Als wir am 26. Oktober 1991 diese Hausbrauerei in der Nürnberger Altstadt entdeckten, gehörte sie wohl zu den ersten ihrer Art. Auch für uns stellte es noch etwas Besonderes dar, eine Gasthausbrauerei zu besuchen – insofern mag die Erinnerung vielleicht etwas verklärt sein, wenn wir mit gehörigem zeitlichem Abstand das Gefühl haben, es wäre dort rundum prima gewesen…
Welche Gasthausbrauerei könnte sich heutzutage noch erlauben, lediglich eine einzige selbstgebraute Biersorte anzubieten, und diese dann noch ohne jeden Hinweis auf die Stilrichtung einfach nur als „Bier von hier“ anzubieten? Erwartet den Gast ein Helles, ein Dunkles, ein Weizen, ein Bock, wenn er ein „Bier von hier“ bestellt? Damals war das egal – und wer eine bestimmte Sorte haben wollte, konnte ja eines der verschiedenen angebotenen Markenbiere wählen… Aber trotzdem war es schön!
Schade, dass wir damals keinen Fotoapparat dabei hatten, und so bleibt in der Erinnerung neben dem verklärten und subjektiven Eindruck nur ein Auszug aus der Getränkekarte von 1991.
Es sollte uns wohl Ansporn sein, mal wieder im Altstadthof vorbeizuschauen, denn die Gasthausbrauerei existiert nach wie vor!
17 Jahre später: Ein Besuch des Christkindlesmarktes brachte uns am 11. Dezember 2008 mal wieder nach Nürnberg, und natürlich nutzten wir die Gelegenheit, der Hausbrauerei Altstadthof einen erneuten Besuch abzustatten und einen Vergleich zu ziehen – und diesmal auch mit Fotoapparat.
Viel hat sich verändert seit damals – zwar weniger an der Inneneinrichtung (soweit uns unsere Erinnerung nicht täuscht…), aber an der Selbstdarstellung der Brauerei. Fünf verschiedene Biersorten sind im Angebot, und das sogar in kleinen 0,2-l-Krüglein zum Testen. Und sie schmecken durchweg gut. Natürlich waren das Helle und das Dunkle die üblichen, durchschnittlichen Gasthausbrauerei-Biere, als Zugeständnis an den Geschmack der Massenkundschaft, aber das Rotbier und der Bock waren wirklich bemerkenswert.
Daneben gab es Bierschnäpse und Bieressig aus den verschiedenen Biersorten und jede Menge weitere Souvenirs, Spezialitäten und Andenken. So viel Verschiedenes, dass es sich offensichtlich lohnt, einen kleinen Souvenirladen direkt neben der Brauerei zu betreiben.
Und nachdem auch die Kässpatzen und der Brotzeitteller ausgezeichnet geschmeckt haben, waren wir erneut zufrieden.
Bis in 17 Jahren dann wieder?!?
Nachtrag 30. Mai 2015: 17 Jahre sind es nicht geworden, sondern „nur“ knapp sieben. Aber immerhin – seit dem ersten Besuch hier sind es fast 24 Jahre. Und diesmal war es mir endlich auch vergönnt, einmal das Sudwerk von etwas näher zu betrachten. Im Rahmen einer Führung durch die Nürnberger Unterwelt, das heißt, durch die in den Stein gehauenen unterirdischen Gänge, die einst als Lagerkeller und Schutzräume gedient hatten, wurden wir auch in das kleine Sudhaus des Altstadthofs gespült und dort mit einem kleinen Gläschen frisch gebrautem Hellen begrüßt.
Wenn auch die Führerin, wohl aufgrund schlechter Erfahrungen mit vorwitzigen Besuchergruppen in der Vergangenheit, peinlich genau darauf achtete, dass niemand von uns auch nur einen winzigen Schritt in das Sudhaus hinein machte, sondern schön brav mit dem kleinen Henkelgläschen in der Hand sehnsüchtig hinüberblickend im Vorraum stehen blieb, gelang es doch, wenigstens das eine oder andere Foto zu schießen und somit den Beweis zu erbringen, dass es sich hier wirklich um eine „echte“ Brauerei handelt, und nicht, wie andernorts gelegentlich schon erlebt, um einen Ausschank, der sich Bräu nennt, aber in Wirklichkeit anderswo brauen lässt. Nicht, dass daran Zweifel bestanden hätten, aber es wirkt doch immer wieder beruhigend und bestätigend, sich auch zweifelsfreier Tatsachen ab und an einmal wieder vergewissern zu können.
An den kleinen Trunk und die zielgruppengerecht verhältnismäßig oberflächlichen Worte schloss sich ein gemütlicher Abend im Altstadthof an. Neben dem Konsum größerer Mengen getöteter Schweine, die mit den fünf angebotenen Bieren (Hell – Rotbier – Schwarzbier – Rotes Weißbier – Maibock) hinuntergespült wurden, war auch ein Einkaufsbummel durch den Souvenirshop angesagt. Neben den schon vor sieben Jahren hier angebotenen Spezialitäten ist das Angebot weiter ausgebaut worden, und eine Reihe interessanter nationaler und internationaler Bierspezialitäten sowie selbst hergestellter Whisky warten auf den genusssüchtigen Käufer.
Nur eine Unart hat sich bis heute nicht geändert: Die stereotype Reaktion des Personals auf den Zahlungswunsch: „Kreditkarten erst ab 50.- EUR.“ Das klingt ähnlich unangenehm wie „Draußen nur Kännchen!“ Beides typisch deutsch, in dieser Form nirgends sonst auf der Welt zu erleben, und internationalen Gästen gegenüber unhöflich. Man mag es als Kleinigkeit empfinden, aber es ist leider symptomatisch für das zwar besser gewordene, aber noch lange nicht angemessene Dienstleistungsniveau in Deutschlands Gastronomie.
Das Braustüberl des Altstadthofs ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; der Souvenirladen täglich ab 10:30 Uhr (freitags und sonnabends bis 18:30 Uhr, sonst bis 17:00 Uhr), mit einer Mittagspause von 13:15 bis 13:45 Uhr. Zu erreichen ist der Altstadthof problemlos zu Fuß (zehn Minuten vom Hauptmarkt), mit den durch die Fußgängerzone fahrenden Bussen oder mit dem Fahrrad (steiler Anstieg, aber nur kurz). Mit dem Auto ist es aufgrund der Parkplatzsituation schwierig, aber nicht ganz unmöglich.
Nürnberger Altstadthof e.K. – Hausbrauerei & Whiskydestille
Bergstraße 19 – 21
90 403 Nürnberg
Bayern
Deutschland
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