Nachtrag 29. Januar 2022: Instinktiv ziehen wir den Kopf ein, als wir die niedrige Gaststube der Brauerei Orth-Bräu „Zum Fuchsbeck“ betreten. Fast vierzehn Jahre ist es her, dass wir das letzte Mal hier eingekehrt sind, aber wir haben das Gefühl, als habe sich nichts geändert. Die schlichte Gaststube mit der niedrigen Decke. Die Karo-Gardinen. Die Holzverkleidungen vor den Heizkörpern, die die Heizkosten ins Astronomische steigern. Die winzige Theke. Und irgendwie auch die Gäste am Stammtisch …
Das einzig Neue: Die Überprüfung der Impfzertifikate.
Wir setzen uns an einen Ecktisch, ich bestelle mir erstmal ein Helles, und dann schauen wir in die Speisekarte. Auch hier: Es hat sich nichts geändert. Es gibt leckere Würste. Als Bratwürste oder sauer eingelegt. Zwei Bratwürste mit Brot und Kraut. Drei Bratwürste mit Brot und Kraut. Vier Bratwürste … Das Gleiche mit sauren Würsten … Zwei, drei, vier, fünf Stück … So bekommt man die Speisekarte auch vollgeschrieben. Es geht auch ohne Kraut: Zwei Bratwürste mit Brot. Drei Bratwürste …
Das Helle ist schon ausgetrunken. Seine kernige Herbe hat mir gefallen, das harte Wasser der Oberpfalz erzeugt einen mineralischen Charakter. Selbst das leichte Weissbier meiner holden Ehefrau ist schon fast alle. Und noch immer haben wir uns nicht geeinigt, wer wie viele Würste mit oder ohne Kraut haben möchte. Jede Kombination ist möglich …
Auch das Pils, ebenfalls kernig herb und etwas mineralisch, aber schlanker und hopfiger, ist bereits alle, als wir uns endlich einig sind. „Ich nehme drei, mit Kraut und Brot.“ – „Und ich vier, mit Brot, aber ohne Kraut.“ – „Naja, ich nehme dann auch lieber vier. Geht auch ohne Brot?“ – „Ich nehme die sauren Würste. Äh, drei. Oder vier. Ja, besser vier. Oder?“
Helles, Leichtes Weissbier, Pils, Kristallweizen
Ach, wichtig ist: Es stehen mittlerweile genügend Würste auf dem Tisch. Jeder wird satt. Es kann ja auch problemlos nachbestellt werden. Bei so einer simplen Speisekarte geht das blitzschnell. Kann man sich doch denken.
Vor lauter Würsten habe ich fast das Trinken vergessen. Ein Bier geht noch. „Dann nehme ich das Kristall-Weizen.“ Ein Bierstil, der fast ausgestorben ist. Wo gibt es heute noch Kristall-Weizen? In seiner klaren und aromatisch-frischen Spritzigkeit ein ideales Sommerbier. Wenn die Sonne herunterknallt und der Schweiß fließt, dann ist das ein perfektes Bier. Aber es geht auch heute. Bei leichtem Frost, grauem Himmel und eisigem Wind. Schmeckt trotzdem!
Rustikale Atmosphäre, tolle Biere, Würste in allen möglichen Kombinationen. Hoffentlich dauert es nicht wieder vierzehn Jahre, bis wir hier einkehren!
Orth-Bräu „Zum Fuchsbeck“
Eine wunderschöne und traditionelle kleine Brauerei in Sulzbach-Rosenberg, die Orth-Bräu „Zum Fuchsbeck“. Ein Kleinod mit einem Sudhaus, das auf Hochglanz poliert ist. Liebenswerte Atmosphäre, gutes Essen, hervorragendes Bier und Preise wie Anno dazumal.
das auf Hochglanz polierte Sudwerk
Aber um ein Haar hätte diese Brauerei 2007 das Schicksal ereilt, das schon viele kleine Brauereien in den letzten Jahren erlitten haben – das Eigentümerehepaar bleibt kinderlos, und im Alter wird die Brauerei verkauft und „platt gemacht“.
Als wir am 17. Mai 2008 hier waren, hörten wir aber zum Glück bessere Nachrichten: Ein Metzgermeister aus dem Ort – Armin Ertel – war ausgekuckt worden, wurde kurzer Hand zum Brauer umgeschult und hat nun den Betrieb übernommen. Mit Mutter, Schwester, Freundin wird hier jetzt der Laden geschmissen – mit Freundlichkeit und Herz.
offene Gärung mit schönen Kräusen
Wir bekamen die Brauerei in allen Details gezeigt, fachsimpelten ein Weilchen mit dem Chef und genossen anschließend die Spezialität des Hauses – saure Bratwürste. Lecker und lustig. Dazu das fantastische Helle oder das leckere Pils, vielleicht auch eines der Weißbiere … Jederzeit wieder!
Orth-Bräu GmbH & Co KG „Zum Fuchsbeck“
Hagtor 1
92 237 Sulzbach-Rosenberg
Bayern
Deutschland
Be the first to comment