiger Schaum, frische Koriandernoten, ein wenig Kümmel lässt sich auch erahnen, auf der Zunge spritzig und im Abgang herb, ohne adstringierend zu sein. Schön. Sich mit diesem erfrischenden Bier jetzt auf die Terrasse verkrümeln und dort in der Gluthitze den Nachmittag verdämmern, das wäre es jetzt.

Detailansicht des Sudwerks

Stattdessen gibt es einen Kaffee und die freundliche, aber unnachgiebige Mahnung meiner holden Ehefrau, jetzt doch besser auszutrinken, es lägen noch mehrere hundert Kilometer vor uns, und wenn sie schon fahren müsse, dann doch bitte so, dass es nicht zu spät wird.

Ein letzter Schluck des Witbiers also, und sowohl das Schwarz- als auch das Weißbier bleiben heute unverkostet. Drei von fünf – naja, auch nicht schlecht.

Die Minibrowar MaJer ist in das Restaurant des Hotels Silvia gold in Gliwice integriert. Seinen Namen hat es von den Besitzern des Hotels, Maria und Ernest Majnusz, spiegelt deren Initialen „Ma i Er“ und den Anfang des Familiennamens gleichzeitig wider. Es ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Kommt man mit dem Auto, kann man mit etwas Glück direkt vor dem Hotel parken; alternativ bietet sich der Bus an, die Haltestelle Plac Piłsudksiego mit einem halben Dutzend Buslinien ist nur 100 m entfernt.

Bilder

Minibrowar MaJer
ulica Studzienna 8
44-100 Gliwice
Polen

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