Fünfzehn Jahre ist es her, dass wir 2003 hier in der Schwarze Bären Straße 6 in Regensburg gestanden haben und im Brauhaus Joh. Albrecht eingekehrt waren. Ganz nett war es seinerzeit gewesen, und wir hatten uns gedacht, dass es bestimmt schön wäre, hier mal wieder vorbeizuschauen, sollte uns unser Weg irgendwann einmal wieder nach Regensburg führen. Aber als ich 2007 bei einem Blick auf die Website der Firma Joh. Albrecht feststellen musste, dass das Brauhaus nicht mehr erwähnt wurde, vergaßen wir unsere Absicht.
Nun ist es der 7. Juli 2018, und erneut spazieren wir durch die Schwarze Bären Straße mitten durch Regensburg. Vor uns taucht ein schlichtes Biergärtchen auf, ein paar Sitzgruppen nur, unter Sonnenschirmen, mitten in der Fußgängerzone. Mangels Bäumen also eigentlich gar kein richtiger Biergarten, sondern nur ein Freisitz. Erinnerungen kommen hoch. War das nicht hier?
Als wir nähertreten, wird es klar: Ja, es war hier. Hier war mal eine Gasthausbrauerei.
Und hier ist immer noch eine, wie wir feststellen. Sie heißt jetzt Regensburger Weissbräuhaus. Viel scheint sich nicht verändert zu haben – auch damals schon konnte man auf einfachem Gestühl draußen sitzen, die Sonne genießen und den durch die Fußgängerzone schlendernden Menschen zusehen.
Ein kleiner Tisch ist frei, und so ist der Entschluss schnell gefasst: Hier kehren wir für einen Moment ein. Hunger haben wir nicht, wir haben gerade erst lecker gegessen, aber für ein oder zwei kleine Biere wäre es jetzt gerade recht.
Ein freundlicher junger Kellner bringt uns die Speisen- und Getränkekarte, und rasch entdecken, wir, dass es hier eine Brauhaus-Bier-Probe gibt, also vier kleine Probiergläser mit jeder der hier angebotenen Biersorten. Gut gelaunt, aber tief im Herzen angesichts schon so oft erfahrener deutscher „Gastfreundlichkeit“ ein wenig skeptisch fragen wir unseren Kellner, ob er denn genug kleine Gläser habe, um zwei von diesen Bierproben zu servieren. Zu unserer Überraschung kommt ein gut gelauntes „Na klar!“, und wenige Minuten später stehen zwei Metallgestelle vor uns, jedes mit vier kleinen Weißbiergläsern bestückt. Sie sind sorgfältig beschriftet: „Weizen“, „Weizen Dunkel“, „Helles“ und „Dunkles“.
Ob wir denn auch etwas essen wollten, möchte der Kellner wissen, und nimmt unsere Verneinung freundlich lächelnd hin. Nanu, fast schon sind wir irritiert. Sollte sich in der Dienstleistungswüste Deutschland doch etwas zum Besseren wenden und unkomplizierte Freundlichkeit in der Gastronomie Einzug halten? Mensch, das wäre doch mal was. Wir produzieren viel Spül mit den acht kleinen Gläsern, nur verhältnismäßig wenig Umsatz, und dennoch werden wir angelächelt? Schön!
So, genug gegrantelt und philosophiert, jetzt geht es an die Verkostung.
Das erste Gläschen mundet schon einmal ausgezeichnet. Das einfache, helle Weizen schmeckt fruchtig, leicht nach Aprikose und Banane, ist schön vollmundig, gleichzeitig auch spritzig und frisch. So soll Weizen sein. Prima. Passt!
Demgegenüber ist das zweite Glas, das dunkle Weizen, eine Enttäuschung. Eher dumpf und muffig dümpelt es im Glas herum. Erdige, leicht modrige Grundtöne dominieren. Keine echten Fehlaromen, aber es fehlt an jeder einladenden Aromatik. Vielleicht ist es auch einfach nur nicht das richtige Bier für einen heißen Sommertag? Eher etwas für kalte Winterabende? Ach, nein, selbst dann würde diesem Bier ein bisschen Frische fehlen.
Das dritte Bier, das Helle, weist leider eine hohe DMS-Note auf. Kohl-Aromen, ein bisschen an frisch geöffnete Gemüse-Konserven erinnernd. Abgesehen davon nicht schlecht, aber dieses Aroma enttäuscht doch sehr. Wurde hier nicht lange genug gekocht? Nicht wallend genug, sondern nur leicht vor sich hin simmernd? Oder wurden die Brüden nicht richtig abgezogen? Kondensierten sie und tropften zurück ins Bier?
Erst das vierte Bier, das Dunkle, versöhnt uns wieder. Rund und vollmundig, malzig und weich – das ist jetzt wieder ein Bier, das wir mit großem Genuss trinken. Keines, um es im Nachtgebet ausdrücklich dankend zu erwähnen, aber doch eines, das Spaß macht und Lust auf mehr weckt.
Zum Abschluss unseres Besuchs wollen wir aber doch noch einmal nach drinnen schauen, ob sich dort viel verändert hat. Unverändert begrüßt uns gleich hinter dem Eingang auf der linken Seite das kupferne Sudwerk, bei dem die beiden Geräte nicht neben- sondern übereinander verbaut sind, so dass sich die Schwerkraft nutzen lässt und auf viel Pumperei verzichtet werden kann.
Die Gaststube dahinter ist urgemütlich, rustikal und einladend, und es liegt nur am strahlenden Sonnenschein draußen, dass hier alles menschenleer ist. Die Zapfe besteht aus vier kleinen, stilisierten Braukesseln und macht von Anfang an klar, dass hier vor Ort gebraute Biere angeboten werden. Nett!
Neugierig lugen wir zum Abschluss noch auf die Teller bei den Tischnachbarn. Wir selbst haben hier zwar nichts gegessen, aber die servierten Mahlzeiten sehen zumindest appetitlich aus. Schön!
Fazit: Das Brauhaus existiert also noch, wenn auch unter anderem Namen. Sollten uns also in Zukunft einmal in Regensburg erneut Hunger oder Durst oder beides plagen, haben wir eine zuverlässige Adresse, beides stillen zu können.
Das Regensburger Weissbräuhaus ist täglich von 10:00 bis 01:00 Uhr geöffnet; kein Ruhetag. Es liegt in der Fußgängerzone unweit des Doms St. Peter. Vom Hauptbahnhof aus sind es fünf Minuten in Richtung Norden und schon ist man da.
Regensburger Weissbräuhaus
Schwarze Bären Straße 6
93 047 Regensburg
Bayern
Deutschland
Hallo Brunnenbräu,
vielen Dank für deine Erfahrungsberichte. Ich sitze gerade auch in ebendiesem Brauhaus und hatte mir zunächst ein Helles kommen lassen. Da mir der Geschmack auch irgendwie anders als erwartet vor kam, ich dies aber auch schon bei anderen Bieren von Gasthofbrauern kannte, bin ich gleich mal ins Hobbybrauerforum um mehr darüber herauszubekommen. Dort habe ich deinen Bericht und damit auch die gewünschte Antwort gefunden —> DMS. Ich hatte davon natürlich schon gelesen, aber erst jetzt weiß ich diesen Geschmack einzuordnen. Zuvor hatte ich immer nur „irgendwie mostig“ dazu gesagt. Habe jetzt auch ein Dunkles vor mir und das ist immer noch besser, jedoch auch weit von richtig gut gelungen entfernt. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber es riecht auch etwas, wenn auch weniger, wie das Helle schmeckt.
Vielen Dank für deine Berichte
Hallo, shortbreaker,
herzlichen Dank für Deine netten Worte.
Ja, das DMS war seinerzeit recht ausgeprägt, und es würde mich nicht wundern, wenn es auch in den anderen Bieren in unterschiedlicher Intensität vorkommt. Es entsteht beim Würzebereiten immer, und wichtig ist, dass es während der Kochphase sauber ausgetrieben wird. Durch langes, wallendes Kochen, durch einen guten Brüdenabzug, bei dem nichts vom Kondensat zurücktropft, und so weiter. Die neuen Schonkochanlagen, bei denen kürzer und nicht so intensiv gekocht wird, bergen latent die Gefahr, dass DMS im Bier zurückbleibt – da muss der Brauer extrem sorgfältig arbeiten, damit die durch den Schonkocher erzielte Energieersparnis nicht zu Lasten der Bierqualität geht.
Allerdings weiß ich nicht, ob man in Regensburg im Weissbräuhaus einen Schonkocher nutzt oder nicht – insofern ist alles nur Spekulation.
Dir wünsche ich auch weiterhin viel Freude an meinen Berichten.
Mit bestem Gruß,
VQ