Tucher, Tucher, immer nur Tucher. Wer gerade in Nürnberg angekommen ist und vom Hauptmarkt beginnend ohne große Vorbereitungen einfach nur mal ein Bier trinken gehen will, sieht überall nur Tucher.
„Ich kann’s nicht mehr sehen!“ entfährt es einem aus der Gruppe.
Nürnberg, das Bier-Desaster, hatte schon Jürgen Roth geschrieben. Angesichts seines Alters (über tausend Jahre urkundlich nachgewiesen, wahrscheinlich aber deutlich älter), seiner Größe (fast eine halbe Million Einwohner) und seiner Lage (Franken!) ist das Angebot von gerade mal drei Brauereien kümmerlich. Es gibt die Altstadthofbrauerei unterhalb des Burghofs, die Schanzenbräu mit ihrem Ausschank in Gostenhof und die Großbrauerei Tucher, Teil der Radeberger und somit des Doktor-Oetker-Konzerns.
Altstadthof-Biere gibt’s nur vor Ort. Schanzenbräu eigentlich auch nur. Auf Dr. Oetker haben wir keine Lust, ist ja eh keine Brauerei, sondern eine Bierfabrik! Die Kreise um den Hauptmarkt werden größer. Da, schon wieder Tucher. Dort, Zirndorfer! Ach nein, das gehört auch zu Tucher. Genau wie Humbser, Lederer, Patrizier. Markenvielfalt? Etikettenvielfalt?
Endlich hat einer aus der Gruppe einen Flashback: „Wir sind doch am Handwerkerhof aus der Unterführung vom Hauptbahnhof gekommen, da habe ich aus den Augenwinkeln einen Sonnenschirm ‚Nikl – Pretzfeld‘ gesehen!“
„Glaube ich, jedenfalls!“ rudert er schon wieder zurück.
Wir laufen los. Und in der Tat: Auf einem Balkon am Königstor stehen Nikl-Sonnenschirme. Und die Preistafel verheißt: Nikl Hell, Nikl Dunkel, Gansbräu Rot, und mindestens drei Weizenbiere vom Gutmann. Na also, hinein!
Beziehungsweise hinauf, denn der Balkon ist ein Balkon, heißt Balkon. Draußen sitzen ist angesagt. Reh-Bräu Hell gibt’s auch noch, und Pilsener Urquell. Reh-Bräu vom Fass, alles andere aus der Flasche. Also, von jeder Sorte eins, jeder etwas anderes.
Serviert wird in balkon-eigenen Gläsern von freundlichen, jungen Kellnern und Kellnerinnen. Einfache Willi-Becher. Kein Schicki-Micki. Halber Liter, und los!
Währenddessen blickt man auf die vorbeieilenden Menschenströme, die sich in den und aus dem Hauptbahnhof ergießen. Dazwischen die Haste-mal-n-Euro-Fraktion, schwätzende Rentner als Stromteiler im Menschenfluss, junge und ältere Mütter und Väter, krakeelende Gestalten, Skateboarder. Hier auf dem Balkon wird’s nicht langweilig, zu kucken gibt’s genug. Und auch das Bier ist okay, eine schöne, Tucher-freie Auswahl.
Und für die, die nicht nur einmal herkommen wollen, sondern öfter, ist auch für Abwechslung gesorgt. In der Getränkekarte steht „Helles Vollbier vom Fass – wechselnd“ und „Wochenbiere – wechselnd – nach Aushang“. Na bitte, geht doch!
Geöffnet ist der Balkon nur bei schönem Wetter, wer sitzt schon bei Frost und Regen auf dem Balkon? Dann aber von 12:00 bis 24:00 Uhr durchgehend. Und die Lage ist ideal, Busse, Bahnen, Straßenbahnen halten direkt nebenan. Da ist nämlich der Hauptbahnhof. Und die Unterführung aus dem Hauptbahnhof mündet direkt unterhalb des Balkons. Da bedarf es keines eigenen Autos mehr!
BALKON Nürnberg BlauBock GbR
Beim Handwerkerhof am Königstor
Königstor 2
90 402 Nürnberg
Bayern
Deutschland
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