„Ein Kiosk? Du willst über einen Kiosk schreiben?“ Die zweifelnden Blicke ruhen auf mir und meinem Notizbuch. „Dann kommt als nächstes ein Bericht, wie Du Dosenbier an der Esso-Tankstelle an der Reeperbahn trinkst!“ heißt es mit Überzeugung.
„Nein, bestimmt nicht. Die Esso-Tankstelle ist nämlich mittlerweile geschlossen!“
Tja, aber warum ein Kiosk? Natürlich, weil der Imbiss-Kiosk Laguz ein besonderer Kiosk ist. Und zumindest am heutigen 30. Mai 2015 auch mit einem genialen Bier.
„Heute Bier vom Faß! … Enzensteiner Imperial …“ stand in alter Rechtschreibung auf der schwarzen Tafel geschrieben. Enzensteiner? Imperial? „Kein langes Fackeln, hier setzen wir uns hin“, beschied uns der mitreisende Ingenieur vom Wasser- und Schifffahrtsamt, der sich qua Beruf mit Flüssigkeiten auszukennen meint. Und recht so! Binnen Sekunden stand ein leicht opakes Bier vor uns mit einem betörenden Hopfenaroma.
Ein ungefiltertes, helles Vollbier. Soweit noch nichts Besonderes. Aber gebraut mit, und jetzt kommt’s, Ruhe bitte, alle mal herhören! Gebraut mit „Dr. Francks grannenabwerfender Imperialgerste“. Betretene Gesichter in der Runde. „Häh?“ „Was’n das?“ „Völlig Wurst, Hauptsache, es schmeckt!“
Das Bier, mit vollem Namen Enzensteiner Vetus Specialis Imperial Gerste, besticht durch einen runden, sehr vollen Geschmack und ein kräuterig-würziges Hopfenaroma. Und natürlich durch die Verwendung einer Getreidesorte, die etwa 1910 bis 1912 gezielt gezüchtet worden ist und sich dadurch auszeichnet, dass sie mit Einsetzen der Kornreife die sonst typischen langen und bis dahin gespreizten Grannen abwirft. Und dem Bier offensichtlich einen hervorragenden Geschmack verleiht! Mehr davon, und zwar sofort!
Das Personal im Laguz freut sich. Freut sich über unseren Durst und unsere Begeisterung.
Der Imbiss-Kiosk Laguz ist im September 2014 erst eröffnet worden. Das winzige Fachwerkhäuschen am Rande des Veit-Stoß-Platzes war vorher eine, nun ja, öffentliche Bedürfnisanstalt, ein Toilettenhäuschen. Vertrauenswürdige Quellen berichten aber, es sei vor Inbetriebnahme der Küche nicht nur geputzt, sondern auch etwas umgebaut worden. Und nun gibt es hier Guerilla-Food. Speisen und Getränke, bei denen das Natürliche im Vordergrund steht. Guerilla-Food, das ist ein kleiner Markt, der in einer ebenso kleinen Einfahrt in der Adam-Klein-Straße, nur wenige Meter vom Veit-Stoß-Platz entfernt, Bio-Lebensmittel anbietet. Richtig Bio und lecker. Nicht vegetarisch und vegan, um eine aktuelle Mode zu bedienen, sondern Bio der Qualität wegen. Bio für Genießer, die auch gerne mal, und das dann bewusst, ein Stück Fleisch essen. Oder Käse, Milch, Eier.
Und jetzt hat der Betreiber von Guerilla-Food, Sven Krollikowsky, im Fachwerkhäuschen den Imbiss Laguz eröffnet. Einfache Biergarnituren vor dem winzigen Gebäude, alte Graffiti noch original erhalten. Wunderliche Blechfiguren stehen vor dem Biergärtchen herum, darunter ein Äffchen aus Blech. „Aha, Gorilla-Food, jetzt weiß ich, woher der Name kommt!“ bemerkte einer der selbsternannten Weisen aus unserer Gruppe. Schwerhörig und begriffsstutzig einen Gorilla gleichzeitig mit einem Klammeräffchen und einem Guerilla verwechselnd, aber das Ambiente nicht weiter störend. Muss man auch erstmal können!
Hier jetzt in der Sonne sitzen bleiben, ein Enzensteiner Vetus Specialis Imperial Gerste nach dem anderen trinken, bis wir nicht mehr in der Lage sind, es korrekt und unter vollständiger Namensnennung zu bestellen. Das wär’s!
Doch die Pläne sind andere, es treibt uns weiter. Aber: Wir kommen wieder! Und dann hoffen wir, dass es erneut eine echte Bierrarität zu trinken gibt.
Der Imbiss-Kiosk Laguz im Fachwerkhäuschen am Veit-Stoß-Platz hat täglich von 12:00 bis 22:00 Uhr geöffnet. Es gibt Speisen auf Bio-Basis und immer mal leckeres, exklusives Bier. Für einen Euro kann man hier einen Laguz-Taler erwerben und spenden; dieser Taler kommt Bedürftigen zugute, die sich mit ihm etwas zu essen und zu trinken kaufen können. Ein schönes Benefiz-Projekt im Kleinen. Zu erreichen ist das Laguz problemlos mit der U-Bahn (Station Bärenschanze) oder zu Fuß vom S-Bahnhof Rothenburger Straße in wenigen Minuten. Fahrrad geht natürlich immer, aber Auto ist schlecht, Parkplätze sind in den kleinen Straßen recht rar.
Imbiss-Kiosk Laguz
Fachwerkhaus am Veit Stoß Platz
90 429 Nürnberg
Bayern
Deutschland
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