Brauerei-Gasthof Kundmüller
Viereth-Trunstadt OT Weiher
DEU

Viereth-Trunstadt – eine dieser Kunstgemeinden, die im Zuge irgendeiner Gemeindereform durch Zusammenlegen mehrerer Dörfer entstanden sind, und eine, die sich jetzt nicht nur als Zungenbrecher nach dem vierten oder fünften Seidla, sondern auch als Beweis dafür, dass die deutsche Sprache gelegentlich wie abgehacktes Maschinengewehrfeuer klingt, eignet.

Das wichtigste an dieser Gemeinde ist aber nicht ihr zum bissigen Philosophieren einladender Name, sondern der kleinste der vier Ortsteile: Weiher. Hier befindet sich nämlich eine kleine, aber ob ihrer konstant hervorragenden Bierqualität mit tadellosem Ruf glänzende Brauerei, der Brauerei-Gasthof Kundmüller.

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„Herzlich willkommen!“

Kaum mehr als 100 Einwohner zählt Weiher, und so verwundert es nicht, dass die Brauerei vom Ortsschild an stets präsent ist. Gleich am Ortseingang steht ein Brauerei-Lastwagen, wenige Schritte weiter eine alte Destille direkt am Straßenrand, und dann grüßt auch schon ein dunkelgrünes Schild „Herzlich willkommen!“ und führt uns ein paar Schritte über den Hof zum Anwesen der Kundmüllers.

Die Holzbänke und -tische auf dem gepflasterten Innenhof sind mit rotweißem Kunststoffband abgesperrt, und für einen Moment haben wir Sorge, dass die CoViD-19-Pandemie den Schankbetrieb hier noch fest im Griff hat. Aber kaum haben wir ein paar Schritte weiter gemacht, sind wir erleichtert: Auf den Wiesen rund ums Haus stehen noch viele, viele weitere Tische und Bänke, und hier ist im Rahmen der Hygienevorschriften Biergartenbetrieb. Hurra!

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die oberste Terrasse des Biergartens

Auf insgesamt drei verschiedenen, terrassenartigen Ebenen kann man sitzen, und wir wählen die oberste, die, wo auch ein paar Klettergerüste für die Kinder stehen und wo am späten Nachmittag noch viel Sonne hinkommt. Aber auch die, wo man, um sich sein Bier zu holen, ein paar Stufen wieder runterklettern muss.

Wir verteilen Jacken und Taschen auf der Bierbank im Bewusstsein, mit dem Platz verschwenderisch umgehen zu können, da aufgrund der Abstandsregelung sowieso keine weiteren Gäste in diesen Tisch dürfen, und gehen wieder nach unten. Ein kleines Fenster neben dem Eingang zum Schankraum ist geöffnet, dahinter eine fröhliche junge Dame, die nach unseren Wünschen fragt.

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27 Positionen, die Auswahl fällt schwer!

Ein schneller Blick nach links auf die dort aufgehängte Bierliste, und schon beginnt das Problem. Andernorts steht hier Helles, Dunkles, Weizen, vielleicht noch Lager und Rauchbier, aber das war’s dann oft. Hier beim Kundmüller hängt eine lange Liste. Einiges vom Fass, noch viel mehr aus der Flasche, und gerade bei den Flaschenbieren auch Angebote, die ich, wenn ich mich nicht schon vorher über die Brauerei schlau gemacht hätte, hier definitiv nicht erwarten würde. Im Bourbonfass gereifte Bockbiere? Doppelböcke noch im Juni? Weizenböcke? Kollaborationsbiere mit einer brasilianischen Brauerei? Es ist beeindruckend. Dreizehn Biere vom Fass, vierzehn aus der Flasche – in Gedanken rechne ich, wie viele Tage ich jetzt hier verbringen muss, um mich einmal durch das Angebot zu trinken …

Meine beiden Mitreisenden haben da weniger Probleme, da geht die Auswahl recht schnell: Der eingeteilte Kraftfahrer, Herr M., entschließt sich mangels Handlungsfreiheit zu einem Alkoholfreien, bestellt sich aber, wohl um das zu kompensieren und sich trotzdem etwas Gutes zu tun, eine Brotzeitplatte dazu, die auch den halben Musikverein hätte sättigen können. Der sich gedanklich schon im in wenigen Wochen anstehenden Ruhestand wähnende Mitreisende G. hingegen nimmt sich die Freiheit des Alters, sich vor nichts und niemandem mehr rechtfertigen zu müssen, und kommt mit einem Halbliter-Willibecher eines Double Imperial India Pale Ale zurück. 9,0% Alkohol in der durstlöschenden Portionsgröße. Breit grinsend setzt er sich auf die Bierbank in die pralle Sonne und startet, wie mir scheint, ein Experiment am lebenden Objekt.

Zurückhaltend sortiere ich mich zwischen diesen beiden Extremen ein und bestelle mir eine Hopfenweisse mit 5,2%.

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Hopfenweisse

Oben in der Sonne sitzen wir nun mit dem gebührenden Abstand und genießen die Biere. Und die Brotzeit dazu, denn natürlich habe ich angesichts des gewaltigen Brotzeitbrettls des Herrn M. nicht widerstehen können und mir zumindest eine kleine, eher symbolische Brotzeit mitgebracht.

So sitzen wir da, in bester fränkischer Biergartenatmosphäre und vermissen nichts außer den Mitmenschen. Noch viel zu zurückhaltend sind die Besucher, wenn auch aus gutem Grund.

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Double Imperial IPA im Willibecher

Das Double Imperial IPA begeistert mit einem kräftigen, eher harzigen Hopfenaroma und einem gewaltigen Malzkörper, der die Hopfenbittere hervorragend ausbalanciert. Trotz der gewaltigen Stärke ist es noch süffig, und nicht ganz ohne Sorge beobachte ich, wie Herr G. in großen Zügen seinen Durst mit diesem mächtigen Bier löscht.

Die Hopfenweisse ist wunderbar süffig, auch hier ist ein Trinken eigentlich nur in großen Zügen möglich. Es zischt leise auf der Zunge, und schon ist das halbe Glas leer. Die Hopfenaromen halten sich trotz der Bezeichnung noch durchaus dezent im Hintergrund, schön ausgewogen paart sich das Bier mit seiner feinen Bittere prächtig mit der Brotzeit. Wunderbar. Wir stellen fest: Das Leben zeigt sich mal wieder von seiner Sonnenseite!

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Flaschenbier zum Mitnehmen

Noch mehr schöne Biergärten möchte uns Herr M. zeigen und drängt auf Aufbruch. Wenn er schon fahren muss, dann soll es sich auch lohnen, dann sollen wir auch mehr als nur ein Ausflugsziel zu sehen bekommen. Schweren Herzens reißen wir uns also los, bringen unser Geschirr zurück, werfen noch einen Blick in die fast leere Gaststube (wer möchte bei so einem herrlichen Wetter auch drinnen sitzen) und sehen auf der Theke schön aufgereiht das gesamte Flaschenbierangebot der Brauerei.

Ach, und ich werde schwach. Ein paar Flaschen wandern in meinen Rucksack. Kein Problem für heute, da ich luxuriös gefahren werde, aber sicher eines morgen, wenn ich mit der Bahn zurück nachhause fahren muss, zusätzlich noch mit einem Koffer bepackt und mit mindestens zwei Umstiegen … Aber egal. Zu verlockend ist das Angebot.

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ein kleiner Ausschnitt der beeindruckenden Bierkrugsammlung

Ein kurzer Blick noch auf die beeindruckende Bierkrugsammlung, die sorgfältig hinter Glas präsentiert den Weg zum WC ziert, und dann mahnt aber wirklich schon der Zeigefinger des Kraftfahrers M. zum endgültigen Aufbruch.

Der Brauerei-Gasthof Kundmüller ist montags und dienstags ab 16:00 Uhr, donnerstags bis sonntags ab 10:00 Uhr geöffnet; mittwochs ist Ruhetag. Die Anreise ist eigentlich nur mit dem eigenen Fahrzeug möglich – entweder hat man also, wie wir, einen geduldigen Fahrer, oder man bleibt am besten über Nacht in einem der angebotenen Gästezimmer.

Bilder

Brauerei-Gasthof Kundmüller
Weiher 13
96 191 Viereth-Trunstadt
Bayern
Deutschland

4 Comments

  1. Ja Volker,du hast es geschafft eine der besten Brauereien in Oberfranken zu besuchen. Leider konnte ich im Mai
    nicht dort meine 2bis 3 Besuche im Jahr machen.Von dort aus mache ich seit 1997 mit meiner Frau die Brauereitouren.
    So haben wir die Brauerei Kundmüller wachsen gesehen.
    Liebe Grüße aus Mülheim Ruhr.
    Vielleicht bis bald mal in Wien oder
    Tour de Bier.

    • Hallo, Udo,

      hab vielen Dank für Deinen Kommentar.

      Ja, dieses Jahr macht es schwierig, die Reisegewohnheiten aufrechtzuerhalten. Es gab heuer ja auch keine Tour de Bier, ich bin über drei Monate lang überhaupt nicht mehr beruflich unterwegs gewesen, und in den letzten Wochen, als nicht mehr alles per Videokonferenz gemacht wurde, nur in der Region geblieben. Das Leben hat sich schlagartig verändert.

      Meine Reise nach Bamberg war da gefühlt schon „etwas Großes“ – endlich mal wieder auf Achse, endlich mal wieder in einem Biergarten sitzen.

      Mal sehen, wann wir zu einer gewissen Normalität zurückkehren können.

      Mit bestem Gruß nach Mülheim, und Cheers!

      VQ

  2. Waren auf dem MainRadweg unterwegs und haben einen Abstecher nach Weiher gemacht mit Übernachtung.. Sind ca 16 Uhr angekommen.. Ein schönen Krug mit Landbier getrunken.. Frisch gemacht und dann ab in den Biergarten. Soo gemütlich.. Tolle Biere und Essen.. War ruck zuck 23uhr.. Ab ins Zimmer.. Morgens super Frühst<ck.. Hat sich gelohnt

    • Ja, ich denke, so sollte man es machen, Ingo. Mit dem Fahrrad anreisen und vor Ort übernachten. Dann braucht man sich keine Gedanken um eine Rückkehr zu machen und kann trotzdem alle Biere vor Ort verkosten.

      Naja, fast alle, denn sich einmal komplett durch die Karte zu trinken, dauert länger als nur einen Nachmittag und Abend – da müsste man dann schon mehrere Nächte bleiben. Was aber auch kein schlechter Gedanke ist.

      Mit bestem Gruß und Cheers!

      VQ

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