Langsam gehen wir die uralte, mit Naturstein gepflasterte und schon ziemlich zerbröselte Straße hinauf. Für einen Moment fühlen wir uns um Jahrzehnte, wenn nicht mehr, in der Zeit zurückversetzt. Dichtes Grün säumt den Weg links und rechts, und nach ein paar Höhenmetern tauchen beiderseits des Hohlwegs Steinmauern auf, auch sie aus unbehauenen Natursteinen errichtet.
Unter den zahlreichen Bögen in dieser Mauer führen schmale Türen in alte Keller, die vor Urzeiten in den Sandstein getrieben wurden, um in der Kühle Bier und andere Lebensmittel den Sommer über zu lagern. Irgendjemand hat sie mal gezählt und ist auf immerhin 29 Keller gekommen. Die meisten werden wohl aufgelassen sein, denke ich mir, aber wer weiß, was sich dort in den Tiefen alles finden würde, könnte man hinter die dicken Türen schauen.
Noch ein paar Schritte, und rechter Hand taucht ein unlängst erst renoviertes Sandsteingebäude auf, der Gambrinus Keller Unterhaid. Neun Jahre ist es wohl her, dass die alte, denkmalgeschützte Anlage wieder hergerichtet worden ist, denn 2011 ist die Jahreszahl, die in den Schlussstein des den Eingang überwölbenden Bogens eingeschlagen ist.
Wir spüren den Zauber dieser Anlage, registrieren anhand der idyllischen Ruhe aber auch, dass wohl aufgrund des sehr wechselhaften, meistens grauen Wetters der letzten Tage der Keller auch heute nicht geöffnet worden ist – zu spät sind die Wolken aufgerissen und hat die tiefstehende Nachmittagssonne nun alles in ihre wärmenden Strahlen getaucht.
Neben der fest verschlossenen Holztür hängt die Getränkekarte – ein in der Schlossbrauerei Reckendorf extra für den Gambrinus Keller eingebrautes, naturtrübes und herbes Pils, wird als Hausbier angeboten, daneben gibt es noch weitere Reckendorfer Biere, natürlich ein paar alkoholfreie Getränke und schließlich auch, wir sind ja auch in der Weinbergstraße, ein paar Weine.
Links neben der Tür führen ein paar Stufen hinauf, wo auf einer dicken Kiesdecke ein paar Biertischgarnituren in der Sonne trocknen. Hier oben könnte man sich am zweiten Eingang die Brotzeiten holen, die der Wirt Martin Herrmann hier für seine Gäste anbietet.
Der eigentliche, große Biergarten befindet sich aber auf der gegenüberliegenden Seite des Hohlwegs. Auf einer großen Wiese stehen hier eingerahmt von dichtem Grün viele weitere Biertischgarnituren, und vor unserem geistigen Auge sehen wir das lebhafte, fröhliche Treiben und die herumtobenden Kinder, hören das Gläserklirren und Lachen der Gäste und stellen uns in Gedanken schon in die Schlange am Ausschank.
Doch heute: Leider nichts. So idyllisch es auch ist – der Wettergott hat uns allen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.
So trollen wir uns und gehen den Hohlweg wieder hinunter, auf ein anderes Mal hoffend.
Der Gambrinus Keller Unterhaid ist täglich von 16:00 bis 22:00 Uhr geöffnet, sonnabends und sonntags schon ab 15:00 Uhr – alles aber nur bei gutem Wetter. Wann das Wetter gut genug ist, entscheidet der Wirt, gibt es aber zum Glück bei Facebook bekannt, so dass man sich vor einem Besuch schlau machen kann und nicht, wie wir, vor verschlossenen Türen stehen muss. Kommt man nämlich mit der Regionalbahn und steigt in Oberhaid aus, hat man noch einen schönen Fußmarsch bis zum Keller vor sich. Der macht richtig Durst, und um so ärgerlicher wäre es dann, erst oben festzustellen, dass man nichts zu trinken kriegt.
Gambrinus Keller Unterhaid
Weinbergstraße
96 173 Oberhaid
Bayern
Deutschland
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