Nachtrag 31. Juli 2021: Über vier Wochen sind wir in Deutschland unterwegs gewesen, und entsprechend leer gähnte uns der Kühlschrank beim Heimkommen an. Jetzt noch einkaufen gehen und danach kochen? Och, nö, das muss nicht sein. Und da wir sowieso noch etwas in Kempten zu erledigen haben, ist der Entschluss schnell gefasst: Wir gönnen uns ein spätes Mittagessen in der Brauereigaststätte Zum Stift.
Fast könnte man vergessen, dass CoViD-19 immer noch nicht abgeklungen ist. Der Biergarten ist gut gefüllt, er herrscht ein emsiges Treiben. Aber bei genauerem Hinsehen wird es deutlich: Die Menschen halten immer noch vorsichtig Abstand voneinander, beim Betreten der Biergartens werden die Kontaktdaten erfasst, und wer sich zwischen den Tischen hin- und herbewegt, setzt brav die Maske auf.
es war wieder sehr fein
Die Küche ist, wie auch schon bei unseren vorherigen Besuchen, ganz vorzüglich, und einzig die Beschränkung auf alkoholfreies Bier, die heute aus Gründen notwendig ist, macht den Biergartenbesuch nicht zu einem perfekten Genuss. Aber das können wir wohl schlecht dem Wirt vorwerfen …
Brauereigaststätte Zum Stift
Nachtrag 4. Juli 2020: Seit einigen Wochen sind die Auflagen für die Gastronomie in Deutschland wieder gelockert worden – Besuche im Biergarten sind mittlerweile wieder verhältnismäßig problemlos machbar. Und so beschließen wir erneut einen Bummel durch Kempten mit einem Besuch in der Brauereigaststätte Zum Stift. Wie geplant setzen wir uns diesmal bei bestem Wetter in den Biergarten.
Über uns das dichte Blätterdach der Bäume, vor uns ein elegantes und schön ausbalanciertes, ganz leicht metallisch schmeckendes Teutsch-Pils, und dazu deftige, regionale Küche.
im Biergarten
Die Sonne scheint, die Kellner und Kellnerinnen sind freundlich, die Stimmung im Biergarten ist tiefenentspannt. Was noch fehlt und wohl noch auf lange fehlen wird, das ist der unmittelbare Kontakt zu anderen, das Nebeneinandersitzen, die Zufallsbekanntschaften, wenn man sich an einen fast vollen Tisch dazu hockt, das Spontane und das nach spätestens dem dritten Bier Übermütige. Brav sitzen alle Gäste an ihren Tischen, achten auf sittsamen Abstand, unterhalten sich über die Tische hinweg, und nur dort, wo eine ganze Familie oder eine kleine Gruppe guter Freunde, die sich sowieso den ganzen Tag auf der Pelle hocken und das dann hier auch im Biergarten dürfen, beieinander sitzen, kommt klassische Biergartenatmosphäre auf.
Brauereigaststätte Zum Stift
Ein behördlicher Termin am Morgen in Kempten. Und danach die Frage: Was machen wir denn jetzt mit diesem angebrochenen Vormittag? Ein Bummel durch die Stadt? Och, der Himmel ist grau, es ist kalt, und wer weiß, wie lange es noch trocken bleibt, heute, am 6. März 2020. Lieber nicht. Aber jetzt stattdessen schon auf ein Bier einkehren? So früh?
Weißwurstfrühstück – Bayerisches Brauchtum erlaubt den Biergenuss schon zum Frühstück
Die Rettung findet sich im Bayerischen Brauchtum: Für ein Weißwurstfrühstück ist es nie zu früh. Höchstens zu spät. Und so lenken sich unsere Schritte fast wie von selbst in Richtung Stiftsplatz. Hier, zwischen der Sankt Lorenz Kirche und dem alten Kornhaus befindet sich die Brauereigaststätte Zum Stift, der Brauereiausschank des Allgäuer Brauhauses.
Das Allgäuer Brauhaus hat lange die Kemptener Innenstadt dominiert, bis vor wenigen Jahren die Produktionsstätte nach Marktoberdorf verlegt worden war; lediglich die Verwaltung ist in der Stadt geblieben. Und die Brauereigaststätte an historischem Ort.
Blick auf die neubarocke Fassade der Brauereigaststätte
Wir stehen vor dem neubarocken Bauwerk mit seiner eindrucksvollen Fassade und dem dreigeschossigen Rundtürmchen, das in diese Fassade integriert ist. An der Längsseite befindet sich der Eingang, und neugierig drücken wir die Tür auf.
Ja, es ist schon geöffnet, und wir sind auch nicht die allerersten Besucher. An der Theke sitzt ein Gast in Allgäuer Alltagstracht, einer von der Sorte Mensch, die halt immer hier hocken. Frühmorgens, mittags, abends, spätnachts. Der Rest des großzügigen Schankraums ist aber noch leer.
Helles Holz, ein warmes Rostrot, große Fenster und weiß gestrichene Decken machen den großen Raum ansehnlich, Säulen und Gewölbe teilen ihn so auf, dass er nicht kahl wirkt. Wir fühlen uns wohl und nehmen an einem zentral stehenden Tisch Platz.
der ansprechend eingerichtete Restaurantbereich
Augenblicke später steht ein freundlicher Kellner bei uns am Tisch und reicht uns die Speisekarte. „Wenn Sie noch einen Moment Geduld haben, dann gibt es auch schon die warme Küche zum Mittagstisch, vielleicht wollen Sie die Zeit bei einem Kaffee überbrücken?“ Ich schüttle den Kopf: „Ein Weißwurstfrühstück wird es doch jetzt schon geben, oder?“
„Aber natürlich!“ Der Kellner nickt eifrig. „Zwei Mal?“
Meine holde Ehefrau schüttelt den Kopf. „Ich warte lieber noch einen Moment, und dann hätte ich gerne die Kässpatzen!“ – „Auch kein Problem!“ Der Kellner macht sich eine kleine Notiz, verschwindet und kommt nach wenigen Augenblicken mit den Getränken zurück. Ein Tee für meine Frau, eine Alt Kemptener Weiße für mich. Das bernsteinfarbene Weißbier wird in einem wunderschön verzierten Stilglas serviert, einem sogenannten Brauerstutzen. Die Stiftskirche ist darauf zu sehen, ein Allgäuer Trachtenpärchen, viele Ranken und Schriftzüge mit den Namen der Brauerei und des Biers. Versonnen drehe ich es hin und her.
das Weißbier wird im sogenannten Brauerstutzen serviert
„Ist Dir das Bier zu kalt, dass Du es so in Deinen Händen wärmst?“, lästert meine Frau, und ich unterbreche die Lektüre, um einen ersten, großen Schluck zu nehmen. Kräftig rund und sehr vollmundig rinnt das Bier über Zunge und Gaumen. Versonnen schmecke ich dem ersten Schluck hinterher, und da kommt auch schon unser freundlicher Kellner wieder – mit Weißwürsten und Brezen.
Und die Kässpatzen auch schon! „Der Koch hat gesagt, wenn er die Weißwürste aufwärmt, dann kann er auch gerade schon die Kässpatzen fertig machen – die Vorbereitungen für den Mittagstisch waren schon durch“, grinst der Kellner.
Zufrieden machen wir uns über das Essen her. Deftig, aber schön schmackhaft zubereitet. Uns schmeckt es vorzüglich, und wir genießen die sehr angenehme Atmosphäre im großen Saal des Brauhauses.
nette Deko
„Hier kommen wir im Frühjahr noch mal her, wenn das Wetter besser ist, und dann setzen wir uns vor die Tür in den Biergarten“, beschließen wir. „Dann bringen wir mehr Zeit mit, und vielleicht kommen wir sogar mit der Bahn, so dass wir beide etwas trinken und all die Biere des Allgäuer Brauhauses probieren können.“ Ja, so machen wir das, da sind wir uns einig und stoßen mit unseren Gläsern an. Ich mit dem AKW, meine Frau mit ihrem Teeglas.
Eine Woche später kommt die Gastronomie in Deutschland aufgrund der CoViD-19-Pandemie für ein Vierteljahr völlig zum Erliegen …
Die Brauereigaststätte Zum Stift ist täglich von 10:00 Uhr morgens bis Mitternacht geöffnet; kein Ruhetag. Durch die günstige Lage am Rand der Fußgängerzone bietet sich die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel an – vom Bahnhof aus ist es eine gute Viertelstunde zu Fuß; die Stadtbusse halten in unmittelbarer Nähe der Brauereigaststätte.
Brauereigaststätte Zum Stift
Stiftsplatz 1
87 439 Kempten (Allgäu)
Bayern
Deutschland
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