Wenn schon nicht „Schwerter zu Pflugscharen!“ dann doch wenigstens „Tankstellen zu Brauereien!“, und so ist am 18. Januar 2014 im Frankfurter Nordend auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle eine neue Brauerei entstanden, die Bier-Spezialitäten-Manufaktur BrauStil. Dort, wo früher die Tankstellenkunden ihre Rechnung bezahlt haben, stehen jetzt Sudwerk und Gär- und Lagertanks, und dort, wo einst die Zapfsäulen standen, befindet sich ein kleiner Biergarten.
Das weit ausholende Betondach, das den Biergarten überwölbt, lässt noch deutlich die typische Tankstellenarchitektur der sechziger Jahre erkennen, und mit etwas Phantasie kann man sich auch noch den Kassenbereich der alten Tankstelle dort vorstellen, wo jetzt die Genießer Schlange stehen und sich ihr Bier abholen. Aber Öl- oder gar Benzingeruch sind lange verschwunden, stattdessen wird hier dem Genuss gefrönt.
Sascha Reifenberg und Georg-Augustin Schmidt haben sich hier einen Traum erfüllt und mit der BrauStil-Manufaktur eine zwar winzige, aber sehr originelle und edle Brauerei gegründet. Auf einem 5-hl-Sudwerk entstehen seit Anfang 2014 immer wieder neue Bierspezialitäten, die entweder vor Ort getrunken oder in schön gestalteten Bügelflaschen mit nachhause genommen werden können. Wobei sich das Vor-Ort-Trinken bei schlechter Witterung möglicherweise gar nicht so einfach gestalten wird, weist der winzige Schankraum doch gerade mal eine Handvoll Sitzplätze und noch einmal so viel Stehplätze auf.
Bei guten Wetter ist dies besser: Unter dem Vordach der alten Tankstelle befindet sich ein kleiner Biergarten, der zusammen mit dem direkt neben der Brauerei gelegenen Wild- und Feinkostgeschäft Wild Schmidt betrieben wird. Das Bier holt man sich bei BrauStil, Wein, Kaffee und erlesene Speisen werden vom Wild Schmidt an den Tisch gebracht. Genuss pur!
Am 19. April 2014, als wir die Gelegenheit nutzten, die Brauerei zu erkunden, gab es vier Biere im Ausschank: Zunächst das Roggen-Weizen, ein kräftig brotig und aromatisches Bier, sehr dunkel, sehr trüb, sehr sämig und richtig nahrhaft sättigend. Lecker, und bereits im 0,25-l-Glas eigentlich schon eine Mahlzeit ersetzend. Das Dinkel-Weizen stand ihm in nichts nach. Etwas heller zwar, aber ebenfalls typisch kräftig-aromatisch, sämig-vollmundig und unendlich lecker. Für mich der Favorit des Tages.
Das Helle war dann allerdings eine Enttäuschung. Zwar sah es im Glas sehr appetitlich aus, leuchtend orangegelb, schön trüb und mit einer festen Schaumkrone, aber leider wies es deutliche Schwefelaromen auf. Ohne besserwisserisch sein zu wollen, hätte ich vermutet, dass das Bier nicht lange genug gelagert hatte – bei meinen eigenen Suden zuhause hatte ich solche Aromen immer dann, wenn ich schon während der Gär- und Reifephase mit der W34/70-Hefe, die als Standard-Arbeitspferd für helle Lagerbiere genutzt wird, das Bier mal verkostet habe. So vielleicht auch hier? Ich weiß es nicht.
Das dunkle Märzen versöhnte mich dann wieder. Leicht röstaromatisch, kräftig melanoidinig und würzig, sehr dunkel, mit einem festen, cremigen Schaum und sehr, sehr vollmundig. Vielleicht fast schon zu vollmundig, denn das Bier schmeckte prima, sättigte aber auch rasch durch seine Geschmacksintensität. Nach zwei Halben ist man zufrieden und satt; Trinkbarkeit (Drinkability), die den Umsatz der Brauerei fördern könnte, fehlt.
Zu den vier Bieren gönnten wir uns ein paar Spezialitäten aus dem Feinkost-Laden nebenan. Leckere, grobe Bratwürste, aus Wild oder Schwein, mit Fenchel oder anderen Gewürzen, lecker angerichtet mit Olivenöl und Pepperoni, frischem und kräftigem Bauernbrot – es war einfach nur lecker. Hoch lebe die Idee des Biergarten-Sharing, die es dem Besucher ermöglicht, sich zum Bier eine ordentliche Grundlage zu verschaffen. Ein Treffpunkt für Feinschmecker!
Man ergänzt sich also ganz hervorragend, und im kulinarisch geprägten Viertel am Oeder Weg vervollständigt BrauStil das Angebot für Genießer in einzigartiger Weise.
BrauStil hat von Montag bis Mittwoch von 12:00 h bis 19:00 h geöffnet, Donnerstag und Freitag zwei Stunden länger, also bis 21:00 h, und am Sonnabend von 11:00 bis 21:00 h. Sonntags ist Ruhetag. Parken kann man zwar in den kleinen Nebenstraßen rundherum, empfehlenswert ist aber eher der öffentliche Nahverkehr.
BrauStil GmbH & Co. KG
Oeder Weg 57
60 318 Frankfurt
Hessen
Deutschland
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