Das Meisterstück München-Pasing
München
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Biergartenwetter im Oktober? In München? Also bitte! Das ist doch Fake. Zeitungsenten. Erfundene Meldungen. Aufgebauschte Berichte über den einen Tag in der letzten Dekade, an dem einmal die Sonne geschienen hat. Meine eigene Erfahrung – ich habe vor über 30 Jahren in München studiert, und wer weiß, was studieren in München bedeutet, der weiß auch, dass sich in fast vier Jahren eine ganze Reihe an Biergartenerfahrungen ansammeln – sagt Anderes: Normalerweise regnet es. Immer, wenn ich mich in einen Biergarten aufmachen möchte, regnet es.

Oder es hat bis gerade eben noch geregnet, und alles ist nass. Oder es fängt gleich an zu regnen, und man räumt gerade in aller Hektik alles nach drinnen.

Heute, am 8. Oktober 2017, regnet es nicht. Stattdessen nieselt es. Feine Tröpfchen kriechen unter die Jacke, wandern unter den Gummibündchen entlang, ignorieren alle wasserdichten Schichten der Kleidung und erreichen irgendwann die Haut.

Grässlich!

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Biergartenidyll im Nieselregen

Da hilft es überhaupt nichts, dass der kleine Biergarten des Meisterstück München-Pasing mit seinen rustikalen Holzbänken und großen Pflanztöpfen, mit seinen noch grünen Bäumen und seinen romantischen Leuchten all seinen Charme aufbietet. Wir lassen das idyllische Stillleben links liegen und marschieren schnurstracks ins Innere.

Wie schon im bereits vor einigen Jahren am Berliner Hausvogteiplatz erfolgreich etablierten Original Das Meisterstück empfängt uns auch im Meisterstück München-Pasing ein großer, offener Grill, der den Eingangsbereich dominiert. Saftige Würste brutzeln hier, große Fleischstücke schmurgeln, und der appetitliche Duft sanft verschwelenden Holzes zieht durch die ganze Gaststube.

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Bottleshop und Verkostungsbereich

Linker Hand, noch vor dem Grill, sehen wir einen Verkostungsbereich. Ein paar grobe Holztische und eine Anzahl prall gefüllter Bierkühlschränke mit Spezialitäten aus aller Welt. Hier kann man sich ein paar Flaschen mitnehmen und zuhause in Ruhe genießen, oder man setzt sich an den Tisch und genießt ganz unkompliziert direkt vor Ort.

Rechter Hand, dann schon hinter dem Grill, kommt der eigentliche Gastraum mit einem Sammelsurium großer und kleinerer Tische. Eine Wand ist geschmückt mit einer stattlichen Anzahl von Hackmessern, eine zweite mit einer Reihe Kuckucksuhren, die dritte mit einer beeindruckenden Sammlung von edlen Flaschenöffnern, alles präsentiert auf unverputzten Ziegeln.

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die einladende Gaststube

Wir suchen uns einen Platz, verstauen umständlich unsere nassen Klamotten und sehen uns um. In Windeseile kümmert man sich um uns. Wieselflink, aufmerksam und nicht gekünstelt freundlich, sondern wirklich herzlich und vom Bier und den Speisen selbst begeistert empfehlen uns die jungen Damen und Herren das Beste aus der Speise- und Getränkekarte. Wann immer wir Beratung brauchen, bestellen wollen oder ein Glas leer ist – innerhalb von Sekunden ist jemand da und unterstützt oder bringt Nachschub. Völlig unmünchnerisch.

Wir entscheiden uns zunächst für ein New England India Pale Ale, das Thirsty Demons von FrauGruber, und ein kräftig gehopftes Helles, das Handgehopfte von Hopfenhacker. Das NEIPA lässt seine 6,8% kaum spüren, maskiert sie mit einer kräftigen, vollmundigen Textur und zwar fruchtiger, aber dennoch sehr ausgeprägter Bittere. Ich kann zwar mit diesem übermäßig trüben Bierstil nicht allzu viel anfangen, bin aber doch positiv überrascht. Wesentlich besser gefällt mir aber das hopfige Helle. Feine, präsente Hopfenaromen, viel ausbalancierter als im anderen Bier. Zurückhaltender, ohne feige zu sein. Man muss nicht immer mit dem Hopfenhammer auf die Zungenspitze kloppen, um die Charakteristika feiner Aromahopfen zur Geltung zu bringen, es geht auch eleganter und leichtfüßiger. Dazu kommt ein mit 4,9% relativ geringer Alkoholgehalt für so ein aromatisches Bier, und im Ergebnis führt das zu einer tollen Durchtrinkbarkeit, zu hoher Drinkability. Von diesem Bier könnte man locker zwei, drei, vier, vielleicht sogar fünf Halbe über den Abend verteilt wegtrinken. Großes Lob!

Die Auswahl des Essens fällt zunächst schwer – das Angebot in der Speisekarte liest sich sehr appetitlich. Fleisch und Gegrilltes steht im Vordergrund, aber es gibt auch das eine oder andere vegetarische Gericht. Angesichts des ständig in der Luft hängenden leichten Holzaromas – neben dem Grill scheint man hier auch einen Räucherofen zu haben (ach nein, das heißt ja neuerdings Smoker, nicht mehr Räucherofen…) – entscheiden wir uns für die Combo Rauch 1, also eine Auswahl verschiedener geräucherter Fleischsorten, dazu Salat und Bohnen. Die perfekte Wahl. Auf den Punkt gegart, wunderbar zart, sehr aromatisch, und genau zu den hopfenbetonten Bieren passend.

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einfach nur lecker

Darauf noch ein weiteres Bier, noch ein Handgehopftes. Und weil’s so schön war, gleich noch eins, jetzt aber doch etwas variiert: Aus Österreich von Bierol kommt jetzt noch der Padawan auf den Tisch. Ein schönes Pale Ale, das ohne Name trotzdem genau das richtige ist: Pale Ale Doing Alright Without A Name = PADAWAN. 5,5%, schön kernig und aromatisch gehopft, gleichwohl gut trinkbar.

Unsere Bedienungen freuen sich – offensichtlich haben wir genau die Biere gewählt, die sie uns auch empfohlen hätten.

Wir lassen es uns noch einen Moment gut gehen, genießen die verhältnismäßig ruhige Atmosphäre, die angenehme Stimmung, den feinen Rauchgeruch und das schöne Dekor. Wir bummeln noch einmal durch das Obergeschoss, das heute, an einem Montagabend, allerdings ungenutzt ist, werfen von der Dachterrasse einen Blick von oben auf den nassglänzenden Biergarten und beobachten den Meistergriller an seinem riesigen Rost. Und: Wir widerstehen der Versuchung, den Rucksack randvoll mit Bierspezialitäten zu packen. Keller und Kühlschrank daheim sind noch prallvoll, es wäre Übermut. Aber viele leckere und exotische Biere hätte es gegeben…

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Das Meisterstück München-Pasing

Das Meisterstück München-Pasing. Vor wenigen Monaten erst eröffnet (am 25. April 2017). Definitiv eine Empfehlung wert, insbesondere, wenn man Biergenuss und rustikales, aber perfekt zubereitetes Essen miteinander kombinieren möchte.

Einziger, kleiner Nachteil: Der im Gastraum noch so wunderbare, feine Rauchgeruch hängt noch für Tage in der Regenjacke, wirkt dort aber eben nicht mehr wunderbar und fein, sondern nur ein wenig nervig. Obwohl: Er weckt immerhin schöne Erinnerungen an einen gelungenen Besuch in einem wirklich guten Bier-Restaurant.

Das Meisterstück München-Pasing ist täglich von 12:00 bis 24:00 Uhr geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist es in fünf Minuten zu Fuß vom Bahnhof Pasing aus, an dem fast alle S-Bahnlinien der Stadt halten.

Nachtrag 16. November 2018: Man las viel im Netz. Über schlechten Service und hohe Preise und darüber, dass die Münchner das Konzept des Meisterstücks nicht angenommen hätten. Und heute liest man, dass „der Standort für Pächterin Andrea Waldecker nicht wirtschaftlich war“. Das Meisterstück München-Pasing schloss Anfang des Monats nach nur anderthalb Jahren seine Pforten. Schade.

Bilder

Das Meisterstück München-Pasing
Kaflerstraße 16
81241 München
Bayern
Deutschland

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