SCHLOSSBORNer
Crafthouse4
Glashütten-Schloßborn
DEU

[Blick zurück auf Anfang Mai 2025]

Mensch, was war das gestern für ein tolles Konzert: Joe Bonamassa hat in der Frankfurter Jahrhunderthalle sein Bestes gegeben, und noch immer schweben wir beseelt von seinen Gitarrensoli durch den Tag.

„Pling!“, meldet sich das Telefon in der Hosentasche.

„Sagt mal, seid Ihr etwa gerade in Frankfurt?“ Unser Freund Carsten B. hat anhand unserer Statusbilder mitgekriegt, dass wir gerade vor Ort sind. „Dann lasst uns folgendes planen: Wir holen Euch heute Nachmittag mit dem Auto ab und fahren raus auf’s Dorf. Ich zeige Euch eine Brauerei, die Ihr definitiv noch nicht kennt!“

Widerspruch scheint zwecklos, Zeit haben wir auch, und so stehen wir ein paar Stunden später in Schloßborn, einem winzigen Ortsteil vom nur kaum größeren Glashütten, mitten in einem Wohngebiet. „Ach, hier soll eine Brauerei sein?“, kann ich meine Lästerzunge nicht im Zaum halten, denn weit und breit ist nichts, aber auch gar nichts zu sehen, das auf eine Brauerei hindeuten könnte. „Aber klar. Kommt mit!“

Schon laufen wir um ein ganz normales Einfamilienhaus herum, gehen durch die Einfahrt, runter in den Garten und von hinten in den Keller hinein. Und staunen! Eine Brauerei! Die SCHLOSSBORNer, eingetragen als Crafthouse4. Klein, aber offiziell für Ausschank und Verkauf zugelassen!

Brauen im Schwimmbad

Die Vorbesitzer des großen Hauses hatten wohl ein Schwimmbad im Keller vorgesehen – das Becken war schon fertig gemauert, rundherum einiges vorbereitet. Aber was auch immer dann vorgefallen sein mag – zu einem nutzbaren Pool ist das Ganze nie herangewachsen. Stattdessen steht jetzt in dem tiefen Becken eine Brauerei. Kaum mehr als eine Hobbybrauerei, so wirkt es. Mehrere Stahltöpfe mit vielleicht 200 Litern Inhalt. Gaskocher, Waschbecken, ein fahrbarer Utensilienschrank, zahlreiche KEGs. Als sei hier einfach nur ein Hobby etwas aus dem Ruder gelaufen.

„Tja, so ähnlich ist es auch“, werden wir gut gelaunt empfangen. „Wir brauen zu viert, immer dann, wenn wir Zeit und Lust haben. Da wir aber mehr produzieren, als wir selbst trinken, und da wir auch ein gewisses Geschick haben und die Biere ganz gut schmecken, verkaufen wir sie auch. So, wie jetzt gerade. Jeden Freitag zwischen halb sechs und sieben Uhr am Abend.“

Thomas Berger, Matthias Eickhoff, Rolf Maser und Frank Schiffke – das sind die vier Freunde, die sich jeder mit seinen jeweils individuellen Vorlieben in die kleine Brauerei einbringen. Einer steht am liebsten an den Braukesseln und werkelt vor sich hin. Einer ist ein begabter Designer und präsentiert die Biere auf eine professionelle Art, dass sich so manche mittelständische Brauerei nicht nur von der Etikettengestaltung und der professionellen Werbung, sondern auch von der sehr stylischen Website eine Scheibe abschneiden könnte. Der Dritte steht am liebsten mit den Kunden und Gästen in Kontakt, und der letzte schließlich kümmert sich um Buchhaltung und Abrechnung. Perfekt, wenn man sich im Team so ergänzt.

„Wollt Ihr denn mal probieren?“, heißt es, und das lassen wir uns nach dem kurzen Einblick in das professionell betriebene Hobby der Vier nicht zweimal sagen. „Wir haben Pils und Weizen gerade kalt stehen.“ Augenblicke später stehen ein paar TeKu-Pokale vor uns. Beide Biere sind sehr stilecht und fehlerfrei gebraut. Ehrlich gesagt, ist das bei so einer Brauerei auf halbem Weg zwischen Hobby und Kommerz nicht gerade selbstverständlich. Wie oft habe ich schon Biere getrunken (trinken müssen …), die nur mit viel Nachsicht mit „ganz okay, habt Ihr gut gemacht …“ gelobt werden konnten.

Hier ist es anders. Blitzsauber gebraut, stilgetreu und hochgradig professionell präsentiert.

„Leider können wir nur ein ganz kurzes Mindesthaltbarkeitsdatum angeben“, heißt es weiter. „Und wir müssen alle unsere Kunden immer wieder darauf hinweisen, dass sie das Bier kühl und dunkel stellen müssen. Das darf nicht erst wochenlang auf dem Balkon in der Sonne stehen.“ Einmütiges Nicken. Wem erzählen die Vier das? Einer der größten Fehler, den Bier-„Genießer“ in Deutschland immer noch machen …

eine umfangreiche Bier-Range

Mein Blick fällt auf eine Reihe von Flaschen. Neben Pils und Weizen entstehen hier immer mal wieder auch andere Bierstile. Pale Ale, IPA, Stout, Chili Bock, Ingwerbier, dunkler Bock – die Range ist recht umfangreich und interessant.

„Ein paar ältere Flaschen haben wir hier noch. Ein Pale Ale vom letzten Jahr und ein India Pale Ale von 2021. Kann man leider nicht mehr trinken. Schade!“

Stirnrunzeln auf unserer Seite. Kann man nicht mehr trinken? Das käme auf einen Versuch an! Es dauert nicht lang, unsere Gastgeber zu überreden, und dann verkosten wir alle gemeinsam das ein Jahre alte Pale Ale (noch völlig in Ordnung) und das vier Jahre alte India Pale Ale (mit leichtem Gushing und nur noch dezenten Hopfenaromen, aber durchaus noch mit Genuss trinkbar). Damit haben wir uns jetzt den Respekt der Gastgeber erworben: „Das hätten wir uns jetzt nicht getraut, diese Biere noch zu probieren, und schon gar nicht mit unseren Kunden zusammen.“

Wie gut, dass Bier eigentlich nicht auf gesundheitsgefährdende Weise schlecht werden kann. Insofern ist es immer wieder interessant, alte, überlagerte Biere zu testen und zu überprüfen, wie sie sich entwickelt haben. Und wenn sie dann, so wie hier und heute, noch gut genießbar sind – um so besser!

Hochzufrieden mit diesem netten Kurzbesuch und der Bierprobe erstehen wir noch ein paar Flaschen zum Mitnehmen und machen uns zurück auf den Weg nach Frankfurt. SCHLOSSBORNer. Das dürfte so ziemlich die kleinste lizensierte Brauerei sein, die ich bisher besucht habe. Und die mit den restriktivsten Öffnungszeiten – gerade einmal anderthalb Stunden pro Woche. Wie gut, dass beides nichts über die Qualität der Biere aussagt. Denn die ist in Ordnung! Schön!

Die SCHLOSSBORNer Brauerei (Crafthouse4) ist jeden Freitag von 17:30 bis 19:00 Uhr geöffnet; der Rampenverkauf findet direkt neben den Braukesseln statt. Einen offiziellen Ausschank gibt es aber nicht, nur den Flaschenverkauf. Zu erreichen ist die Brauerei nur mit dem Auto. Man kann im Wohngebiet parken, und während der Öffnungszeiten markiert eine Fahne den Grundstückseingang, durch den man hindurchgehen muss.

Bildergalerie

SCHLOSSBORNer
Crafthouse4 GbR
Im Hain 3
61 479 Glashütten-Schloßborn
Hessen
Deutschland

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