Seit wenigen Tagen erst sind die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen der CoViD-19-Pandemie etwas gelockert worden. Biergärten und sonstige Außenschankbereiche durften geöffnet werden, ein bisschen später auch die Innenbereiche der Restaurants und Cafés. Alles aber noch unter strengen Auflagen. Zeit also für einen ersten Biergartenbesuch und das erste frisch gezapfte Bier seit mehreren Monaten.
Der Fässla-Keller in Bamberg liegt nordostwärts der Bahnlinie, ein kleiner Fußweg führt mich von meinem Hotel in der Altstadt unter der Bahn hindurch bis in die Moosstraße, und bald schon stehe ich vor dem Wirtshausschild mit der Aufschrift „Gaststätte Fässla-Keller“ und dem Logo der Brauerei Fässla, einem Zwerg mit roter Zipfelmütze, der ein Bierfass herbeirollt.
Früher gehörte dieser Biergarten ebenso wie die große Halle dahinter zur Maisel-Brauerei Bamberg, die aber vor rund zwölf Jahren ihren Betrieb eingestellt hat und geschlossen wurde. Roland Kalb, der Eigentümer der Brauerei Fässla, hat die Gelegenheit genutzt, den Maisel-Keller übernommen und in Fässla-Keller umbenannt. Ganz klassisch unter Kastanienbäumen kann man hier im Schatten sitzen und die Fässla-Biere frisch vom Fass genießen.
Ich folge den kleinen Hinweisschildern zum Eingang an der Seite. Die Corona-Auflagen sehen vor, Ein- und Ausgang zu trennen und Einbahnverkehr für die Gäste einzurichten, und so komme ich gewissermaßen von hinten in den Biergarten. Leise knirscht der Kies unter meinen Füßen. Ich drehe mich einmal um mich selbst, sehe, dass die Hälfte des Biergartens abgetrennt und gesperrt ist, in der anderen Hälfte die Sitzgarnituren weit voneinander entfernt stehen, so dass kein unbeabsichtigter Kontakt zu anderen Gästen stattfindet. Trotzdem sind aber noch genügend Plätze frei – die Menschen sind noch etwas zurückhaltend, was das gesellige Biererlebnis anbelangt.
Kaum habe ich Platz genommen, kommt auch schon eine Kellnerin auf mich zugelaufen und drückt mir einen kleinen Zettel zur Registrierung in die Hand: Name, Telefonnummer und ungefähre Aufenthaltszeit werden erfasst, um im Falle einer Corona-Infektion unter den Gästen die möglichen Kontaktpersonen rasch identifizieren zu können. Es gilt: Erst die Bürokratie, dann das Bier.
Endlich ist aber alles Formale erledigt, und ich bekomme mein erstes Bier, ein klassisches Lager mit 5,5% Alkohol. Seine kräftige Farbe leuchtet im Licht der tiefstehenden Sonne, eine schöne, gleichmäßige Schaumkrone ziert den Glaskrug. In der Nase spüre ich ein paar Malzaromen, aber auch eine leichte, würzige Hopfennote. Der erste Schluck begeistert. Ein kräftiger, voller Körper, gefolgt von einer ordentlichen, zwar nicht dominierenden, aber dennoch recht kernigen Bittere. Ein Bier, bei dem der erste Schluck sofort Lust auf den zweiten macht, dieser wiederum auf den dritten, und so fort. Ein Bier, um sich festzutrinken.
Der deftige Schweinsbraten mit Sauerkraut und Klößen, letztere mit einer ordentlichen Portion Soße, wie es sich in Franken gehört, passt wunderbar zu diesem Bier. Beer-Food-Pairing einmal ganz bodenständig, aber dafür in fast völliger Perfektion.
Fränkische Bierkelleratmosphäre – etwas, das die Menschen seit vielen Wochen vermisst haben. Und ich weiß wieder, warum …
Tiefenentspannt sitze ich auf meiner Bierbank und lasse in Gedanken die vergangenen Wochen Revue passieren. Wie sehr sich das tägliche Leben doch verändert hat. Kaum eine Facette des Alltags, die nicht von den Folgen der Pandemie erfasst worden ist. Meine Gedanken wandern vor mich hin, und so schrecke ich fast schon hoch, als die Bedienung meinen leeren Teller abräumt und fragt, ob ich noch ein Bier möchte.
Ob ich noch ein Bier möchte? Was für eine Frage! Ich bin neugierig auf das Pils und bestelle mir ein Seidla von eben diesem. Im Glaskrug leuchtet es kräftig gelb. Nein, es ist golden, denn der Name gibt es ja so schon vor: Gold-Pils nennt sich dieses 5,5%ige Bier. Appetitlich schaut es aus, allein, es kann dem Lager von eben nicht das Wasser reichen. Es ist lieblich und schlank, lässt eine pilstypische Herbe vermissen und ist lange nicht so süffig wie das Lager. Kein schlechtes Bier, aber irgendwie auch keines, das zum unmittelbaren Weitertrinken anregt. Ich nehme ab und an einen Schluck, bin zufrieden, aber das war es dann auch. Kein brennendes Verlangen, den Krug anzusetzen und am liebsten nie wieder absetzen zu müssen.
Inzwischen sind Wolken aufgezogen; es sieht aus, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen. Der Weg zurück zum Hotel ist weit, so dass ich mich sicherheitshalber mal aufmache. Ein kurzer Blick noch in die Halle, in der die Gäste wind- und wettergeschützt sitzen können. Große Abstände zwischen den Tischen beeinträchtigen die Atmosphäre. Man sitzt zwar beieinander, aber nur bei denen, mit denen man schon gemeinsam gekommen ist. Keine neuen Zufallsbekanntschaften, kein „Rück mal ein Stück, ich setze mich gerade mal zu Dir“, keine spontanen und spannenden Begegnungen.
Biergartenfeeling mit gebremstem Schaum nur. Da kann die Dekoration noch so ansprechend sein, das Grün der Bäume noch so heimelig dicht, das Holzdekor noch so urig und die Kellnerinnen noch so freundlich. Das Tüpfelchen auf dem „i“ fehlt noch.
Aber immerhin: Ein erster Schritt in Richtung Normalität ist gemacht. Die Biergärten und -keller sind wieder geöffnet!
Der Fässla-Keller ist täglich von 11:00 bis 23:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Bei schlechtem Wetter kann man drinnen in der Halle sitzen. Vom Bahnhof Bamberg erreicht man ihn in rund zehn Minuten Fußweg.
Fässla-Keller
Moosstraße 32
96 050 Bamberg
Bayern
Deutschland
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