Direkt am Rand der Innenstadt von Unna steht der beeindruckende Ziegelbau der Lindenbrauerei. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist hier eine erfolgreiche und für die damalige Zeit ziemlich große Brauerei entstanden, die ihr Lindenbier über mehr als hundert Jahre in der Region erfolgreich verkaufte.
In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts ereilte die Brauerei allerdings das Schicksal vieler anderer Regionalbrauereien – mit der zunehmenden Konzentration in großen Konzernen wurde der Wettbewerb zu groß, und 1979 wurden die Tore der Lindenbrauerei geschlossen.
Für immer?
Nein.
früher Großbrauerei, jetzt Kulturzentrum
Zunächst wurden die Überreste der Brauerei, die wunderschönen Ziegelbauten, unter Denkmalschutz gestellt. Sudhaus, Kesselhaus, Schalander und der gewaltige Schornstein sind Industriekultur vom Feinsten. In einem zweiten Schritt wurde hier ein soziokulturelles Zentrum errichtet, um den großen Bau wieder einer Bestimmung zuzuführen und ihn nicht vergammeln zu lassen. Im Mai 1992 eröffnete hier das Kultur- und Kommunikationszentrum Lindenbrauerei.
Aber was wäre ein solches Industriedenkmal ohne seine eigentliche Zweckbestimmung, das Bierbrauen? Und so wurde 2002 im Erdgeschoss eine kleine Hausbrauerei eingerichtet – ein 2,5-hl-Sudwerk der Firma Kaspar Schulz aus Bamberg. Im Gegensatz zu vielen Gasthausbrauereien steht das Sudwerk nicht im Mittelpunkt der Gastronomie, sondern befindet sich ein wenig stiefmütterlich in einem unauffälligen Seitenbereich. Das hier gebraute Lindenbier ist naturtrüb, von kräftiger Farbe und recht vollmundig und wird in der Gaststätte Schalander sowie bei Veranstaltungen im Kulturzentrum ausgeschenkt.
das Sudwerk stammt von der Firma Kaspar-Schulz
Als ich am 21. September 2013 vom seit Mitte 2012 hier für das Bier verantwortlichen Brauer, Gerd Ruhmann, eine kleine Führung durch die Brauerei bekam, erzählte er mir, dass er zu bestimmten Veranstaltungen auch jeweils ein dazu passendes Bier kreiert – und da die Veranstalter Alt-68er sind und rocklastige Musik bevorzugen, entstehen hier Biere wie „Black Sabbath“, „Purple Haze“ und „Sweet Little Sixteen“, letzteres natürlich stilecht mit 16°P Stammwürze. Kleines Manko für den Bierreisenden: Die Sude sind einmalig, und üblicherweise am Ende einer Veranstaltung auch ausgetrunken. Schwierig also, diese Biere einmal zu verkosten.
Lindenbier
Für eine Verkostung des „normalen“ Lindenbiers hat aber der Schalander täglich (außer sonntags) ab 18:00 Uhr geöffnet (sonnabends, wenn der BVB spielt, auch schon am Nachmittag, dann wird live übertragen). Parken kann man direkt nebenan im großen Parkhaus der Stadt Unna.
Lindenbrauerei Unna
Rio Reiser Weg 1
59 423 Unna
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
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