Unter den derzeitigen Bedingungen einen Bierwettbewerb zu veranstalten, ist nicht einfach. Juroren und Stewards sitzen üblicherweise recht eng beisammen, sie haben in den Pausen zwischen den Verkostungsrunden viel Kontakt untereinander, und – seien wir ehrlich! – viele Juroren spekulieren immer auch auf ein attraktives Rahmenprogramm mit viel Networking. Alles Dinge, die unter den CoViD-19-Bedingungen entweder verboten oder doch zumindest nicht wirklich erwünscht sind.
Die Veranstalter müssen also einen entsprechend höheren Aufwand betreiben.
Ansätze gibt es unterschiedliche. Denkbar wäre es, die Bierproben anonymisiert den Juroren zuzuschicken und sie von diesen daheim verkosten zu lassen. Kann man machen, aber ob das so viel Spaß macht, sich allein im stillen Kämmerchen daheim eine Bierprobe nach der anderen anzutun?
Oder man lockert auf. Die Juroren sitzen weit voneinander entfernt, haben auch in den Pausen nur geringen Kontakt zueinander und müssen sich der Maskenpflicht beugen – zumindest dann, wenn sie nicht gerade am Verkostungstisch sitzen. Ein aufwändiges Hygienekonzept rundherum ist nötig, und trotz allem bleibt ein Restrisiko der Ansteckung.
Oder man lässt den Wettbewerb ausfallen und nimmt in Kauf, dass die Brauer, die sonst immer teilgenommen haben, dafür Verständnis aufbringen und nächstes Jahr trotzdem wieder dabei sein werden. Und die Juroren auch. Und natürlich, dass der Wettbewerb in unserer schnelllebigen Zeit nicht nächstes Jahr schon bei den Verbrauchern in Vergessenheit geraten sein wird.
Beim Meininger‘s International Craft Beer Award 2020 hat man sich dafür entschieden, die Verkostung mit einem speziellen Hygienekonzept zu begleiten und die Siegerehrung online durchzuführen. Natürlich fehlt bei so einer virtuellen Siegesfeier der letzte Kick. Das Sich-in-die-Arme-Fallen, das Ausgelassen-miteinander-Feiern, das unmittelbare Miterleben der Freudenschreie – all diese Aspekte fallen im Cyber-Space weg.
Dass ein Sieg trotzdem tolle Emotionen hervorzurufen vermag, beweist aber das Siegerfoto der Brauerei Kundmüller:
Bei bestem Wetter im heimischen Biergarten sitzend, erfährt das Team der Brauerei vom Gesamtsieg. Craft-Brauer des Jahres national! Mit zwei Platinmedaillen, sechs Goldmedaillen und zwei Silbermedaillen hat die Brauerei aus dem winzigen Dörfchen Weiher einen riesigen Erfolg eingefahren, und man merkt es den Jungs an: Sie sind stolz darauf!
Da muss man dann auch als kritischer Chronist die grundsätzliche Kritik am Meininger‘s International Craft Beer Award und seinen seltsamen Medaillenrängen, wie ich sie in meinem Newsletter im Sommer 2018 und vor einem Jahr in meiner kurzen Notiz zum Award 2019 geäußert habe, für einen Moment zurückstellen und sich einfach nur mit den Brauern aus Weiher freuen.
Herzlichen Glückwunsch also an die Kundmüllers und ihr Team. Ich habe Eure Biere vor wenigen Wochen erst vor Ort verkosten können, und so stelle ich einfach mal fest: Der Sieg ist verdient!
Alle weiteren Informationen zum und Ergebnisse des diesjährigen Meininger‘s International Craft Beer Award finden sich auf der Website von Meininger und in deren Pressemitteilung.
Die ausgezeichneten Biere der Brauerei Kundmüller:
Platin: Weiherer Lager, Weiherer/ Fat Head’s Imperial IPA
Gold: Weiherer Weizen Hell, Weiherer Keller, Weiherer/Cervejaria Bamberg Zapfenduster, Weiherer Osw-Alt, Unser Bürschla, Bira Bassanese
Silber: Weiherer Zwickerla Hell, Weiherer/Fat Head’s Hopferla
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