Reklame*
Das war eine Überraschung im letzten Jahr. Unmittelbar vor Beginn der Braukunst Live! 2019 machte die Information die Runde, dass Frank Boer, der langjährige Veranstalter, die Marke Braukunst Live! an den Meininger Verlag verkauft hat. Viel zu kurzfristig, als dass das noch irgendwelche Auswirkungen auf die laufende Veranstaltung gehabt hätte. Die Aussteller hatten ihre Verträge unterschrieben, die Besucher ihre Tickets zu großen Teilen schon im Vorverkauf erworben, Organisation, Sicherheit, Service, alles war schon unter Dach und Fach. Aber doch langfristig genug, dass man im Vorfeld bereits begann, zu diskutieren und an der Veranstaltung selbst immer auch ein entsprechendes Gesprächsthema hatte.
Jetzt aber ist es 2020, und die Bierliebhaber in Deutschland schauen gespannt nach vorne, auf die Braukunst Live! 2020, die am 31. Januar und am 1. Februar stattfinden wird. Der Ort ist ja schon mal derselbe geblieben, nämlich das MVG-Museum in München. Erneut werden wir unsere Biere also zwischen historischen Straßenbahnen genießen können, und die Museumsatmosphäre wird zur besonderen Atmosphäre des Bierfestes beitragen. Erneut werden zahlreiche kleine und große Brauereien zu Gast sein und ihre zum Teil extra für dieses Fest gebrauten Biere anbieten.
Aber schon der Untertitel zur Veranstaltung verspricht Veränderung. „Bier.Kultur.Festival.“ heißt es, und so lohnt es sich, einmal einen genaueren Blick in die Werbung und die Pressemitteilung der Veranstalter zu werfen.
Was zu allererst ins Auge fällt, ist die Ankündigung von Livemusik. Gedanklich runzele ich da die Stirn. „Dös hätt’s jetzat net braucht“, würde der Münchner vielleicht granteln. Eigentlich war das doch gerade das Schöne an den Festivals bisher gewesen: Die Fokussierung auf das Bier.
Na klar, ein bisschen Rahmenprogramm musste immer schon sein, alkoholfreie Getränke, Vorträge und Seminare, sogenannte Master Classes. Aber Livemusik? So sehr ich gute Rockmusik goutiere, aber jetzt habe ich ein bisschen Sorge, dass die Veranstaltung ihren Fokus verliert und zu einem x-beliebigen Bierfest mutiert. Wo dann zum Takt der Musik herumgehopst wird und beim Bierkonsum vielleicht doch der eine oder andere mehr auf die Quantität als auf die Qualität achtet.
Was sonst hat sich geändert? Statt des (oder zusätzlich zum?) Catering im Eingangsbereich, das qualitativ durchaus nicht schlecht war, gibt es nun Food Trucks. Die sind „in“, machen dem Veranstalter nicht so viel Arbeit, weil sie alles mitbringen, was sie brauchen und außer großen Mülleimern für den zu erwartenden Plastik- und Papptelleranfall wenig Infrastruktur benötigen, und lassen sich in der Halle verteilen. Klingt vielversprechend. Solange es nicht nur Burger in siebzehn verschiedenen Variationen sind – aber das scheint wohl nicht der Fall zu sein.
Der Schwerpunkt liegt dieses Jahr auf deutschen Brauereien. Die Liste der Aussteller umfasst nur ganz, ganz wenige internationale Brauereien. Kann man durchaus machen – in Deutschland gibt es mittlerweile genug kleine und kreative Brauereien, dass es stilistisch nicht langweilig werden muss. Und doch: Ich persönlich fand das multinationale Flair schön. Wann sonst konnte man den mal beispielsweise mit den Vertretern einer Kleinstbrauerei aus Estland fachsimpeln?
Die Anwesenheit größerer Brauereien, die mit mehr Aufwand und größeren Ständen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, hatte sich die letzten Jahre schon etabliert. Das ist jetzt keine Neuerung gegenüber den Vorjahren.
Ein übergreifender Wettbewerb, unterstützt von einem Premium-Partner – das gab es bisher so wohl noch nicht. Die Firma BarthHaas hat eine spezielle Hopfenmischung kreiert und die Teilnehmer an der Braukunst Live! 2020 dazu aufgefordert, damit ein spezielles FestivalBrew zu brauen. Das Siegerbier soll am Ende des Presserundgangs bekanntgegeben werden. Da dieser vor Festivalbeginn stattfindet, ist es wohl eine Jury aus Fachleuten, die über die Reihung der Biere entscheidet – nicht das Publikum.
Das wiederum soll die Möglichkeit bekommen, eine Reihe von verschiedenen Münchner Hellen blind zu verkosten. Ohne Wissen, ob es eine der großen, etablierten Brauereien ist oder eine kleine, aufstrebende. Das mag durchaus spannend werden, und der eine oder andere Teilnehmer mag sein Aha-Erlebnis haben und gänzlich unerwartet gar nicht in der Lage sein, sein Lieblings- oder Alltagsbier zu identifizieren.
Durchaus also eine Reihe von Änderungen. Was mit Sicherheit gleichbleiben wird, ist die Möglichkeit, sich mit Bierfreunden aus ganz Deutschland und darüber hinaus zu treffen. Ich bin mir sicher, dass ich hinter jeder Ecke wieder ein neues Aha-Erlebnis haben werde: „Ach, Du auch hier? Wie schön, Dich zu treffen. Was gibt’s Neues? Was trinken wir?“ Diese kleinen Erlebnisse sind es, die das Flair eines guten Bierfestivals ausmachen. Denn darum geht es: Mit netten und liebgewonnenen Menschen ein oder zwei (oder viele) Biere zu trinken, sich darüber zu unterhalten, Spaß zu haben.
Insofern freue ich mich drauf, auf die Braukunst Live! 2020. Nach 2014, 2015 und 2019 werde ich zum vierten Mal dabei sein. Ich bin gespannt.
Braukunst Live! 2020
Ständlerstraße 20
81 549 München
Bayern
Deutschland
* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Beschreibung von Veranstaltungen im Vorfeld Reklame ist. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag daher entsprechend gekennzeichnet werden. Ich habe vom Meininger Verlag die für diesen Teaser verwendeten Bilder gestellt bekommen, ein paar Informationen und eine Einladung zu einem Rundgang kurz vor der offiziellen Eröffnung der Braukunst Live! 2020. Ich habe versucht, mich davon inhaltlich nicht beeinflussen zu lassen.
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