Styrhuset Pub
Svolvær
NOR

Graue Mauern in nüchternem, skandinavischem Stil. Keine Verzierungen oder Ornamente, einfach nur klotzig und kantig. Sehr einladend sieht das Gebäude nicht aus. Einzig die schwere, dunkle Holztür mit ihren Messingbeschlägen und dem großen Bullauge in der Mitte und die Laternen, die an schmiedeeisernen und verschnörkelten Auslegern an der Wand hängen, bringen ein wenig Abwechslung in die Fassade, wenn auch unter Inkaufnahme eines heftigen Stilbruchs.

Über der Tür prangt der Schriftzug Styrhuset, das Steuerhaus, und verweist auf die Bierbar hinter der Tür.

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Styrhuset Pub

Wir betreten das Pub und befinden uns plötzlich in einer anderen Welt. Statt kaltem Grau ist hier alles in dunklen und warmen, rötlichen Holztönen gehalten. Mitten im Raum eine Theke mit einer durchaus beachtenswerten Anzahl von Zapfhähnen – wenn ich mich nicht verzählt habe, ein glattes Dutzend. Rundherum finden sich verwinkelte Sitzecken unterschiedlicher Größe, jede immer wieder etwas anders dekoriert. Hier ein Taucherhelm, dort ein paar Ornamente, dann wieder schlichtes, freigelegtes Mauerwerk. Immer aber viel Holz und rötlich-braune Farben, sparsam erleuchtet. Barhocker, Stühle und Bänke sind mit dickem Leder bezogen.

Eine richtige Seefahrerkneipe ist es nicht, da fehlt es an der üppigen, alles überwuchernden Dekoration mit Fischernetzen, Harpunen, präparierten Fischen und Souvenirs aus aller Herren Länder. Und doch scheint jeder Winkel die Erinnerung an Seemänner und Fischer zu beherbergen, die hier vielleicht irgendwann eingekehrt sind.

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Holz, Leder und rötlich-braune Farben

Eine uralte Historie weist das Styrhuset allerdings nicht auf, es ist erst in den achtziger Jahren eröffnet worden, als das graue und zweckmäßige Gebäude errichtet wurde.

Es ist früher Dienstagabend, und das Pub ist völlig leer, nicht einmal ein Barmann ist zu sehen. Wir warten mal ab und studieren derweil die Beschriftungen der Zapfhähne. Internationale Marken sind im Angebot – Kronenbourg, Guinness, Brooklyn – aber auch ein paar norwegische Lagerbiere, zum Beispiel das Lofotpils aus der gleichnamigen Brauerei nur hundert Meter weiter, die wir vor ein paar Tagen schon einmal besichtigt haben. „Patriot: Vi har Lofotpils“, steht stolz an der Bar. Was uns aber eher interessiert ist die kleine Auswahl von Bieren der E. C. Dahls Bryggeri aus Trondheim.

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am Hahn sind tendenziell eher bekannte Biermarken

Während wir noch überlegen, welches der Dahls-Biere wir denn gleich probieren möchten, kommt der junge Barmann von hinten aus der Küche. Er sieht uns die Zapfhähne studieren und schiebt uns eine kleine Tafel vor die Nase: „Tasting Platter – 4 typer øl (tapp) x 0,2 l“ Wir haben freie Auswahl aus den Fassbieren, allerdings ist es auch nicht billig: 199,- NOK, also knapp achtzehn Euro für vier kleine 0,2er Gläser Bier…

Obwohl… Wir schauen uns an. Wenn ein halber Liter Bier in Norwegen üblicherweise sowieso schon zehn Euro kostet, dann sind 0,8 Liter für achtzehn Euro kaum teurer. Jawoll, so ein Tasting Platter darf es dann sein, und wenn möglich, dann bitte mit den Bieren der Dahls-Brauerei.

Der junge Mann macht sich ans Zapfen und stellt leider recht rasch fest, dass eines der vier Dahls-Biere aus ist: „Womit soll ich das Brettchen dann auffüllen? Guinness vielleicht, oder 1664 Kronenbourg?“ Wir winken ab: „Nee, die zwei nun gerade nicht. Dann lieber das Brooklyn IPA. Kennen wir zwar auch schon, ist aber immer wieder ein zuverlässig gutes Bier.“

Augenblicke später bekommen wir dann unser Probierbrettchen und verziehen uns damit in einen gemütlichen Winkel, direkt neben dem Taucherhelm.

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das Probierbrettchen: 3 x Dahl, 1 x Brooklyn

Das erste Bier, das Nordlands Pils ist mit seinen 4,5% Alkohol vielleicht ein bisschen zu schwach. Sehr schlank ist es, auch die Hopfengabe war wohl nicht allzu reichlich, und so kann dieses Bier zwar als guter und schneller Durstlöscher im Sommer dienen oder als unaufdringlicher Begleiter irgendeiner beliebigen Speise, aber einen eigenen Charakter hat es nicht unbedingt.

Das ist dann beim Beta Storfosna Stout schon deutlich besser. Dick und dunkel steht es mit kremigem Schaum im Glas, überzeugt mit kräftig röstigem Geschmack und einem soliden Malzkörper. 7,3% sind für norwegische Verhältnisse fast schon verwegen und runden das Bier sehr positiv ab.

Auch das N.I.P.L., das Norwegian Indian Pale Lager, gefällt gut. 6,0% bringt es mit, eine kräftige Hopfung, aber dazu eben auch, wie es sich für ein Lagerbier gehört, einen schlanken Körper. Insofern ist die Bittere dominant. Sicherlich kein Bier für jedermann, aber uns gefällt’s.

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Verkostung neben dem Taucherhelm

Erwartungsgemäß enttäuscht dann das IPA der Brooklyn Brewery nicht. 6,9% Alkohol, eine kräftige, harzig-würzige und nur leicht fruchtige Hopfennase, ein solider Körper und nach dem Schluck eine kernige, aber saubere Bittere. Sehr schön. Faszinierend, wie dieses Bier auch nach langem Transport von New York bis nach Europa seinen Charakter beibehält. Kunststück – genau für diesen Zweck wurde der Bierstil India Pale Ale, IPA, ja seinerzeit erfunden. Ein höherer Alkoholgehalt und eine großzügige Hopfung sollen das Bier robust und unempfindlich gegen die Einflüsse während des Transports machen. Dass mittlerweile einige – insbesondere US-amerikanische – IPAs so gebraut werden, dass sie unbedingt möglichst frisch getrunken werden müssen (am besten innerhalb von maximal zwei Wochen), mag eine interessante Weiterentwicklung des Stils sein, mit dem eigentlichen Ansatz eines IPAs hat das dann aber nichts mehr zu tun.

Nun, in der Summe sind wir durchaus zufrieden.

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als wir gehen, ist das Pub immer noch fast leer

Außer uns sind mittlerweile nun immerhin noch zwei weitere Gäste gekommen. Nicht ganz das, was man in einer Seemannskneipe abends erwartet, aber für uns ist es heute nicht unangenehm, einmal in völliger Ruhe und Entspannung unser Bier trinken zu können.

Das Styrhuset Pub ist täglich ab 18:00 Uhr bis weit nach Mitternacht geöffnet; kein Ruhetag. Es bietet neben einer großen, aber nur bedingt abwechslungsreichen Fassbierauswahl Pizza, Würstchen und Burger an – besonders der Paleo Arctic Burger erfreut sich großer Beliebtheit. Zu erreichen ist das Pub vom Schiffsanleger in zwei Minuten zu Fuß, es liegt direkt neben dem Lofoten Kriegsmuseum.

Bilder

Styrhuset Pub
Fiskergata 1
8300 Svolvær
Norwegen

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