Strahlender Sonnenschein, weite Felder, rotblondes Herbstlaub. Die Straßen werden schmaler, beginnen sich sogar, in Serpentinen die kleinen Berge hochzuwinden. Malerische, aber winzige Dörfchen. Bei aller Idylle: Weit kann es nicht mehr sein bis zum Ende der Welt. Das Eichsfeld südlich des Harzes ist nicht gerade das, was dem Chronisten als erstes einfällt, wenn er über Deutschland, über die deutsche Craft-Bier-Szene gar, erzählen soll.
Und doch: In Hüpstedt gibt es eine kleine, feine Handwerksbrauerei. Michael Burkhardt hat nach seinen ersten Berufserfahrungen als Diplom-Braumeister, die er in den Großbrauereien von Holsten und Oettinger gesammelt hat, Mut und Geld zusammengenommen und sich hier die kleine Eichsfelder Braumanufaktur aufgebaut. „Wenn nicht jetzt mit 30, wann dann? Mit 45 fange ich bestimmt nicht mehr mit einer solchen Investition an!“, erzählt er mir. Und so entstehen hier nun seit rund einem Jahr auf einer 4-hl-Anlage von Wengert die unterschiedlichsten Biere.
Neben dem Hellen und dem Dunklen, die als Standardbiere in der Halbliterflasche im Angebot sind und für den lebensrettenden Grundumsatz sorgen, werden immer wieder Sondersude mit exotischeren Bieren eingebraut – so unlängst erst ein Pumpkin-Bier, bei dem 30% der Malzschüttung durch Fruchtfleisch von gebackenen Hokkaido-Kürbissen ersetzt und mit Ingwer, Piment und Gewürznelken abgeschmeckt worden ist, oder derzeit, also am 8. November 2014 gerade im Angebot, ein 7% starkes Smoked Porter. – Das nächste Bier, das kommen wird, und für das Michael schon die Vorbestellungen sammelt, wird ein Weihnachtsbier sein.
In drei großen und flachen Tanks findet die offene Gärung statt, dahinter im Kühlraum stehen acht Lagertanks – genug Raum zunächst, um der Nachfrage Stand zu halten.
Untergebracht ist die Brauerei im hinteren und unteren Bereich der Gaststätte Zum deutschen Kaiser – Gaststätte und Brauerei sind zwar rechtlich voneinander unabhängig, aber man ergänzt sich natürlich hervorragend: Die alte Wirtschaft hatte viel ungenutzten Platz nach hinten raus, und die Braumanufaktur hat so direkt im gleichen Gebäude einen Ausschank des eigenen Bieres.
Auch sonst erfreut sich das Bier großer Beliebtheit. Zwar wird die Masse eines jeden Suds noch auf dem kleinen, handbetriebenen Sechsfach-Flaschenfüller auf Flaschen gezogen, die dann einzeln von Hand etikettiert werden, aber zunehmend mehr Bier geht auf schon auf KEGs und wird in der Region in der Gastronomie ausgeschenkt.
Wir laden uns ein Dutzend von den Bieren in große Packpapier-Taschen, auf den wunderschönen Holzkasten mit Logo verzichten wir schweren Herzens: Weder reicht heute der Platz in Auto oder Keller, noch besteht die berechenbare Chance, ihn hier wieder vor Ort abzugeben und das gerechtfertigt hohe Pfand wieder einzulösen – zu selten kommen wir durch’s Eichsfeld. Leider!
Gleichwohl, Michael, Du bist auf dem richtigen Weg! Prima Sache, das!
Michels Eichsfelder Braumanufaktur ist dienstags von 09:00 bis 12:00 und von 15:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, freitags von 15:00 bis 18:30 Uhr und samstags von 09:00 bis 12:30 Uhr. Darüber hinaus aber auch gerne nach Vereinbarung. Zu erreichen ist die Manufaktur mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum, und mit dem Auto nur wenig besser – das Eichsfeld ist halt zwar ziemlich genau in der Mitte Deutschlands gelegen, aber doch recht einsam. Ist man aber schon mal auf der A38 von Göttingen nach Leipzig, dann sind es etwa zehn Minuten Fahrt über idyllische, kleine Sträßchen.
„Michels“ Eichsfelder Braumanufaktur e.K.
Oberdorf 10
99 976 Hüpstedt
Thüringen
Deutschland
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